Montag, 14. November 2011
Keep Talking
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es Themen gibt, zu denen JE-DER was zu sagen hat? Ich kenne jetzt zumindest eines davon. Da mein Zustand in letzter Zeit kaum übersehbar ist, werde ich ständig darauf angesprochen. Sobald das Wort "Weisheitszähne" fällt, beginnen meine Gesprächspartner eine endlose Litanei ihres eigenen Leidensweges. Dahinter verbirgt sich kein Mitleid, kein Interesse, denn ich komme danach meist nicht mehr zu Wort. Es ist fast, als wolle man die Gelegenheit nutzen, um sein eigenes Trauma aufzuarbeiten. Da wird so blumig und nuancenreich über medizinische Hintergründe, den Eingriff als solchen und seine Folgen berichtet, wie ich es noch nie bei anderen Themen erlebte. Und wagen Sie es nicht, derartige Erzählungen zu unterbrechen. Mal abgesehen davon, dass es Ihnen nicht gelingen wird, haben Sie auch gleichzeitig einen neuen Freund gewonnen, der Ihnen nötigenfalls bis auf die Toilette folgt. Die Entfernung der Weisheitszähne macht Sie zu heimlichen Verbündeten. Ich denke gerade darüber nach, ob der Weltfrieden etwa durch eine gesetzlich angeordnete Weisheitszahnresektion zu gewährleisten sei. Mir wurde berichtet, dass diese Form des Mitteilungsbedürfnisses nur von einer augenscheinlichen Schwangerschaft überboten wird. Aber ich muss auch nicht jede Erfahrung gemacht haben.

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Sonntag, 13. November 2011
No Milk Today
Hunger habe ich keinen, vor allem weil jede Bewegung des angeschwollenen Kiefers Schmerzen verursacht. Aber die Pillen müssen runter und ohne was im Magen wird mir so übel davon. Also dachte ich heute, probier' ich's mal mit Babynahrung. Unglaublich welches Angebot den Kleinen da so in Gläschen präsentiert wird. Von Pasta mit Mozzarella über Biorind und -hühnchen bis Spinattortellini ist alles dabei. Gut dass draufsteht was drin ist, denn der Verkoster kann an der Breifarbe höchstens Karotten bzw. Spinat erahnen. Zum Nachtisch gibt's leckere Obstkombinationen. Nur Tiramisu habe ich erfolglos gesucht.

Und dann fiel mir wieder diese Sache mit Amerika ein. Der gemeine Reisende weiß ja, dass er so Dinge wie Obst, Milch und Fleischprodukte nicht einführen darf. Relativ neu ist allerdings eine Regelung, die unsere Wurstkonserven und Babynahrung auf dem Flieger betreffen. Das Zeug muss nämlich - obwohl vakuumverschlossen - vor der Landung in den Vereinigten Staaten entsorgt, sprich weggeworfen werden. Jetzt ist es aber so, dass diese Konserven in ihrem Behältnis das Flugzeug nie verlassen, sondern umgehend den Rückflug antreten würden, müssten wir sie nicht über die Abfallbehälter dem amerikanischen Müllvernichtungssystem zuführen. Die von uns entsorgten, europäischen Produkte werden anschließend durch amerikanische ersetzt, die weder geschmacklich noch inhaltlich an unsere heranreichen. Und jetzt erkläre mir mal einer den Sinn hinter solchem Gebahren. Soll damit die amerikanische Wirtschaft angekurbelt werden? Ich kann mir keine einzige Hygienemaßnahme vorstellen, die diese Regelung rechtfertigt. Der Normalreisende darf übrigens verschlossene Babynahrung ganz legal einführen.

Meine Mathematikkenntnisse reichen für folgende Milchmädchenrechnung: Nehmen wir mal an, es landen jeden Tag 10 deutsche Flugzeuge in einer amerikanischen Stadt. In jedem dieser Flugzeuge sind 6 Gläschen Babynahrung beladen. Das macht pro Tag 60 Gläschen, im Monat sind das schon etwa 1800 Gläschen und im Jahr 21900 (okay im Schaltjahr sind's 60 mehr und die Regelung betrifft auch nicht alle amerikanischen Flughäfen, was die Vorschrift noch idiotischer wirken läßt). Die Rechnung lässt sich beliebig auf weitere europäische Flugzeuge ausweiten. Sicher wird das ein oder andere Gläschen während des Fluges verköstigt, weswegen die Rechnung auch eine von Milchmädchen ist aber egal. Die Zahlen bewegen sich in einer Grössenordnung, die mich sprachlos macht. Ich spare mir an dieser Stelle mal den abgedroschenen Spruch über die Kinder in Afrika und genehmige mir stattdessen noch ein Pasta Bambini.

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Freitag, 11. November 2011
Windows of the world (2)


Ein Koffer voller Träume

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