Donnerstag, 4. Mai 2006
In the summertime (Sommer kommt´s)
In München ist der Sommer ausgebrochen. Keine Ahnung, wie das Wetter in Deutschland so ist (ja, da bricht das Freistaatbewußtsein durch), ich glaube ja keiner Wettervorhersage aber Erfahrungsberichte von überall werden gerne in den Kommentaren gelesen – vor allem wenn es irgendwo heute regnen sollte. Gestern war´s auch schon schön. Vorgestern war´s erst nicht so schön aber dann war´s schon schön... An dieser Stelle unterbreche ich die laufende Schneebergerparodie. Man soll ja immer schön sich selbst treu bleiben. Und authentisch und so. Das ist derzeit ziemlich hip und soll ein anderes Mal besprochen werden.

Worin ich mir allerdings untreu wurde, ist meine körpereigene Melatoninausschüttung. So ist das eben mit Kontrollfreaks. Immer schön dosiert und nur nie zu viel auf einmal. Als Ergebnis hat sich meine Haut heute Morgen rötlich verfärbt. Das war so nicht geplant aber irgendwie ist mein Zellengedächtnis auf dem Stand von vor zehn Jahren. Irgendwer sagte mir mal, dass das eine Alterserscheinung sei. Die alten Leute leben auch vorwiegend in der Vergangenheit, zumindest können sie sich daran am besten erinnern. Ich glaube heute noch, ich könne mich der Sonne ungehindert aussetzen und keinen Sonnenbrand kriegen, da ich ein dunkler Typ bin. Die kleinen dunklen Flecken, die sich in den letzten zehn Jahren auf meiner Haut wie die Karnickel vermehren, ignoriere ich dabei geflissentlich. Was ich auch verdrängt habe, sind die auf UV-Strahlung zurückzuführenden Schmerzen, die man nachts hat, wenn man auf einem roten Rücken zu liegen kommt. Nein, ich kriege ja keinen Sonnenbrand, den kriegen nur die anderen, diese hellhäutigen Typen, die sich ohne Sonnenschutz stundenlang im Freien bewegen und die Engländer, die sich selbst dann noch am Strand aalen, wenn die Haut bereits in Fetzen von den Schultern hängt. Die Schmerzen müssen demnach eine andere Ursache haben, eventuell eine Waschmittelunverträglichkeit oder ein subkutaner Muskelkater jeweils gepaart mit einem offensichtlich abfärbenden neuen Kleidungsstück. Oder das war einfach was Psychosomatisches. Dagegen kann man dann irgendwelche Blüten vom Bach einnehmen und ein wenig meditieren.

Ich hab ja schon viel meditiert in meinem Leben, meist für den Weltfrieden und gegen das Ozonloch. Irgendwie hab ich auch das Gefühl, es ist alles besser geworden, außer dem Weltfrieden und dem Ozonloch. Vielleicht hab ich einfach die falsche Technik. Oder ich muss mich noch mehr anstrengen und das mit verschiedenen keltischen Ritualen kombinieren. Natürlich muss da auch der äußere Rahmen stimmen. Man meditiert am besten nach Osten kopfstehend auf einem mit Dreadlocks ausgestopften buddhistischen Meditationskissen (Fortgeschrittenen genügt eine Kippa oder ein Pileolus als Polsterung).Dabei kann man die nach unten rutschende Burka mittels Gebetskapselriemen um die Beine befestigen. Streng darauf zu achten ist, dass während der Meditation sämtliche Kasten der Kommode im Zimmer geschlossen sind. Als Hintergrund eignen sich leise Sitarklänge und auf einem kreuzförmigen Rost grillende Fischstäbchen, die man hinterher zusammen mit kosher Cola verzehren darf. Wenn das ganze Brimborium nichts bringt, war´s wenigstens politisch korrekt. Das ist in der heutigen Zeit unheimlich wichtig.

Ob man so ein Ozonloch wohl stopfen kann? Ich hätte da schon eine Idee. Man braucht nur Cargoflugzeuge der Aeroflot mit ausgedienten Brennstäben von Atomkraftwerken auf der ganzen Welt bestücken und die immer innerhalb des Loches kreisen lassen. Hilft zwar nix gegen das Loch, sieht aber bei Nacht hübsch aus. Ich meine, diese ganze Tschernobylgeschichte ist doch auch recht hübsch gewesen. Letztens war ich in Kiew und habe mich gewundert, warum die Leute dort alle so strahlen, bis ich dann im Stern oder Spiegel oder so von dem Tschernobyljubiläum gelesen habe. Da war mir alles klar. Seit heute Nachmittag strahlt meine Haut auch, nämlich rot. Ich war schon wieder in der Sonne, weil ich vergessen hatte, dass ich da schon gestern war. Irgendwie steht mir rot auch vorzüglich. Und passt so gut zu meinem neuen Bikini, den ich jedoch erst tragen werde, wenn ich auch in der Lage bin, mein überschüssiges Körperfett zu vergessen. Ja, man muss auch mal vergessen können. Dann kann das Leben so schön sein wie das Wetter.

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Mittwoch, 3. Mai 2006
Rastlos
Heute hier, morgen dort
bin kaum da muß ich fort
hab' mich niemals deswegen beklagt
hab' es selbst so gewählt
nie die Jahre gezählt
nie nach gestern und morgen gefragt.

Manchmal träume ich schwer
und dann denk' ich es wär
Zeit zu bleiben und nun
was ganz anderes zu tun.

So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar
daß nichts bleibt, daß nichts bleibt
wie es war.

Daß man mich kaum vermißt
schon nach Tagen vergißt
daß ich längst wieder anderswo bin
stört und kümmert mich nicht
vielleicht bleibt mein Gesicht
doch dem ein oder andren im Sinn

Fragt mich einer warum
ich so bin bleib ich stumm
den die Antwort darauf fällt mir schwer
denn was neu ist wird alt
und was gestern noch galt
stimmt schon heut' oder morgen nicht mehr.

[Hannes Wader]

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Sprich zu deiner Hand!
Wer kennt sie nicht, die widerlichen kleinen Wurzelgnome aus der Arschlochfraktion? Sie laufen überall herum, verteilen emsig ihre vorgefertigten Meinungen, die meist auf Vorurteilen beruhen und halten sich für die Größten. Eine erste Begegnung hat bereits stattgefunden. Es ist der Ex Partner, der lügt, weil er zu feige ist, seine Fehler einzugestehen und sie lieber kaschiert, die Kollegin, die einem durch ihre Intrigen das Leben schwer macht oder der Kunde, der sich nie zufrieden stellen lässt, obwohl man alles für ihn tut. Es ist die Zufallsbekanntschaft, die zu einem Monster mutiert, der Nachbar, der Kleinkrieg gegen einen führt und der Beamte, der einem den Paragraphenknüppel zwischen die Beine wirft. Während dieser ersten Begegnung war man nahezu sprachlos ob dieser Willkür, die sich bei näherer Betrachtung als Machtspiel eines kindlichen Egos herausstellt. Man denkt weiter und plötzlich fallen einem unzählige Argumente und Erwiderungen ein, doch jetzt ist es zu spät. Das Spiel ist gelaufen. Rien ne va plus. Man tritt im Kreislaufmarathon die Teppichflusen platt, wirbelt bei jeder Kehrtwende am Ende des Zimmers ein klein wenig Staub auf und schleudert seine schlagfertigen Argumente und Flüche dem Usambaraveilchen am Fenster entgegen. Das lauscht geduldig und ohne Widerworte. Einzig ein bräunlich herabhängendes Blatt zeugt am nächsten Tag von der Verletzung der introvertierten Pflanzenseele.

Es vergeht einige Zeit. Langsam vergisst man die Sprüche, die man sich geschworen hat, bei der nächsten Begegnung an den entsprechenden Mann zu bringen. Und die Wurzelgnome der Arschlochfraktion lassen auf sich warten. Jetzt, wo man sich nicht von Verbalschlägen hätte umhauen lassen, jetzt sitzen sie in ihren kleinen dunklen Ecken und lauern. Sie beobachten uns aus ihren Augenschlitzen. Manchmal schnüffeln sie ein wenig wie Hunde, denn Selbstbewusstsein und Stärke lassen sich erriechen. Die Wurzelgnome warten, bis man wieder ganz unten ist, sich ein wenig selbst bemitleidet und zögerlichen Schrittes vorbeigeht. Dann springen sie aus ihren Verstecken und stehen plötzlich vor uns. Der Exfreund, die Zufallsbekanntschaft und der ehemalige Kollege, man trifft sie in der Schlange der Supermarktkasse, beim Friseur, auf Behörden oder im Restaurant. Man würde gerne verschwinden, sich unsichtbar machen, denn gerade jetzt fühlt man sich für eine Auseinandersetzung zu schwach, das Loch zwischen den Bodendielen ist zu klein und man selbst zu groß. Natürlich kann man einer Begegnung nicht ausweichen, das haben die Wurzelgnome schon so vorbereitet. Sie erwischen einen kalt von vorne, während sich hinter einem die Wände zur Ecke treffen. Das Hirn beginnt schlagartig in Turbogeschwindigkeit die Windungen nach passenden Worten abzufahren. Einzig das Usambaraveilchen könnte jetzt helfen, doch das hat noch nie auf Telefonläuten reagiert. Man stammelt ein paar Belanglosigkeiten und will sich an den Wurzelgnomen vorbeidrücken, doch die blasen sich vor einem zu wabbeligen Jabbas auf und lassen erkennen, dass auch sie die letzte Begegnung irgendwo in ihren verschrumpelten Gehirnen abgespeichert haben. An einem beleidigten Jabba kommt keiner vorbei, selbst wenn man sich noch so klein macht. Sie saugen die gesamte Raumluft in sich ein und entlassen sie wieder in stinkenden Worten. Man fühlt sich ein wenig schwindelig, beginnt zu rudern und tritt von einem Bein auf das andere. Im Grunde möchte man lieber auf dem abgetretenen Teppich daheim laufen, der ist immer wieder eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Weil man aber keinen fliegenden Teppich und keine Tarnkappe zur Hand hat, und auch die Ritter auf den weißen Pferden schon seit längerem beurlaubt sind, lässt man die gruseligen Jabbaworte mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern über sich prasseln wie einen strahlenden Regenschauer aus einer Atompilzwolke. So plötzlich die Jabbas auftauchten, so schlagartig sind sie auch wieder weg. Sie schnurren zusammen, ähnlich einem aufgeblasenen Luftballon, den man loslässt und verschwinden als Wurzelgnome wieder nach Arschlochhausen, ein Ort, an dem kein liberal denkender Mensch je gewesen sein möchte. Man selbst sammelt seine Habseligkeiten, sowie die geschundenen Knochen zusammen und macht sich auf zum Usambaraveilchen, das daheim schon wartet.

Im Grunde glaube ich nicht an den Satz Man trifft sich immer zwei Mal, denn es sind viele Male, die man sich trifft. Nur die schrumpeligen Gesichter der Wurzelgnome unterscheiden sich ein wenig voneinander. Der Typ ist immer der Gleiche. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch in diesem Monat mit dem Kapitän fliegen muss, der vor zwei Jahren an mir seinen übersteigerten Männlichkeitshabitus in Form von Dienstvorschriften und willkürlichen Unterstellungen ausließ und ich nur knapp die Tränen der Wut und Verletztheit zurückhalten konnte. Arschlochhausen hat seine Pforten geöffnet, und ich gehe jetzt vorsorglich duschen.

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Montag, 1. Mai 2006
Thank you for the music
Wenn heute am Kampftag der Arbeiterbewegung jeder ein Bier weniger trinken würde und das Geld spenden, hätten wir den neuen Server schon morgen. Oder jeder, der einen neuen Beitrag online stellt, zahlt heute mal 10 Euro. Blogger.de kostet die Nutzer sonst keinen Pfennig und liefert gute Qualität. Da kann man schon mal eine Ausnahme machen. Genug gequatscht, lassen wir Taten folgen. Ich geh jetzt für meine Beiträge einzahlen.

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Wir wollen niemals auseinandergehn
Schön war´s gestern. Und gruselig. Wir haben unser Bestes getan, damit der Sommer kommt. Danke an alle Zuhörer. Nächstes Mal sehen wir uns draußen.

Martina live

Andrea unveröffentlicht

Brainfarts unübertroffen

Don katholisch

Banana abwesend

Mein Zitterstimmentext

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