Donnerstag, 13. September 2007
A sparkling glare
frau klugscheisser, 14:01h
So schreibt Missm.:
Sienna Miller leuchtet, als hätte sie eine Wunderkerze in ihrem Inneren
Mir geht's da ähnlich, mal ganz abgesehen davon, dass sich mein Gehirn gerade in einer Art ektothermen Kältestarre befinde. Müsste ich vom Schreiben leben, würde ich glattabnehmen verhungern.
Und ihr so?
Sienna Miller leuchtet, als hätte sie eine Wunderkerze in ihrem Inneren
Mir geht's da ähnlich, mal ganz abgesehen davon, dass sich mein Gehirn gerade in einer Art ektothermen Kältestarre befinde. Müsste ich vom Schreiben leben, würde ich glatt
Und ihr so?
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Dienstag, 11. September 2007
Do you remember?
frau klugscheisser, 23:57h
Hallo, hier ist Klaus!* Wir haben Ewigkeiten nix mehr voneinander gehört aber wenn du mich mal unter ... anrufst, würde ich mich freuen. Ciao
Hallo Klaus, wenn du mir jetzt noch verrätstin welchem Jahrhundert wir gevögelt haben woher du meine Nummer hast, würde das meinem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge helfen.
*Klaus? wtf... wenn das so weitergeht, muss ich bald eine Pflegestufe beantragen.
Hallo Klaus, wenn du mir jetzt noch verrätst
*Klaus? wtf... wenn das so weitergeht, muss ich bald eine Pflegestufe beantragen.
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Montag, 20. August 2007
The boxer
frau klugscheisser, 23:43h
Nach einem langen Arbeitstag aus den Schuhen, Schlüssel auf die Ablage, Uniform auf die Bügel. Mein Blick fällt auf ein Päckchen, das da so unberührt und harmlos an der Türe liegt. Jemand hat mir eine CD von meiner Wunschliste geschenkt und schreibt:
Ich wäre auch gerne ein besserer Mensch - klappt nicht wirklich... Keep on writing - und danke dafür!!
Da wurde mir kurz sehr warm um's Herz.
[Der Dank ist ganz auf meiner Seite. Einen herzlichen Gruß nach Berlin unbekannterweise. Vielleicht genügt ja schon der Gedanke... ]
Ich wäre auch gerne ein besserer Mensch - klappt nicht wirklich... Keep on writing - und danke dafür!!
Da wurde mir kurz sehr warm um's Herz.
[Der Dank ist ganz auf meiner Seite. Einen herzlichen Gruß nach Berlin unbekannterweise. Vielleicht genügt ja schon der Gedanke... ]
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Montag, 13. August 2007
Waiting is the hardest part
frau klugscheisser, 17:36h
Normalerweise weigere ich mich, vor acht das Reich der Träume zu verlassen, es sei denn, man bietet mir als Gegenleistung Geld. Für den Routinecheck beim Fliegerarzt bekomme ich keines, muss aber trotzdem hin. Heute Morgen also um kurz vor sechs aus dem Bett gefallen, schnell in frische - vor allem tageslichttaugliche - Unterwäsche geschlüpft und ab zum Einsatzzentrum. Hilft ja nix, die lassen mich sonst nicht mehr in die Luft.
Erst mal fülle ich eine Menge Zettel mit einer Menge Fragen zu meinem Werdegang, Vorerkrankungen und sonstigen Auffälligkeiten aus. Da die Sprechstundenhilfe droht, ich müsse jedes 'ja' begründen, schreibe ich sicherheitshalber überall ein 'nein', außer beim Abschnitt mit den Drogen. Hier schreibe ich wahrheitsgemäß 'Zigaretten', bis ich zwei Zeilen weiter unten explizit nach meinen Rauchgewohnheiten gefragt werde. Ich streiche also die Zigaretten unter 'Drogen' wieder raus, sonst glaubt noch einer, ich würde die intravenös konsumieren. Die Fragen sind beantwortet, meine Zeit aber noch nicht um. Ich warte. Aus Langeweile blättere ich in meinem Impfbuch und stelle fest, dass die nächste Tetanus in drei Jahren fällig wird. Ich ahne, dass mir diese Tatsache bis in drei Jahren entfallen ist und bettle die Sprechstundenhilfe um eine vorzeitige Impfung an. Die hat's jedoch auf mein Blut abgesehen. Arzthelferinnen wollen auch immer nur das eine.
Nach der Blutentnahme bekomme ich einen schicken Plastikbecher für die Urinprobe und ein verschließbares Röhrchen für festere Bestandteile. Eigentlich will ich mir damit noch etwas Zeit lassen, doch die freundliche Dame beharrt auf sofortige Abgabe der flüssigen Variante. Na schön, kann sie haben. "Bitte NUR den Mittelstrahl" höre ich in meinem inneren Ohr. Als ich vor drei Jahren zuletzt bei der Untersuchung war, wurde ich unfreiwillig Zeuge eines Dramas, das sich zwischen Labor und Herrentoilette abspielte. Ein Pilot, dem das Wort 'Mittelstrahl' nicht so geläufig war, wurde insgesamt viermal resolut und unter lautstarken Instruktionen auf den Weg zur Toilette geschickt. Immer schön an den wartenden Kollegen vorbei. Als er das vierte Mal die Türe der Toilette hinter sich schloß, sah er ziemlich ausgemergelt aus. In der Hand trug er zitternd die letzten Tröpfchen des goldenen Gutes zum Labor. Bei den Worten der Laborantin "bissl wenig aber wird schon gehen" und unter dem Applaus der Wartenden huschte ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht.
Die diversen Untersuchungen sind schnell vorbei. Der schwerste Teil steht mir allerdings noch bevor. Ich soll dieses verschlossene Röhrchen mit dem entsprechenden Inhalt füllen. Weil die Untersuchung innerhalb von drei Tagen erfolgen muss, ich jedoch nicht extra für eine Stuhlprobe den weiten Weg nochmals zurücklegen will, entscheide ich mich zu warten. Meistens hilft morgens ein Kaffee und eine Zigarette, um den Vorgang zu beschleunigen. In der Kantine sitzen einige Kollegen, die natürlich alle fragen, was ich hier in zivil mache. "Ich mache gleich eine Stuhlprobe", antworte ich wahrheitsgemäß. Schnell sind die Kollegen mit praktischen Tipps bei der Hand. Von Sauerkraut über Buttermilch bis hin zu Glaubersalz wird alles debattiert. Ich winke dankend ab, dauert zu lange, ist zu aufwendig oder leicht übertrieben. Beim dritten Kaffee haben die Gesprächsthemen gewechselt. In meinem Bauch tut sich immer noch nichts. Ab und zu stößt ein neuer Kollege zur Gruppe, selbstverständlich fragend, was ich hier treibe. Und dann geschieht plötzlich in zweifacher Form etwas, auf das ich lange gewartet habe. Nur, wie alles im Leben, kommt's halt nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
Es gibt da nämlich einen Kollegen, nach dem ich schon seit einiger Zeit Ausschau halte, sobald ich das Einsatzzentrum betrete. Unser gemeinsamer Flug ist schon ein paar Monate her. Meine Telefonnummer hat er ganz sicher verloren, denn er rief nie an. Aus sicherer Quelle erfuhr ich, dass er weder schwul noch liiert sei, letzteres aber gerne wäre. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, er sei entweder inkompatibel oder schlichtweg nicht an mir interessiert. In meinem Alter kann man sich jedoch so eine Einstellung nicht mehr leisten. Außerdem war ich schon immer hartnäckig. Getroffen habe ich ihn allerdings seitdem nicht mehr. Bis gerade eben jedenfalls, denn plötzlich steht er mir den Rücken zugewandt am Nebentisch. In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Soll ich ihn ansprechen? Was soll ich denn sagen? Oh Gott, mir ist warm. Mist, die Bluse ist schon naß unter den Armen. Und zum Schminken hat's heute Morgen auch nicht mehr gereicht. Meine Güte, der große Pickel am Kinn und die Tränensäcke, so kann ich ihm unmöglich unter die Augen treten. Und wenn er mich fragt, was ich hier mache? Ich kann wohl kaum antworten, dass ich 'endlich mal wieder so richtig scheissen möchte'. Ganz schlecht, wenn einer ein Zitat nicht als solches erkennt und dann auch noch so eines. Außerdem ist er sowieso sicher in Eile. Am Besten ganz unauffällig verhalten. Der sieht mich bestimmt nicht. Oder doch lieber ansprechen? Hab schließlich lange genug gewartet... Und noch bevor ich irgendetwas beschließe, beginnt es, durch den Adrenalinstoß ganz natürlich angetrieben, in meinem Bauch ebenfalls zu rattern. "Hallo! Was machst Du denn hier?" höre ich ihn noch rufen, bevor ich wie von der Tarantel gestochen zur Türe hinauslaufe.
"Scheiß auf den Typ!" murmle ich leise, als ich das Röhrchen mitsamt Inhalt beim Labor abgebe. Wenn das mal kein Wink des Schicksals war.
Erst mal fülle ich eine Menge Zettel mit einer Menge Fragen zu meinem Werdegang, Vorerkrankungen und sonstigen Auffälligkeiten aus. Da die Sprechstundenhilfe droht, ich müsse jedes 'ja' begründen, schreibe ich sicherheitshalber überall ein 'nein', außer beim Abschnitt mit den Drogen. Hier schreibe ich wahrheitsgemäß 'Zigaretten', bis ich zwei Zeilen weiter unten explizit nach meinen Rauchgewohnheiten gefragt werde. Ich streiche also die Zigaretten unter 'Drogen' wieder raus, sonst glaubt noch einer, ich würde die intravenös konsumieren. Die Fragen sind beantwortet, meine Zeit aber noch nicht um. Ich warte. Aus Langeweile blättere ich in meinem Impfbuch und stelle fest, dass die nächste Tetanus in drei Jahren fällig wird. Ich ahne, dass mir diese Tatsache bis in drei Jahren entfallen ist und bettle die Sprechstundenhilfe um eine vorzeitige Impfung an. Die hat's jedoch auf mein Blut abgesehen. Arzthelferinnen wollen auch immer nur das eine.
Nach der Blutentnahme bekomme ich einen schicken Plastikbecher für die Urinprobe und ein verschließbares Röhrchen für festere Bestandteile. Eigentlich will ich mir damit noch etwas Zeit lassen, doch die freundliche Dame beharrt auf sofortige Abgabe der flüssigen Variante. Na schön, kann sie haben. "Bitte NUR den Mittelstrahl" höre ich in meinem inneren Ohr. Als ich vor drei Jahren zuletzt bei der Untersuchung war, wurde ich unfreiwillig Zeuge eines Dramas, das sich zwischen Labor und Herrentoilette abspielte. Ein Pilot, dem das Wort 'Mittelstrahl' nicht so geläufig war, wurde insgesamt viermal resolut und unter lautstarken Instruktionen auf den Weg zur Toilette geschickt. Immer schön an den wartenden Kollegen vorbei. Als er das vierte Mal die Türe der Toilette hinter sich schloß, sah er ziemlich ausgemergelt aus. In der Hand trug er zitternd die letzten Tröpfchen des goldenen Gutes zum Labor. Bei den Worten der Laborantin "bissl wenig aber wird schon gehen" und unter dem Applaus der Wartenden huschte ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht.
Die diversen Untersuchungen sind schnell vorbei. Der schwerste Teil steht mir allerdings noch bevor. Ich soll dieses verschlossene Röhrchen mit dem entsprechenden Inhalt füllen. Weil die Untersuchung innerhalb von drei Tagen erfolgen muss, ich jedoch nicht extra für eine Stuhlprobe den weiten Weg nochmals zurücklegen will, entscheide ich mich zu warten. Meistens hilft morgens ein Kaffee und eine Zigarette, um den Vorgang zu beschleunigen. In der Kantine sitzen einige Kollegen, die natürlich alle fragen, was ich hier in zivil mache. "Ich mache gleich eine Stuhlprobe", antworte ich wahrheitsgemäß. Schnell sind die Kollegen mit praktischen Tipps bei der Hand. Von Sauerkraut über Buttermilch bis hin zu Glaubersalz wird alles debattiert. Ich winke dankend ab, dauert zu lange, ist zu aufwendig oder leicht übertrieben. Beim dritten Kaffee haben die Gesprächsthemen gewechselt. In meinem Bauch tut sich immer noch nichts. Ab und zu stößt ein neuer Kollege zur Gruppe, selbstverständlich fragend, was ich hier treibe. Und dann geschieht plötzlich in zweifacher Form etwas, auf das ich lange gewartet habe. Nur, wie alles im Leben, kommt's halt nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
Es gibt da nämlich einen Kollegen, nach dem ich schon seit einiger Zeit Ausschau halte, sobald ich das Einsatzzentrum betrete. Unser gemeinsamer Flug ist schon ein paar Monate her. Meine Telefonnummer hat er ganz sicher verloren, denn er rief nie an. Aus sicherer Quelle erfuhr ich, dass er weder schwul noch liiert sei, letzteres aber gerne wäre. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, er sei entweder inkompatibel oder schlichtweg nicht an mir interessiert. In meinem Alter kann man sich jedoch so eine Einstellung nicht mehr leisten. Außerdem war ich schon immer hartnäckig. Getroffen habe ich ihn allerdings seitdem nicht mehr. Bis gerade eben jedenfalls, denn plötzlich steht er mir den Rücken zugewandt am Nebentisch. In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Soll ich ihn ansprechen? Was soll ich denn sagen? Oh Gott, mir ist warm. Mist, die Bluse ist schon naß unter den Armen. Und zum Schminken hat's heute Morgen auch nicht mehr gereicht. Meine Güte, der große Pickel am Kinn und die Tränensäcke, so kann ich ihm unmöglich unter die Augen treten. Und wenn er mich fragt, was ich hier mache? Ich kann wohl kaum antworten, dass ich 'endlich mal wieder so richtig scheissen möchte'. Ganz schlecht, wenn einer ein Zitat nicht als solches erkennt und dann auch noch so eines. Außerdem ist er sowieso sicher in Eile. Am Besten ganz unauffällig verhalten. Der sieht mich bestimmt nicht. Oder doch lieber ansprechen? Hab schließlich lange genug gewartet... Und noch bevor ich irgendetwas beschließe, beginnt es, durch den Adrenalinstoß ganz natürlich angetrieben, in meinem Bauch ebenfalls zu rattern. "Hallo! Was machst Du denn hier?" höre ich ihn noch rufen, bevor ich wie von der Tarantel gestochen zur Türe hinauslaufe.
"Scheiß auf den Typ!" murmle ich leise, als ich das Röhrchen mitsamt Inhalt beim Labor abgebe. Wenn das mal kein Wink des Schicksals war.
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Sonntag, 12. August 2007
Oh the warm feeling
frau klugscheisser, 03:10h
Es gibt so Tage, da wäre ich gerne ein besserer Mensch. Das passiert vorwiegend, wenn ich besonders dünnhäutig bin, weil nach einer Langstrecke übernächtigt, ein anrührendes Buch zu Ende gelesen, einen Film unter die Haut gehen lassen, den Vollmond bejammert oder schlichtweg kurz vor meiner Regel. In solch einem Zustand würde ich ohne mit der Wimper zu zucken Zeitschriftenabos an der Türe unterschreiben, Geld verleihen, dem GEZ Angestellten einen Kaffee anbieten und eventuell Jehovas Zeugen beitreten. Deswegen gibt es in solch einer Gemütsverfassung nur einen Ausweg: kein Außenkontakt! Fenster und Türen dicht machen und die Decke bis über beide Ohren ziehen, bis sich der Gefühlsdusel langsam wieder beruhigt.
Wenn ich danach - Herr meiner Sinne - allerdings immer noch der Meinung bin, ich sollte mein Scherflein zum Gemeinwohl beitragen, dann wird das wohl einen fundierten Grund haben. Jetzt bin ich nicht der Typ, der sich gemeinnützigen Organisationen anschließt oder Obdachlosen Suppe kocht. Ich kenne mich einfach zu gut, um zu wissen, dass solche Aktionen bei mir temporär begrenzt wären. Mir liegen mehr die kleinen Gesten, die man jederzeit im Alltag unterbringen kann und die mich hoffentlich über kurz oder lang dauerhaft zu einem besseren Menschen machen. Oder so.
Es ist doch so: wir bezahlen Gesprächstherapeuten, damit uns jemand zuhört. Wir sehnen uns nach engen Zweierbeziehungen, um einen vermeindlichen Anker in den Alltagsstürmen zu haben. Wir kaufen Häuser, Autos und Kleider, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Wir verhindern jeden Anflug von Einsamkeit mit im Hintergrund laufenden Fernsehern und Radios. Ganz tief drinnen glauben wir immer noch, mit unserer Existenz gleichzeitig ein Anrecht auf Glück gepachtet zu haben. Und obwohl wir wissen, dass es auf die herkömmliche Weise nicht funktioniert, versuchen wir es immer wieder, anstatt unsere Methode auch nur einmal zu ändern. Wir klatschen wie Fliegen ständig an die Fensterscheiben des Lebens und hinterlassen dort unseren Jammerkot, anstatt durch den geöffneten Spalt zu entkommen.
Meistens sind es Kleinigkeiten, die den Alltag erhellen. Eine Blume, ein Lächeln, ein Kompliment, ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir alle wollen wahrgenommen werden. Dennoch fällt es uns manchmal so schwer, dieses Bedürfnis gegenseitig zu stillen. So hetzt jeder mit seinem Defizit durch die Gegend, obwohl die Lösung so einfach wäre. Der alten Dame an der Ampel einen wunderschönen Tag wünschen, ein kleiner Plausch mit der geschwätzigen Hausmeisterin, ein Kompliment an die Kollegin für ihre neue Frisur, eine Freundschaft anbieten, anstatt sie einzufordern, einer alten Verwandten ohne Grund über die Wange streichen, eine Postkarte an einen Bekannten verschicken, es gibt unzählige Möglichkeiten.
Der Lohn ist das warme Gefühl im Bauch, wenn es gelingt, ein Lächeln auf ein Gesicht zu zaubern. Funktioniert garantiert. Man muss es nur wahrnehmen.
In diesem Sinne, good night and good luck.
Das Wort zum Sonntag sprach diesmal Frau Klugscheisser.
Wenn ich danach - Herr meiner Sinne - allerdings immer noch der Meinung bin, ich sollte mein Scherflein zum Gemeinwohl beitragen, dann wird das wohl einen fundierten Grund haben. Jetzt bin ich nicht der Typ, der sich gemeinnützigen Organisationen anschließt oder Obdachlosen Suppe kocht. Ich kenne mich einfach zu gut, um zu wissen, dass solche Aktionen bei mir temporär begrenzt wären. Mir liegen mehr die kleinen Gesten, die man jederzeit im Alltag unterbringen kann und die mich hoffentlich über kurz oder lang dauerhaft zu einem besseren Menschen machen. Oder so.
Es ist doch so: wir bezahlen Gesprächstherapeuten, damit uns jemand zuhört. Wir sehnen uns nach engen Zweierbeziehungen, um einen vermeindlichen Anker in den Alltagsstürmen zu haben. Wir kaufen Häuser, Autos und Kleider, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Wir verhindern jeden Anflug von Einsamkeit mit im Hintergrund laufenden Fernsehern und Radios. Ganz tief drinnen glauben wir immer noch, mit unserer Existenz gleichzeitig ein Anrecht auf Glück gepachtet zu haben. Und obwohl wir wissen, dass es auf die herkömmliche Weise nicht funktioniert, versuchen wir es immer wieder, anstatt unsere Methode auch nur einmal zu ändern. Wir klatschen wie Fliegen ständig an die Fensterscheiben des Lebens und hinterlassen dort unseren Jammerkot, anstatt durch den geöffneten Spalt zu entkommen.
Meistens sind es Kleinigkeiten, die den Alltag erhellen. Eine Blume, ein Lächeln, ein Kompliment, ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir alle wollen wahrgenommen werden. Dennoch fällt es uns manchmal so schwer, dieses Bedürfnis gegenseitig zu stillen. So hetzt jeder mit seinem Defizit durch die Gegend, obwohl die Lösung so einfach wäre. Der alten Dame an der Ampel einen wunderschönen Tag wünschen, ein kleiner Plausch mit der geschwätzigen Hausmeisterin, ein Kompliment an die Kollegin für ihre neue Frisur, eine Freundschaft anbieten, anstatt sie einzufordern, einer alten Verwandten ohne Grund über die Wange streichen, eine Postkarte an einen Bekannten verschicken, es gibt unzählige Möglichkeiten.
Der Lohn ist das warme Gefühl im Bauch, wenn es gelingt, ein Lächeln auf ein Gesicht zu zaubern. Funktioniert garantiert. Man muss es nur wahrnehmen.
In diesem Sinne, good night and good luck.
Das Wort zum Sonntag sprach diesmal Frau Klugscheisser.
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Samstag, 11. August 2007
Heard it through the grapevine
frau klugscheisser, 14:25h
Würden die Menschen öfter 'wir' als 'ich' denken, wäre die Welt zweifellos ein kleines bisschen schöner. Allegra berichtet beispielsweise von der neapolitanischen Tradition des caffè pagato, die ich sehr schön finde:
jemand kommt in eine bar um sich einen caffè zu bestellen...anstelle eines caffè's bezahlt er allerdings zwei...er selbst trinkt nur den einen und den zweiten...bezahlten...laesst er als kredit stehen fuer irgendjemanden, der sich keinen caffè leisten kann...dieser jemand kann dem caffètrinker voellig unbekannt sein...wichtig dabei ist nur die tatsache, dass falls mal wirklich jemand in not geraten ist und sich, aus welchen gruenden auch immer, keinen caffè in der bar leisten kann, sich in napoli mit gutem gewissen in irgendeine bar begeben kann um einem "caffè pagato" zu bestellen...irgendjemand wird schon einen bezahlt haben...
jemand kommt in eine bar um sich einen caffè zu bestellen...anstelle eines caffè's bezahlt er allerdings zwei...er selbst trinkt nur den einen und den zweiten...bezahlten...laesst er als kredit stehen fuer irgendjemanden, der sich keinen caffè leisten kann...dieser jemand kann dem caffètrinker voellig unbekannt sein...wichtig dabei ist nur die tatsache, dass falls mal wirklich jemand in not geraten ist und sich, aus welchen gruenden auch immer, keinen caffè in der bar leisten kann, sich in napoli mit gutem gewissen in irgendeine bar begeben kann um einem "caffè pagato" zu bestellen...irgendjemand wird schon einen bezahlt haben...
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Donnerstag, 9. August 2007
Talking on the phone
frau klugscheisser, 21:01h
Ausschnitt aus einem Telefonat meiner Mutter, die derzeit ein Haus zur Miete anbietet, mit einem Interessenten:
Wie alt sind sie denn, wenn ich fragen darf?
...
Mhmmm.
...
Äh ja, wissen sie, wenn sie schon siebzig sind, dann müssen wir vielleicht schon bald einen neuen Nachmieter suchen.
...
Ich? Sechzig [kichert wie knapp 15].
...
Und haben sie Haustiere?
...
Mhmja, also einen Hund wollen wir da nicht haben, weil der bellt auch ab und zu und dann kriegen wir Ärger mit den Nachbarn.
...
Ja, ein Goldfisch wär' uns schon lieber.
...
Ach Gott, Kinder sind schon in Ordnung aber haben sie sich das auch gut überlegt, ich meine, in IHREM Alter?
Ab hier konnte ich das Gespräch nicht weiter verfolgen, weil sie die Türe schloß.
Wie alt sind sie denn, wenn ich fragen darf?
...
Mhmmm.
...
Äh ja, wissen sie, wenn sie schon siebzig sind, dann müssen wir vielleicht schon bald einen neuen Nachmieter suchen.
...
Ich? Sechzig [kichert wie knapp 15].
...
Und haben sie Haustiere?
...
Mhmja, also einen Hund wollen wir da nicht haben, weil der bellt auch ab und zu und dann kriegen wir Ärger mit den Nachbarn.
...
Ja, ein Goldfisch wär' uns schon lieber.
...
Ach Gott, Kinder sind schon in Ordnung aber haben sie sich das auch gut überlegt, ich meine, in IHREM Alter?
Ab hier konnte ich das Gespräch nicht weiter verfolgen, weil sie die Türe schloß.
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Dienstag, 24. Juli 2007
Tears on my pillow
frau klugscheisser, 02:16h
Während gegen Tränenspuren auf Kissen äußerlich wasserfeste Wimperntusche hilft, sorgt regelmäßiges ins Kissen Weinen und Schlafen mit offenem Mund für verklebte Innereien. Das alte Kissen hat den Funride in der Waschmaschine gut überstanden. Für fluffy feathers sorgen Tennisbälle, falls nicht zur Hand gehen auch Golfbälle. Bemerkenswerter Nebeneffekt ist allerdings eine locker mit einem zehnköpfigen Gamelanorchester konkurrierende Waschmaschine. Trotzige Totalverweigerung, weil den Spieltrieb durch Vorenthalten der Bälle unterbunden, entließ sie das Kissen dieses Mal triefend in seine Freiheit. Nach vier langen, feuchten Tagen ist es endlich wieder einsatzbereit. Bis zur nächsten Reinigung dürfte es allerdings nicht lange dauern, denn oberflächliche Wasserflecken und ein merkwürdiger Modergeruch treiben Tränen schneller als zuvor in die Augen.
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Donnerstag, 19. Juli 2007
Time to say goodbye
frau klugscheisser, 15:50h
Wie ich ungläubig vor ihr stehe, meiner treuen Wegbegleiterin, der ich seit 15 Jahren die intimsten Dinge anvertraue, und sie ratlos anstarre. Wie sie bei jeder Drehung schnauft und ächzt. Wie ich Sätze vor mich hinbrabble wie "Komm schon, Du kannst mich doch jetzt nicht im Stich lassen!" "Du schaffst das!" und "Bitte, bitte nur noch einmal. Tu's für mich!" Wie ich sie abwechselnd streichle, mit der Faust auf den Türknauf haue, ergebnislos verschiedene Knöpfe drücke und Programme einstelle. Waschmaschinenjahre sind nicht ganz Hundejahre, dennoch ist sie inzwischen eine alte Dame, die sich eben entschied, ihrem Alter gemäß nur noch sehr behäbig zu schleudern. Immerhin leidet sie noch nicht unter Inkontinenz.
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Mittwoch, 11. Juli 2007
Aber bitte mit Sahne!
frau klugscheisser, 17:27h
"Du schreibst nie über Essen" sagt sie und meint damit nicht die Stadt im Ruhrgebiet, über die mir schon die ein oder andere Geschichte einfallen würde. "Ach weißt du, Essen ist für mich nicht so wichtig." Augenblicklich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Bin ich am Ende nicht normal? Ich nehme einen Schluck von meinem Milchespresso und ziehe anschließend nervös an der Zigarette. Was ist schon 'normal'? Morgens lieber ein saftiges Schnitzel als ein Marmeladenbrötchen zu essen, nachts um drei dem Körper auf 10.000m ein Dreigängemenü zuführen, nach einer Tüte Chips für den Rest des Tages satt sein, ist es sicher nicht. Dabei bin ich durchaus zu Genießen in der Lage. Nur hinterher, da schweige ich wie ein Gentleman. Ob nun aus Pietätsgründen (die Kinder in Afrika, Sie wissen schon) oder schlechtem Gewissen sei mal dahingestellt.
Kein Geheimnis ist allerdings, dass ich mit Süßigkeiten kaum zu locken bin. Habe ich die Wahl zwischen Kuchen und Braten, wähle ich die herzhafte Variante. Umso verwunderlicher scheint mir eine unglaubliche Lust auf Torte, die mich heute nach dem Aufstehen überfällt. Hormonelles Verschulden kann in diesem Falle ausnahmsweise ausgeschlossen werden. Mir gehen seine Tortenbilder
nicht mehr aus dem Kopf. Klarer Fall von Halluzinationen infolge Hypoglykämie. Deshalb führt mich mein Weg heute schnurstracks zur nächsten Konditorei. Es folgt eine schwierige Entscheidungsfindung: Die Nougatcreme oder doch lieber die Sachertorte? Schließlich halte ich es wie beim Schuhkauf, ich nehme beide. Ein weiteres Stück lasse ich mir separat verpacken.
Vor der heimischen Verköstigung mache ich einen kleinen Abstecher in das Reisebüro zu der jungen Dame, die mich nach Ägypten landverschickte. Kunden sind dort rar, da normalerweise online gebucht wird. In meiner Ratlosigkeit vor drei Wochen wurde ich allerdings sehr freundlich - obgleich erstaunt - persönlich aufgenommen und beraten. Das dritte Stück Torte ist für sie. Einfach so. Ich registriere ihren erstaunten Blick, will mich aber nicht zeitraubend erklären (Ach wissen Sie, natürlich haben Sie nur Ihre Arbeit getan und alles andere war mehr oder minder Zufall aber wären Sie nicht gewesen, wäre ich vermutlich bei meiner derzeitigen Unschlüssigkeit eine Woche länger vom Regen und nicht vom Meer naß geworden). Stattdessen stelle ich das Päckchen auf ihren Schreibtisch, sage kurz danke und verschwinde wieder.
Zur Nougatcremetorte schlürfe ich hausgemachten Milchkaffee. Nach der Hälfte ist mir schlecht, nach einer Dreivierteltorte fluche ich leise und wünschte, ich hätte statt einer Konditorei doch lieber eine Pizzeria aufgesucht. Unbeirrt versenke ich weiter die Kuchengabel in der Cremeschicht. Am Ende sind Geschmacksrezeptoren und Magen rettungslos verklebt . Wenigstens probieren muss ich das andere Stück trotzdem noch. Danach falle ich in ein Freßkoma. Mein Süßigkeitenbedarf ist nun schätzungsweise für ein weiteres Jahr gedeckt, genau wie das Schreiben über Essen. Und damit meine ich keine Reiseberichte.
Kein Geheimnis ist allerdings, dass ich mit Süßigkeiten kaum zu locken bin. Habe ich die Wahl zwischen Kuchen und Braten, wähle ich die herzhafte Variante. Umso verwunderlicher scheint mir eine unglaubliche Lust auf Torte, die mich heute nach dem Aufstehen überfällt. Hormonelles Verschulden kann in diesem Falle ausnahmsweise ausgeschlossen werden. Mir gehen seine Tortenbilder
nicht mehr aus dem Kopf. Klarer Fall von Halluzinationen infolge Hypoglykämie. Deshalb führt mich mein Weg heute schnurstracks zur nächsten Konditorei. Es folgt eine schwierige Entscheidungsfindung: Die Nougatcreme oder doch lieber die Sachertorte? Schließlich halte ich es wie beim Schuhkauf, ich nehme beide. Ein weiteres Stück lasse ich mir separat verpacken.
Vor der heimischen Verköstigung mache ich einen kleinen Abstecher in das Reisebüro zu der jungen Dame, die mich nach Ägypten landverschickte. Kunden sind dort rar, da normalerweise online gebucht wird. In meiner Ratlosigkeit vor drei Wochen wurde ich allerdings sehr freundlich - obgleich erstaunt - persönlich aufgenommen und beraten. Das dritte Stück Torte ist für sie. Einfach so. Ich registriere ihren erstaunten Blick, will mich aber nicht zeitraubend erklären (Ach wissen Sie, natürlich haben Sie nur Ihre Arbeit getan und alles andere war mehr oder minder Zufall aber wären Sie nicht gewesen, wäre ich vermutlich bei meiner derzeitigen Unschlüssigkeit eine Woche länger vom Regen und nicht vom Meer naß geworden). Stattdessen stelle ich das Päckchen auf ihren Schreibtisch, sage kurz danke und verschwinde wieder.
Zur Nougatcremetorte schlürfe ich hausgemachten Milchkaffee. Nach der Hälfte ist mir schlecht, nach einer Dreivierteltorte fluche ich leise und wünschte, ich hätte statt einer Konditorei doch lieber eine Pizzeria aufgesucht. Unbeirrt versenke ich weiter die Kuchengabel in der Cremeschicht. Am Ende sind Geschmacksrezeptoren und Magen rettungslos verklebt . Wenigstens probieren muss ich das andere Stück trotzdem noch. Danach falle ich in ein Freßkoma. Mein Süßigkeitenbedarf ist nun schätzungsweise für ein weiteres Jahr gedeckt, genau wie das Schreiben über Essen. Und damit meine ich keine Reiseberichte.
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