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Samstag, 7. Dezember 2019
In The Name of Love
frau klugscheisser, 10:37h
Türchen No.7
Weil das Leben nicht nur Lachen und Glitzer ist, heute mal was ernstes. Langjährige Lesende haben vielleicht den ein oder anderen Beitrag über meine Kindheit und mein Trauma hier verfolgt. Gestern hat die Kaltmamsell einen Thread verlinkt, der in meiner Twitterline auftauchte. Darin geht es um Männer, die ihre Partnerinnen töteten. Die meisten solcher Morde geschehen nicht im luftleeren Raum, oft waren die Männer bereits vorher gewalttätig - physisch und/oder emotional. Die Frage, warum solche Frauen nicht einfach gehen, habe ich mir lange gestellt. Die Antwort darauf und andere, persönliche Hintergründe finden Sie in den Kommentaren zu ihrem Beitrag.
Noch eine Bemerkung, wieso immer nur von Männergewalt gegen Frauen gesprochen wird: weil Frauen seit Jahrhunderten zur Unterordnung konditioniert werden, weil Männer ihre Wut eher durch körperliche Gewalt kanalisieren, weil der umgekehrte Fall verschwindend gering ist im Vergleich zu den vorliegenden Fällen. Und nein, man muss hier nicht geschlechtsneutral formulieren. Man muss genau jene Frauen stärken, die betroffen sind, in dem darüber geschrieben und gesprochen wird. Man muss sie ermutigen, die Scham zu überwinden. Jegliche Diskussion über Formalitäten ist die Diskussion alter, weisser Männer, die damit den Fokus vom eigentlichen Problem ablenken und es so minimieren. Das ist nicht zielführend, sondern sogar schädlich, wie wir deutlich an der öffentlichen Diskussion um Klimakrise und A.f.d beobachten können.
Ein Beitrag, der Trauma und dessen Folgen im Falle von Flüchtlingen beschreibt, und wie Sprache bzw. Ausdruck damit zusammenhängen:
I think of trauma as waging a sort of war to avoid banal interpretations. Let me propose six tools used in this struggle:
1) Condensation: to express oneself in terms difficult to understand, cryptically even, and never – or only very discreetly – mention the trauma in concrete terms.
2) Displacement: to talk or write about details secondary to what was truly traumatising, making them, implicitly or otherwise, carry the symbolic load of the trauma.
3) Simplification: to approach and name the event as simply, clearly, honestly and in as neutral a way as possible, in a manner that may seem emotionally disconnected.
4) Ignorance: to disregard knowledge and deny all understanding and explanation of the trauma. To approach the traumatic event with a consciously naive and unknowing gaze in order to allow a retelling of the story.
5) Excess: to express oneself too much, to talk at length, be long-winded, boring or overly detailed, thus excluding the possibility of dialogue. The subtext is, you are asking me for the most important part, but I can only give you everything.
6) Implacability: to refuse cooperation, community, comprehension or readability. Or, quite simply, to refuse to speak.
the poetics of trauma (via Kaltmamsell).
Weil das Leben nicht nur Lachen und Glitzer ist, heute mal was ernstes. Langjährige Lesende haben vielleicht den ein oder anderen Beitrag über meine Kindheit und mein Trauma hier verfolgt. Gestern hat die Kaltmamsell einen Thread verlinkt, der in meiner Twitterline auftauchte. Darin geht es um Männer, die ihre Partnerinnen töteten. Die meisten solcher Morde geschehen nicht im luftleeren Raum, oft waren die Männer bereits vorher gewalttätig - physisch und/oder emotional. Die Frage, warum solche Frauen nicht einfach gehen, habe ich mir lange gestellt. Die Antwort darauf und andere, persönliche Hintergründe finden Sie in den Kommentaren zu ihrem Beitrag.
Noch eine Bemerkung, wieso immer nur von Männergewalt gegen Frauen gesprochen wird: weil Frauen seit Jahrhunderten zur Unterordnung konditioniert werden, weil Männer ihre Wut eher durch körperliche Gewalt kanalisieren, weil der umgekehrte Fall verschwindend gering ist im Vergleich zu den vorliegenden Fällen. Und nein, man muss hier nicht geschlechtsneutral formulieren. Man muss genau jene Frauen stärken, die betroffen sind, in dem darüber geschrieben und gesprochen wird. Man muss sie ermutigen, die Scham zu überwinden. Jegliche Diskussion über Formalitäten ist die Diskussion alter, weisser Männer, die damit den Fokus vom eigentlichen Problem ablenken und es so minimieren. Das ist nicht zielführend, sondern sogar schädlich, wie wir deutlich an der öffentlichen Diskussion um Klimakrise und A.f.d beobachten können.
Ein Beitrag, der Trauma und dessen Folgen im Falle von Flüchtlingen beschreibt, und wie Sprache bzw. Ausdruck damit zusammenhängen:
I think of trauma as waging a sort of war to avoid banal interpretations. Let me propose six tools used in this struggle:
1) Condensation: to express oneself in terms difficult to understand, cryptically even, and never – or only very discreetly – mention the trauma in concrete terms.
2) Displacement: to talk or write about details secondary to what was truly traumatising, making them, implicitly or otherwise, carry the symbolic load of the trauma.
3) Simplification: to approach and name the event as simply, clearly, honestly and in as neutral a way as possible, in a manner that may seem emotionally disconnected.
4) Ignorance: to disregard knowledge and deny all understanding and explanation of the trauma. To approach the traumatic event with a consciously naive and unknowing gaze in order to allow a retelling of the story.
5) Excess: to express oneself too much, to talk at length, be long-winded, boring or overly detailed, thus excluding the possibility of dialogue. The subtext is, you are asking me for the most important part, but I can only give you everything.
6) Implacability: to refuse cooperation, community, comprehension or readability. Or, quite simply, to refuse to speak.
the poetics of trauma (via Kaltmamsell).
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Freitag, 6. Dezember 2019
The Wide Eyed and Laughing
frau klugscheisser, 01:16h
Türchen No.6
Wann haben Sie zuletzt so richtig herzerfrischend gelacht? Mit Tränen und Luftschnappen und allem pipapo? Mir passiert das immer zu völlig unpassenden Momenten. Beispielsweise möchte ich einen Witz erzählen und kriege dann die Pointe vor lachen nicht raus. Alle drumherum schauen sich peinlich berührt an, manchmal lachen sie auch über mich. Der Witz kommt meistens nicht so gut wie angekündigt an aber die Erheiterung funktioniert trotzdem. Hinterher muss ich meine Schminke neu sortieren, weil sie nicht mehr am ursprünglich aufgetragenen Ort ist und mich ein bisschen atmenderweise erholen. Im Dienst provozierte dieses Gebahren einst den Spruch "Die Stimmung sollte gut sein aber die Arbeitsleistung nicht übersteigen." vom Käptn Spaßbremse.
Eine andere Situation war die am Lautsprecher, als ich aufgrund einer Bemerkung der Kollegin während meiner Ansage einen Lachflash bekam. Der war natürlich nicht sofort in den Griff zu bekommen - der rosa Elefant halt. Also driftete meine Stimme mitten im Satz nach oben ab, ich musste abbrechen. Ich glaube, ich hab's nach dem fünften Anlauf zu Ende bekommen, hatte aber einen Rückfall als der Passagier in der ersten Reihe fragte: "Finden Sie das etwa lustig?"
Ein alter Spruch vom Fredl Fesl kann diese Art des Lachens bei mir treffsicher hervorrufen: A Pferdl hoasst Pferdl weil's auf da Erdn is, weil wanns in da Luft war, dads Pfluftl hoassn. Der läuft im weihnachtlichen Familienkreis inzwischen schon unter Tradition - also meine Darbietung des Spruches, nicht der Witz an sich (und sogar beim Tippen lach' ich mich schlapp...) Ansonsten sind heute sicher viele Nikolausmützen unterwegs, über deren Träger man zwar nicht lachen aber zumindest schmunzeln kann.

Wann haben Sie zuletzt so richtig herzerfrischend gelacht? Mit Tränen und Luftschnappen und allem pipapo? Mir passiert das immer zu völlig unpassenden Momenten. Beispielsweise möchte ich einen Witz erzählen und kriege dann die Pointe vor lachen nicht raus. Alle drumherum schauen sich peinlich berührt an, manchmal lachen sie auch über mich. Der Witz kommt meistens nicht so gut wie angekündigt an aber die Erheiterung funktioniert trotzdem. Hinterher muss ich meine Schminke neu sortieren, weil sie nicht mehr am ursprünglich aufgetragenen Ort ist und mich ein bisschen atmenderweise erholen. Im Dienst provozierte dieses Gebahren einst den Spruch "Die Stimmung sollte gut sein aber die Arbeitsleistung nicht übersteigen." vom Käptn Spaßbremse.
Eine andere Situation war die am Lautsprecher, als ich aufgrund einer Bemerkung der Kollegin während meiner Ansage einen Lachflash bekam. Der war natürlich nicht sofort in den Griff zu bekommen - der rosa Elefant halt. Also driftete meine Stimme mitten im Satz nach oben ab, ich musste abbrechen. Ich glaube, ich hab's nach dem fünften Anlauf zu Ende bekommen, hatte aber einen Rückfall als der Passagier in der ersten Reihe fragte: "Finden Sie das etwa lustig?"
Ein alter Spruch vom Fredl Fesl kann diese Art des Lachens bei mir treffsicher hervorrufen: A Pferdl hoasst Pferdl weil's auf da Erdn is, weil wanns in da Luft war, dads Pfluftl hoassn. Der läuft im weihnachtlichen Familienkreis inzwischen schon unter Tradition - also meine Darbietung des Spruches, nicht der Witz an sich (und sogar beim Tippen lach' ich mich schlapp...) Ansonsten sind heute sicher viele Nikolausmützen unterwegs, über deren Träger man zwar nicht lachen aber zumindest schmunzeln kann.
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Donnerstag, 5. Dezember 2019
Sparkle
frau klugscheisser, 01:00h
Türchen No.5
Früher war mehr Lametta.Loriot
Wenn es glitzert, ist nicht zwingend bald Weihnachten. Es könnte auch sein, Sie befinden sich im Kindergarten oder in russischen Gefilden bzw. haben mit Landsleuten zu tun. Eine russische Bekannte verriet mir, die Damen ihres Landes hätten ein Faible für Blingbling, wie sie es nannte. Davon abgesehen ist Glitzer im übertragenen Sinne wichtig für den Alltag. Man kann ihn auch ganz ohne artgerechte Einhornhaltung - die pupsen bekanntlich Glitzer - und für Allergiker feenstaubfrei herstellen. Ein bisschen Freude in den tristen Tagesablauf einplanen, einer anderen Person Freude bereiten oder mal aus dem Fenster in die Sonne blinzeln, sich für eine Tasse Tee, eine Tagträumerei oder einen Spaziergang Zeit nehmen, sich ein Stück Kuchen, Schokolade oder Pizza gönnen, eine Kleinigkeit besorgen, an der man Spaß hat, ein Telefonat führen, die Möglichkeiten sind vielfältig. Mein persönlicher Glitzer ist die Zeit kurz nach dem Aufstehen. Wenn ich keinen aushäusigen Termin habe, mache ich mir eine Tasse Tee, surfe ein bisschen im Netz und denke an meine nächtlichen Träume, spüre dem Gefühl nach, das er hinterlässt oder spüre einfach nur die Kuschelsocken an meinen nackten Füßen, zünde eine Kerze an und genieße die frühmorgendliche Ruhe und die Wärme meiner Heizung. Dabei achte ich darauf, dass der Kopf nicht mit To-Dos dazwischenfunkt.Manche Gedanken lassen sich durchaus aufglitzern, denn die folgen bekanntlich unseren Einstellungen. Ohne diesen täglichen Glitzer fehlt mir was. Was lässt Ihren Alltag glitzern?
Früher war mehr Lametta.Loriot

Wenn es glitzert, ist nicht zwingend bald Weihnachten. Es könnte auch sein, Sie befinden sich im Kindergarten oder in russischen Gefilden bzw. haben mit Landsleuten zu tun. Eine russische Bekannte verriet mir, die Damen ihres Landes hätten ein Faible für Blingbling, wie sie es nannte. Davon abgesehen ist Glitzer im übertragenen Sinne wichtig für den Alltag. Man kann ihn auch ganz ohne artgerechte Einhornhaltung - die pupsen bekanntlich Glitzer - und für Allergiker feenstaubfrei herstellen. Ein bisschen Freude in den tristen Tagesablauf einplanen, einer anderen Person Freude bereiten oder mal aus dem Fenster in die Sonne blinzeln, sich für eine Tasse Tee, eine Tagträumerei oder einen Spaziergang Zeit nehmen, sich ein Stück Kuchen, Schokolade oder Pizza gönnen, eine Kleinigkeit besorgen, an der man Spaß hat, ein Telefonat führen, die Möglichkeiten sind vielfältig. Mein persönlicher Glitzer ist die Zeit kurz nach dem Aufstehen. Wenn ich keinen aushäusigen Termin habe, mache ich mir eine Tasse Tee, surfe ein bisschen im Netz und denke an meine nächtlichen Träume, spüre dem Gefühl nach, das er hinterlässt oder spüre einfach nur die Kuschelsocken an meinen nackten Füßen, zünde eine Kerze an und genieße die frühmorgendliche Ruhe und die Wärme meiner Heizung. Dabei achte ich darauf, dass der Kopf nicht mit To-Dos dazwischenfunkt.Manche Gedanken lassen sich durchaus aufglitzern, denn die folgen bekanntlich unseren Einstellungen. Ohne diesen täglichen Glitzer fehlt mir was. Was lässt Ihren Alltag glitzern?
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