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Sonntag, 8. Dezember 2019
People Who Need People
frau klugscheisser, 11:44h
Türchen No.8
Heute mal ruhiger hier. Es gibt zwar Geschichten, die müssen aber noch köcheln.
Pinguine mag ich ja sehr, nicht nur weil sie drollig, sondern vor allem weil sie unterschätzt sind. Bei Menschen gibt es dieses Phänomen ebenfalls. Manche haben daraus eine Masche entwickelt, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen als diejenigen, die sich zunächst alleine zu helfen versuchen. Beides hat Vor- und Nachteile. Der Lerneffekt ist beim selbst Ausprobieren größer aber auch das Risiko des Scheiterns. Wenn mir meine Umwelt nicht viel zutraut, verpasse ich möglicherweise interessante Chancen, habe dafür aber keine Fehlschläge und kein Adrenalin. Im Moment probiere ich mich in einem Bereich aus, in dem ich überhaupt keine Erfahrung besitze. Von meiner Intuition geleitet agiere ich, beobachte intensiv und entcodiere die unausgesprochenen Gruppenregeln. Ich trete regelmäßig in Fettnäpfchen und sehe dabei für die drollig aus, die von meinem Newbiestatus wissen. Für die anderen sind meine Handlungen in dem Fall Ärgernis, denn sie trauen mir durch mein Auftreten viel mehr zu. Diese Erlebnisse verarbeite ich mit Humor, habe aber dennoch große Ambitionen, Peinlichkeiten zu vermeiden. Ich bevorzuge Autodidaktik mit ein klein wenig Unterstützung von aussen, wenn es sich nicht gerade um Raketenwissenschaft handelt. Der Lerneffekt ist intensiver, die Fortschritte schneller und der Stolz größer als würde ich nur zuschauen. Und die Pinguine tun ebenfalls ihr Bestes an Land, sie sind nur nicht optimal dafür ausgerüstet. Wenn Sie erfolgreich eine Meile in Stilettos über Eis gelaufen sind, dann wissen Sie um die meisterliche Stufe, auf der sich Drolligkeit bewegt.
Heute mal ruhiger hier. Es gibt zwar Geschichten, die müssen aber noch köcheln.
Pinguine mag ich ja sehr, nicht nur weil sie drollig, sondern vor allem weil sie unterschätzt sind. Bei Menschen gibt es dieses Phänomen ebenfalls. Manche haben daraus eine Masche entwickelt, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen als diejenigen, die sich zunächst alleine zu helfen versuchen. Beides hat Vor- und Nachteile. Der Lerneffekt ist beim selbst Ausprobieren größer aber auch das Risiko des Scheiterns. Wenn mir meine Umwelt nicht viel zutraut, verpasse ich möglicherweise interessante Chancen, habe dafür aber keine Fehlschläge und kein Adrenalin. Im Moment probiere ich mich in einem Bereich aus, in dem ich überhaupt keine Erfahrung besitze. Von meiner Intuition geleitet agiere ich, beobachte intensiv und entcodiere die unausgesprochenen Gruppenregeln. Ich trete regelmäßig in Fettnäpfchen und sehe dabei für die drollig aus, die von meinem Newbiestatus wissen. Für die anderen sind meine Handlungen in dem Fall Ärgernis, denn sie trauen mir durch mein Auftreten viel mehr zu. Diese Erlebnisse verarbeite ich mit Humor, habe aber dennoch große Ambitionen, Peinlichkeiten zu vermeiden. Ich bevorzuge Autodidaktik mit ein klein wenig Unterstützung von aussen, wenn es sich nicht gerade um Raketenwissenschaft handelt. Der Lerneffekt ist intensiver, die Fortschritte schneller und der Stolz größer als würde ich nur zuschauen. Und die Pinguine tun ebenfalls ihr Bestes an Land, sie sind nur nicht optimal dafür ausgerüstet. Wenn Sie erfolgreich eine Meile in Stilettos über Eis gelaufen sind, dann wissen Sie um die meisterliche Stufe, auf der sich Drolligkeit bewegt.
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Samstag, 7. Dezember 2019
In The Name of Love
frau klugscheisser, 10:37h
Türchen No.7
Weil das Leben nicht nur Lachen und Glitzer ist, heute mal was ernstes. Langjährige Lesende haben vielleicht den ein oder anderen Beitrag über meine Kindheit und mein Trauma hier verfolgt. Gestern hat die Kaltmamsell einen Thread verlinkt, der in meiner Twitterline auftauchte. Darin geht es um Männer, die ihre Partnerinnen töteten. Die meisten solcher Morde geschehen nicht im luftleeren Raum, oft waren die Männer bereits vorher gewalttätig - physisch und/oder emotional. Die Frage, warum solche Frauen nicht einfach gehen, habe ich mir lange gestellt. Die Antwort darauf und andere, persönliche Hintergründe finden Sie in den Kommentaren zu ihrem Beitrag.
Noch eine Bemerkung, wieso immer nur von Männergewalt gegen Frauen gesprochen wird: weil Frauen seit Jahrhunderten zur Unterordnung konditioniert werden, weil Männer ihre Wut eher durch körperliche Gewalt kanalisieren, weil der umgekehrte Fall verschwindend gering ist im Vergleich zu den vorliegenden Fällen. Und nein, man muss hier nicht geschlechtsneutral formulieren. Man muss genau jene Frauen stärken, die betroffen sind, in dem darüber geschrieben und gesprochen wird. Man muss sie ermutigen, die Scham zu überwinden. Jegliche Diskussion über Formalitäten ist die Diskussion alter, weisser Männer, die damit den Fokus vom eigentlichen Problem ablenken und es so minimieren. Das ist nicht zielführend, sondern sogar schädlich, wie wir deutlich an der öffentlichen Diskussion um Klimakrise und A.f.d beobachten können.
Ein Beitrag, der Trauma und dessen Folgen im Falle von Flüchtlingen beschreibt, und wie Sprache bzw. Ausdruck damit zusammenhängen:
I think of trauma as waging a sort of war to avoid banal interpretations. Let me propose six tools used in this struggle:
1) Condensation: to express oneself in terms difficult to understand, cryptically even, and never – or only very discreetly – mention the trauma in concrete terms.
2) Displacement: to talk or write about details secondary to what was truly traumatising, making them, implicitly or otherwise, carry the symbolic load of the trauma.
3) Simplification: to approach and name the event as simply, clearly, honestly and in as neutral a way as possible, in a manner that may seem emotionally disconnected.
4) Ignorance: to disregard knowledge and deny all understanding and explanation of the trauma. To approach the traumatic event with a consciously naive and unknowing gaze in order to allow a retelling of the story.
5) Excess: to express oneself too much, to talk at length, be long-winded, boring or overly detailed, thus excluding the possibility of dialogue. The subtext is, you are asking me for the most important part, but I can only give you everything.
6) Implacability: to refuse cooperation, community, comprehension or readability. Or, quite simply, to refuse to speak.
the poetics of trauma (via Kaltmamsell).
Weil das Leben nicht nur Lachen und Glitzer ist, heute mal was ernstes. Langjährige Lesende haben vielleicht den ein oder anderen Beitrag über meine Kindheit und mein Trauma hier verfolgt. Gestern hat die Kaltmamsell einen Thread verlinkt, der in meiner Twitterline auftauchte. Darin geht es um Männer, die ihre Partnerinnen töteten. Die meisten solcher Morde geschehen nicht im luftleeren Raum, oft waren die Männer bereits vorher gewalttätig - physisch und/oder emotional. Die Frage, warum solche Frauen nicht einfach gehen, habe ich mir lange gestellt. Die Antwort darauf und andere, persönliche Hintergründe finden Sie in den Kommentaren zu ihrem Beitrag.
Noch eine Bemerkung, wieso immer nur von Männergewalt gegen Frauen gesprochen wird: weil Frauen seit Jahrhunderten zur Unterordnung konditioniert werden, weil Männer ihre Wut eher durch körperliche Gewalt kanalisieren, weil der umgekehrte Fall verschwindend gering ist im Vergleich zu den vorliegenden Fällen. Und nein, man muss hier nicht geschlechtsneutral formulieren. Man muss genau jene Frauen stärken, die betroffen sind, in dem darüber geschrieben und gesprochen wird. Man muss sie ermutigen, die Scham zu überwinden. Jegliche Diskussion über Formalitäten ist die Diskussion alter, weisser Männer, die damit den Fokus vom eigentlichen Problem ablenken und es so minimieren. Das ist nicht zielführend, sondern sogar schädlich, wie wir deutlich an der öffentlichen Diskussion um Klimakrise und A.f.d beobachten können.
Ein Beitrag, der Trauma und dessen Folgen im Falle von Flüchtlingen beschreibt, und wie Sprache bzw. Ausdruck damit zusammenhängen:
I think of trauma as waging a sort of war to avoid banal interpretations. Let me propose six tools used in this struggle:
1) Condensation: to express oneself in terms difficult to understand, cryptically even, and never – or only very discreetly – mention the trauma in concrete terms.
2) Displacement: to talk or write about details secondary to what was truly traumatising, making them, implicitly or otherwise, carry the symbolic load of the trauma.
3) Simplification: to approach and name the event as simply, clearly, honestly and in as neutral a way as possible, in a manner that may seem emotionally disconnected.
4) Ignorance: to disregard knowledge and deny all understanding and explanation of the trauma. To approach the traumatic event with a consciously naive and unknowing gaze in order to allow a retelling of the story.
5) Excess: to express oneself too much, to talk at length, be long-winded, boring or overly detailed, thus excluding the possibility of dialogue. The subtext is, you are asking me for the most important part, but I can only give you everything.
6) Implacability: to refuse cooperation, community, comprehension or readability. Or, quite simply, to refuse to speak.
the poetics of trauma (via Kaltmamsell).
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Freitag, 6. Dezember 2019
The Wide Eyed and Laughing
frau klugscheisser, 01:16h
Türchen No.6
Wann haben Sie zuletzt so richtig herzerfrischend gelacht? Mit Tränen und Luftschnappen und allem pipapo? Mir passiert das immer zu völlig unpassenden Momenten. Beispielsweise möchte ich einen Witz erzählen und kriege dann die Pointe vor lachen nicht raus. Alle drumherum schauen sich peinlich berührt an, manchmal lachen sie auch über mich. Der Witz kommt meistens nicht so gut wie angekündigt an aber die Erheiterung funktioniert trotzdem. Hinterher muss ich meine Schminke neu sortieren, weil sie nicht mehr am ursprünglich aufgetragenen Ort ist und mich ein bisschen atmenderweise erholen. Im Dienst provozierte dieses Gebahren einst den Spruch "Die Stimmung sollte gut sein aber die Arbeitsleistung nicht übersteigen." vom Käptn Spaßbremse.
Eine andere Situation war die am Lautsprecher, als ich aufgrund einer Bemerkung der Kollegin während meiner Ansage einen Lachflash bekam. Der war natürlich nicht sofort in den Griff zu bekommen - der rosa Elefant halt. Also driftete meine Stimme mitten im Satz nach oben ab, ich musste abbrechen. Ich glaube, ich hab's nach dem fünften Anlauf zu Ende bekommen, hatte aber einen Rückfall als der Passagier in der ersten Reihe fragte: "Finden Sie das etwa lustig?"
Ein alter Spruch vom Fredl Fesl kann diese Art des Lachens bei mir treffsicher hervorrufen: A Pferdl hoasst Pferdl weil's auf da Erdn is, weil wanns in da Luft war, dads Pfluftl hoassn. Der läuft im weihnachtlichen Familienkreis inzwischen schon unter Tradition - also meine Darbietung des Spruches, nicht der Witz an sich (und sogar beim Tippen lach' ich mich schlapp...) Ansonsten sind heute sicher viele Nikolausmützen unterwegs, über deren Träger man zwar nicht lachen aber zumindest schmunzeln kann.
Wann haben Sie zuletzt so richtig herzerfrischend gelacht? Mit Tränen und Luftschnappen und allem pipapo? Mir passiert das immer zu völlig unpassenden Momenten. Beispielsweise möchte ich einen Witz erzählen und kriege dann die Pointe vor lachen nicht raus. Alle drumherum schauen sich peinlich berührt an, manchmal lachen sie auch über mich. Der Witz kommt meistens nicht so gut wie angekündigt an aber die Erheiterung funktioniert trotzdem. Hinterher muss ich meine Schminke neu sortieren, weil sie nicht mehr am ursprünglich aufgetragenen Ort ist und mich ein bisschen atmenderweise erholen. Im Dienst provozierte dieses Gebahren einst den Spruch "Die Stimmung sollte gut sein aber die Arbeitsleistung nicht übersteigen." vom Käptn Spaßbremse.
Eine andere Situation war die am Lautsprecher, als ich aufgrund einer Bemerkung der Kollegin während meiner Ansage einen Lachflash bekam. Der war natürlich nicht sofort in den Griff zu bekommen - der rosa Elefant halt. Also driftete meine Stimme mitten im Satz nach oben ab, ich musste abbrechen. Ich glaube, ich hab's nach dem fünften Anlauf zu Ende bekommen, hatte aber einen Rückfall als der Passagier in der ersten Reihe fragte: "Finden Sie das etwa lustig?"
Ein alter Spruch vom Fredl Fesl kann diese Art des Lachens bei mir treffsicher hervorrufen: A Pferdl hoasst Pferdl weil's auf da Erdn is, weil wanns in da Luft war, dads Pfluftl hoassn. Der läuft im weihnachtlichen Familienkreis inzwischen schon unter Tradition - also meine Darbietung des Spruches, nicht der Witz an sich (und sogar beim Tippen lach' ich mich schlapp...) Ansonsten sind heute sicher viele Nikolausmützen unterwegs, über deren Träger man zwar nicht lachen aber zumindest schmunzeln kann.
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