Dienstag, 12. August 2008
So let's do it like they do on the Discovery Channel
Weil ich gerade so schön in Amerikabashinglaune bin geht's gleich weiter und zwar mit Fernsehprogrammen. Eigentlich kann ich ja nicht wirklich mitreden. Daheim habe ich kein Empfangsgerät, so muß ich halt gucken, wenn ich im Hotel bin und dort schlafe ich nach einer halben Stunde regelmäßig davor ein. So entgingen mir Serienhelden wie die Sopranos und Ally Klein. Es hat zwei Jahre gedauert bis ich bei der Erwähnung von 'Sex and the city' nicht mehr rot geworden bin. Nicht weil ich so prüde wäre, sondern weil ich dachte, da ginge es um Sex an ungewöhnlichen Orten und ich natürlich sofort meine persönliche Geschichte beisteuerte. Als ich dann eine Folge hierzulande sah, erkannte ich sie als eine meiner Übersee-Einschlafhilfen wieder und wußte endlich, wie sie aus geht.

Meistens wache ich im Werbeblock kurz auf. Der unterbricht Serien in Amerika regelmäßig alle 15-20, dauert aber nicht länger als 5 Minuten. Geworben wird entweder für Essen oder für Versicherungen, manchmal auch für Bakterienkiller oder Medikamente. Schon klar, warum viele Amerikaner fett, ängstlich und depressiv sind. Würde mir einer im Halbschlaf ständig die Gefahren des Lebens suggerieren, denen man nur mit der richtigen Versicherung, der richtigen Pizza oder dem richtigen Medikament begegnen kann, wäre ich genauso. Das Antiserum - bei dem ich erstaunlicherweise NIE einschlafe - heißt HallmarkChannel. Inzwischen sendet dieser Kanal leider nicht mehr nur Bekehrungsstories mit auf Grußkartensprüchen basierenden Drehbuchdialogen, sondern auch weniger erbauliche Talkshows und gänzlich unreligiöse Fernsehfilme. Früher war das Programm da nicht unbedingt besser aber wenigstens voraussehbarer. Hallmarkchannel strahlte im Glanze der Scheinheiligkeit und ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Vielleicht weil mich diese Sorte weichzeichnermodusgedrehter Berichte gänzlich ungläubig zurückließen.

Wenn ich wachbleiben will, gucke ich einen neuen Sender, den NASAchannel. Das ist sowas wie Bayern3 Spacenight auf amerikanisch. Man stelle sich Big Brother im Großraumbüro irgendwo in Houston vor, wo dreissig Mann permanent per Bildschirm irgendwelche interstellaren Vorgänge überwachen und dazwischen kaffeetrinkend mit dem Kollegen ein Schwätzchen über Frau und Kinder halten. Das ganze wird live übertragen. Sowas ist wahnsinnig spannend, das hat man nicht alle Tage. Die von NASA TV nennen es Lückenfüller. Zum 50järhigen gibt es natürlich auch Sendung mit der Maus "wie funktioniert eine Rakete" und Bilder aus dem All. Manchmal wundere ich mich dann über die Menschen, die beständig irgendwo da draußen nach etwas suchen, ihre nächste Umgebung aber nicht kennen, geschweige denn sich selbst. Die wissen ja nicht mal wonach sie suchen, das aber für ein stolzes Jahresbudget von 17 Mrd. US Dollar (Quelle: Wikipedia). Derlei Gedanken rauben mir den Schlaf.

Da puhle ich lieber Fusel aus dem Zwischenraum meiner Zehen. Wenigstens weiß ich, wo die herkommen und wo sie hingehen. Und irgendwann schlafe ich dabei auch garantiert ein, während im Hintergrund leise einer "I'm loving it" flüstert.

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