Sonntag, 28. August 2011
1991
So begannen die Neunziger. Nena und ihre Kumpels der neuen deutschen Welle waren nicht mehr ganz so in. Dafür kamen die sog. Boybands auf. Ich stand mehr auf die Jungs mit den klassischen Saiteninstrumenten.

Den ersten Sex hatte ich ein Jahr zuvor - übrigens ein tolles Erlebnis, an das ich im Gegensatz zu manch Anderer gerne zurückdenke, weniger jedoch an die Begleitumstände - und wollte nun meine neu gewonnene Freiheit des nicht mehr die Jungfräulichkeit bewahren müssens auskosten. Er war jünger als ich und studierte neben dem Klavier an der Musikhochschule auch gerne mal meine Anatomie. Seine Zähne putzte er widerwillig, lernte dafür jeden Tag ein Sonett von Shakespeare auswendig. Wir liefen barfuß durch nasse Wiesen und deuteten Wolkenbilder. Wir waren bis zum Abwinken kitschig-romantisch und genossen uns einen Sommer lang. Danach wollte er gerne den Werther mimen. Der Rolle ist er jedoch nie ganz gerecht geworden. Eine übermächtige Mutter wusste seine Schwärmerei zu verhindern und die Karriere zu fördern. Sie muss gerochen haben, dass mit mir kein Blumentopf zu gewinnen war.

Meine älteste Freundin um diese Jahreszahl herum ebenfalls kennengelernt. Sie war damals etwa so alt wie ich heute und hatte nach einer unglücklichen Scheidung die Liebe ihres Lebens kennengelernt. Diese Verbindung sollte auch ohne Trauschein nach 12 Jahren der Tod scheiden.

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zu solchen Shakespeare-zitierenden Schöngeistern mit Hang zum Zähneputzen-vergessen hatte ich auch immer eine starke Affinität. Heute bin ich in Sachen Zähneputzen nicht mehr tolerant. Ich habe inzwischen eine Antenne für solche Kandidaten. Umerziehen hilft ja nichts und will auch keiner. Schade, dass so wenig Zähneputzer zum Rezitieren neigen. Obwohl ich da wahrscheinlich einem Heer männlicher Theaterschauspieler unrecht tue. Schaupieler sind einfach nicht mein Beuteschema. Und die Typen mit dem Klavier und der Stromgitarre haben wieder das Zähneputzproblem. Ein Teufelskreis!

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