Freitag, 15. Juni 2007
Mocha Chocalata ya ya
frau klugscheisser, 19:43h
Mehr als drei Wochen hat sie im Schrank überlebt. Unglaublich, wenn man, mal abgesehen von den derzeitigen Temperaturen, mein bisweilen sehr ungezügeltes Essverhalten kennt. Eigentlich mag ich keine Schokolade. Das hat ihr wohl das Leben gerettet. Als Sonderangebot gekauft, verstaut, vergessen. Auf der Suche nach Nahrungsmitteln heute entdeckt und schließlich als lebenserhaltende Maßnahme dem Körper zugeführt. Die Haut ist eh im Eimer. Die Figur sowieso.
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Samstag, 26. Mai 2007
Answer
frau klugscheisser, 20:48h
Oweh möchte etwas über meine Bücher mit blauem Einband wissen und woher sie stammen. Ehrlich gesagt fürchte ich, das wird eine sehr lange und langweilige Liste. Es gab nämlich mal eine Zeit, in der ich meine Bücher nach Größe und Farbe sortierte. Neuerwerbungen kaufte ich vorwiegend im Hinblick auf diese Kriterien. Damals bevorzugte ich das Angebot des Suhrkampverlages, weil die Taschenbücher in einfachen Farben gehalten waren und sich hervorragend im Regal abstufen ließen. Und weil blau lange Zeit meine absolute Lieblingsfarbe war, finden sich derlei zahlreiche Bücher in meinem Regal. Da steht Hesse en bleu neben Proust und Celan neben Kundera, dazwischen Sachs, Werfel, Frisch, Bernhard und einige mehr. Das soll als Information genügen.
Mein CD Regal hingegen gibt nicht wirklich viel her. Ich besitze einige Klassikaufnahmen, etwas mehr Jazz und dazwischen ein Sammelsurium verschiedener Sparten. Im Vergleich zu Bekannten besitze ich relativ wenig auf Scheiben gepresste Musik. Insgeheim profitierte ich meist von Aufnahmen anderer. Besitztum war nie mein Bestreben. Eine gute Aufnahme einmal gehört, bleibt in meinem Gedächtnis gespeichert und von dort abrufbereit.
Gespannt bin ich noch, ob wohl die Kaltmamsell meinen Wunsch erfüllt und mir ihre Kindheitsphantasien verrät.
Demnächst: Frau Klugscheissers prominente Liebschaften.
Mein CD Regal hingegen gibt nicht wirklich viel her. Ich besitze einige Klassikaufnahmen, etwas mehr Jazz und dazwischen ein Sammelsurium verschiedener Sparten. Im Vergleich zu Bekannten besitze ich relativ wenig auf Scheiben gepresste Musik. Insgeheim profitierte ich meist von Aufnahmen anderer. Besitztum war nie mein Bestreben. Eine gute Aufnahme einmal gehört, bleibt in meinem Gedächtnis gespeichert und von dort abrufbereit.
Gespannt bin ich noch, ob wohl die Kaltmamsell meinen Wunsch erfüllt und mir ihre Kindheitsphantasien verrät.
Demnächst: Frau Klugscheissers prominente Liebschaften.
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Freitag, 27. April 2007
My happiness
frau klugscheisser, 15:50h
Evening shadows make me blue when each weary day is through,
How I long to be with you, my happiness.
Everyday I reminisce, dreaming of your tender kiss,
Always thinking how I miss my happiness.
A million years it seems, have gone by since we shared our dreams.
But I'll hold you again, there'll be no blue memories then.
Whether skies are gray or blue, any place on earth will do,
Just as long as I'm with you, my happiness.
Mit nackten Füßen auf warmem Boden.
Ein Sonnenstrahl, der die Nase kitzelt.
Glatte Steine in der Tasche.
Das Lachen eines Kindes.
Eine perfekte Pirouette.
Den Wind im Haar.
Musik im Kopf.
Von meiner werten Leserschaft hätte ich nun gerne gewußt,
was sie glücklich macht.
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Montag, 16. April 2007
Giant size
frau klugscheisser, 16:39h
Zweiter Versuch, neue Uniformschuhe zu finden. Aus Glattleder müssen sie sein und nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig. "Wissen Sie", sagt eine Kundin zur gelangweilten Verkäuferin "ich suche was Schickes und es soll bequem sein." Ich sehe im Schuhladen nur extrem Unbequemes oder Unschickes. Ja, die eierlegende Wollmilchsau gibt's hier nicht. Ich pendle zwischen den Regalen 37 bis 39, stelle immer wieder fest, dass 37 zu klein und 39 zu groß ist aber wenigstens habe ich dann die Illusion von Auswahl. Gibt es eigentlich irgendwen, der sich noch dööfer anstellt? Das letzte Paar 37 1/2 flog vor dem Umzug raus. Es war genau zweimal getragen. Einmal am Fuß und einmal in der Hand auf dem Weg zur Mülltonne. Dann schwor ich den Kompromißgrößen ab. Davon profitieren nur andere.
Dafür werde ich im Sportladen gegenüber fündig. Eine Tanzhose und ein Sportoberteil sind jetzt mein. Ist ja auch was. Im unbarmherzigen Spiegel der Umkleide zähle ich mal wieder Speckröllchen. Schließlich nehme ich eine Nummer größer. Das Etikett kann man ja rausschneiden. Weihnachten vor zwei Jahren schickte meine Mutter einen Fleecepulli - inzwischen zum Lieblingsstück ernannt. Und jedes Jahr frage ich mindestens zweimal, was sie sich bei der Größenauswahl gedacht hat. Bis jetzt kam noch keine verständliche Erklärung, nur der Hinweis darauf, das müsse sie sich wohl jetzt bis an ihr Lebensende anhören. Nicht ganz, denn ich bin mir sicher, der Pulli lebt kürzer.
Auf dem Weg per Fahrrad. München ist die schönste Stadt der Welt, nur die meisten Einwohner sind bescheuert. Natürlich habe ich das Handy vergessen. Wie immer. Keine Anrufe, keine Bilder. So stehe ich mit offenem Mund vor pittoresken Häuserfassaden, die mir nie zuvor auffielen. Das Wetter kann meinetwegen auch so bleiben, muss nicht mal wärmer werden. Dann brauche ich wenigstens keine neuen Sandalen. Die Suche nach Uniformschuhen jedenfalls wurde bis auf Weiteres vertagt.
Dafür werde ich im Sportladen gegenüber fündig. Eine Tanzhose und ein Sportoberteil sind jetzt mein. Ist ja auch was. Im unbarmherzigen Spiegel der Umkleide zähle ich mal wieder Speckröllchen. Schließlich nehme ich eine Nummer größer. Das Etikett kann man ja rausschneiden. Weihnachten vor zwei Jahren schickte meine Mutter einen Fleecepulli - inzwischen zum Lieblingsstück ernannt. Und jedes Jahr frage ich mindestens zweimal, was sie sich bei der Größenauswahl gedacht hat. Bis jetzt kam noch keine verständliche Erklärung, nur der Hinweis darauf, das müsse sie sich wohl jetzt bis an ihr Lebensende anhören. Nicht ganz, denn ich bin mir sicher, der Pulli lebt kürzer.
Auf dem Weg per Fahrrad. München ist die schönste Stadt der Welt, nur die meisten Einwohner sind bescheuert. Natürlich habe ich das Handy vergessen. Wie immer. Keine Anrufe, keine Bilder. So stehe ich mit offenem Mund vor pittoresken Häuserfassaden, die mir nie zuvor auffielen. Das Wetter kann meinetwegen auch so bleiben, muss nicht mal wärmer werden. Dann brauche ich wenigstens keine neuen Sandalen. Die Suche nach Uniformschuhen jedenfalls wurde bis auf Weiteres vertagt.
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Sonntag, 1. April 2007
Or just getting older?
frau klugscheisser, 03:30h
Am Königsplatz lassen sich die ersten warmen Sonnenstrahlen im Windschatten der Glyptothek gut genießen. Ich sitze auf den Stufen und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Neben mir eine Gruppe junger Studenten. Wortfetzen wehen herüber. Einer der jungen Burschen spricht von einer schönen Frau da drüben. Intuitiv wende ich suchend meinen Kopf, bis ich begreife, dass er wohl mich meint.
Straßenarbeiter, die um das Wohl der schönen Frau besorgt sind, als ich mit dem Radl eine unwegsame Stelle passiere. Früher haben solche Bemerkungen in mir Unwohlsein verursacht. Heute genieße ich sie, wohl weil sie seltener geworden sind. Ob das der Vorteil des Älterwerdens ist?
Straßenarbeiter, die um das Wohl der schönen Frau besorgt sind, als ich mit dem Radl eine unwegsame Stelle passiere. Früher haben solche Bemerkungen in mir Unwohlsein verursacht. Heute genieße ich sie, wohl weil sie seltener geworden sind. Ob das der Vorteil des Älterwerdens ist?
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Donnerstag, 29. März 2007
Lay off of my black suede shoes
frau klugscheisser, 00:59h
Da müsse ich halt fragen und nicht selber suchen, meint die Dame in dem kleinen Laden in der Hohenzollernstraße. Sie stolziert zwischen den Kartons herum, kommentiert die Wahl der Kundinnen und fuchtelt dabei wild mit einem langen silbernen Schuhlöffel. Überhaupt mache jede Kundin so eine Unordnung. Aber das sei ja jetzt vorbei, weil sie ihren Laden schließe und dann könnten die werten Damen mal schauen, wo sie noch brauchbare Schuhe herbekommen. Heutzutage würde ja nur Mist aus Plastik oder billigem Leder verkauft. Wenn sie mit ihrem Laden nicht mehr sei, gäbe es in München überhaupt kein gescheites Schuhwerk mehr zu erwerben. Erst bin ich ein wenig von ihrer strengen Art eingeschüchtert, doch die niedrigen Preise halten mich vor Verlassen des Ladens zurück.
Ich schaue mich ein wenig um, probiere hier und da. Zwei Paar ziehe ich in die engere Wahl. Es sind die einzigen, die mir gefallen und noch in meiner Größe verfügbar sind. Ob ich den linken probieren wolle, fragt sie unwirsch. Will ich nicht, denn wenn der rechte passt, passt auch der linke, da mein linker Fuß der schmälere ist. Damit entlocke ich ihr das erste Lächeln. Beim Zahlen frage ich sie, ob die Geschäftsaufgabe nicht schwer für sie sei. Nein, sei sie nicht, denn es gäbe schließlich auch noch ein anderes Leben. Aber so qualitativ hochwertige Schuhe wie die ihren wären dann in München Vergangenheit. Als sie das Preiswapperl von der Sohle entfernt, erwähne ich anerkennend die dünne Gummirippsohle auf dem Leder. Da lächelt sie ein weiteres Mal. Ja, so habe sie eben eingekauft, nur das Beste halt. Aber das sei jetzt in München vorbei. Als ich auf die Straße trete, bin ich fast ein wenig erleichtert, ihrer bayrisch zwidernen Art entkommen zu sein. Dann hänge ich die beiden Tüten mit den Kartons an die Lenkstange und radle heim. Natürlich konnte ich mich nicht entscheiden und habe deswegen beide Paare genommen.
Ich schaue mich ein wenig um, probiere hier und da. Zwei Paar ziehe ich in die engere Wahl. Es sind die einzigen, die mir gefallen und noch in meiner Größe verfügbar sind. Ob ich den linken probieren wolle, fragt sie unwirsch. Will ich nicht, denn wenn der rechte passt, passt auch der linke, da mein linker Fuß der schmälere ist. Damit entlocke ich ihr das erste Lächeln. Beim Zahlen frage ich sie, ob die Geschäftsaufgabe nicht schwer für sie sei. Nein, sei sie nicht, denn es gäbe schließlich auch noch ein anderes Leben. Aber so qualitativ hochwertige Schuhe wie die ihren wären dann in München Vergangenheit. Als sie das Preiswapperl von der Sohle entfernt, erwähne ich anerkennend die dünne Gummirippsohle auf dem Leder. Da lächelt sie ein weiteres Mal. Ja, so habe sie eben eingekauft, nur das Beste halt. Aber das sei jetzt in München vorbei. Als ich auf die Straße trete, bin ich fast ein wenig erleichtert, ihrer bayrisch zwidernen Art entkommen zu sein. Dann hänge ich die beiden Tüten mit den Kartons an die Lenkstange und radle heim. Natürlich konnte ich mich nicht entscheiden und habe deswegen beide Paare genommen.
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Montag, 26. März 2007
Daylight savings time
frau klugscheisser, 01:46h
Zwei ältere Damen unterhalten sich. "Mein Eisprung ist in letzter Zeit so unregelmäßig", sagt die eine. Darauf die andere: "Also meiner ist so regelmäßig, da kann ich die Uhr nach stellen. Sommerzeit... Winterzeit..."
Letzte Nacht war da ein merkwürdiges Geräusch neben meinem Bett zu hören. Es kam aus der Richtung, in der mein Wecker steht. "Wird am Ende dieses Wochenende die Uhr umgestellt?" dachte ich noch im Halbschlaf. Obwohl es jedes Jahr zur selben Zeit - nämlich am letzten Sonntag im März - geschieht, war ich dieses Jahr überrascht. Noch nie habe ich aufgrund der Zeitumstellung verschlafen, seit es Funkuhren gibt ist das auch ein Ding der Unmöglichkeit. Und dennoch trifft mich die Zeitumstellung jedes Jahr härter als jeder Jetlag. Während ich in anderen Ländern die Ortszeit einfach akzeptiere, ohne mir Gedanken um die Heimatzeit zu machen, bin ich daheim jedes Jahr zweimal gezwungen, meine innere Uhr den Zeigern auf einem Ziffernblatt anzugleichen. "Ach, eigentlich ist es ja erst halb acht/neun/zehn/etc", der am öftesten gedachte Satz in den Wochen nach der Umstellung, käme mir auf Reisen niemals in den Sinn.
Als die Zeitumstellung schließlich 1980 in Deutschland permanent eingeführt wurde, spürte ich zum ersten Mal den Groll gegen unsere Machthaber. Ich empfand es als himmelschreiende Ungerechtigkeit, mich armes Schülerlein fortan eine Stunde früher aus dem Bett zu holen. Insgeheim hatte ich den Verdacht, das wäre ein Racheakt meiner Mutter, die mit der Regierung unter einer Decke steckte. Wir klärten das später im selben Gespräch, in dem sie mich überzeugte, nicht adoptiert oder nach der Geburt verwechselt worden zu sein. Wer mich morgens weckte, konnte sich einer geballten Ladung schlechter Laune sicher sein. Dass meine Mutter sehr bald diese Aufgabe einem mechanischen Wecker überließ, war die Rettung unserer familiären Beziehungen. Immerhin muss man sich vor einem Wecker nicht wochenlang rechtfertigen oder entschuldigen, wenn man ihn mal anschreit.
Eine Stunde ist wertvolle Traumzeit, die mir seit 27 Jahren gestohlen wird. Schlaumeier behaupten jetzt, sie würde mir am Ende des Jahres zurückgegeben. Das stimmt so nicht, denn am Ende des Jahres wache ich trotzdem nach 8 oder weniger Stunden Schlaf auf, ob es nun neun oder erst acht Uhr ist. Dann habe ich eine Stunde mehr Wachzustand, die ich irgendwie sinnvoll füllen muss. Die Rechnung geht so nicht auf. Sommerzeit mag für Bänker und Beamte, für wichtige und weniger wichtige Arbeitnehmer sinnvoll sein, für Taugenichtse wie mich ist sie es nicht. Morgen früh werde ich vermutlich sehr schlechte Laune haben, weil ich das Ende eines drehbuchreifen Traumes verpasse. Schlechte Zeiten für Träumer.
Letzte Nacht war da ein merkwürdiges Geräusch neben meinem Bett zu hören. Es kam aus der Richtung, in der mein Wecker steht. "Wird am Ende dieses Wochenende die Uhr umgestellt?" dachte ich noch im Halbschlaf. Obwohl es jedes Jahr zur selben Zeit - nämlich am letzten Sonntag im März - geschieht, war ich dieses Jahr überrascht. Noch nie habe ich aufgrund der Zeitumstellung verschlafen, seit es Funkuhren gibt ist das auch ein Ding der Unmöglichkeit. Und dennoch trifft mich die Zeitumstellung jedes Jahr härter als jeder Jetlag. Während ich in anderen Ländern die Ortszeit einfach akzeptiere, ohne mir Gedanken um die Heimatzeit zu machen, bin ich daheim jedes Jahr zweimal gezwungen, meine innere Uhr den Zeigern auf einem Ziffernblatt anzugleichen. "Ach, eigentlich ist es ja erst halb acht/neun/zehn/etc", der am öftesten gedachte Satz in den Wochen nach der Umstellung, käme mir auf Reisen niemals in den Sinn.
Als die Zeitumstellung schließlich 1980 in Deutschland permanent eingeführt wurde, spürte ich zum ersten Mal den Groll gegen unsere Machthaber. Ich empfand es als himmelschreiende Ungerechtigkeit, mich armes Schülerlein fortan eine Stunde früher aus dem Bett zu holen. Insgeheim hatte ich den Verdacht, das wäre ein Racheakt meiner Mutter, die mit der Regierung unter einer Decke steckte. Wir klärten das später im selben Gespräch, in dem sie mich überzeugte, nicht adoptiert oder nach der Geburt verwechselt worden zu sein. Wer mich morgens weckte, konnte sich einer geballten Ladung schlechter Laune sicher sein. Dass meine Mutter sehr bald diese Aufgabe einem mechanischen Wecker überließ, war die Rettung unserer familiären Beziehungen. Immerhin muss man sich vor einem Wecker nicht wochenlang rechtfertigen oder entschuldigen, wenn man ihn mal anschreit.
Eine Stunde ist wertvolle Traumzeit, die mir seit 27 Jahren gestohlen wird. Schlaumeier behaupten jetzt, sie würde mir am Ende des Jahres zurückgegeben. Das stimmt so nicht, denn am Ende des Jahres wache ich trotzdem nach 8 oder weniger Stunden Schlaf auf, ob es nun neun oder erst acht Uhr ist. Dann habe ich eine Stunde mehr Wachzustand, die ich irgendwie sinnvoll füllen muss. Die Rechnung geht so nicht auf. Sommerzeit mag für Bänker und Beamte, für wichtige und weniger wichtige Arbeitnehmer sinnvoll sein, für Taugenichtse wie mich ist sie es nicht. Morgen früh werde ich vermutlich sehr schlechte Laune haben, weil ich das Ende eines drehbuchreifen Traumes verpasse. Schlechte Zeiten für Träumer.
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Mittwoch, 28. Februar 2007
Baby you can pimp my car
frau klugscheisser, 16:56h
Mein Auto ist beim Schraubenarzt. Nichts Ernstes, nur mal zur Vorsorgeuntersuchung. In letzter Zeit kamen ab und zu merkwürdige Geräusche aus der Verdauungsregion, die mich aber nicht weiter beunruhigten, denn sie wurden meist von den Geräuschen der Reifen übertönt. Die Reifen sind in Ordnung, da bin ich mir sicher. Dieses Klackern kam erst nach dem letzten Wechsel von Sommer auf Winter und auch nur, wenn man schnell in die Kurve fährt. Also fahr ich seitdem langsamer in die Kurve und das Klackern ist weg.
Alles in allem ist mein Auto noch ganz fit für sein Alter, mal abgesehen von der Batterie, die kürzlich ausgetauscht werden musste, weil sich morgens um halb fünf selten jemand auf der Straße findet, der mir Starthilfe geben könnte und ich nach dreimal die Schnauze voll hatte. Nach sieben Jahren darf die Batterie schon mal schlapp machen, wo ich selber fast jede Woche 'nen Durchhänger habe. Also war ich beim Notarzt und hab eine neue Batterie einbauen lassen. So ganz nebenbei erfuhr ich, dass es wartungsfreie und normale Batterien gibt und man bei der ausgedienten gelegentlich Wasser hätte auffüllen müssen. Das sei kein Hexenwerk, sagte der Mann in blau. Man müsse nur die Verdeckung mit einer Münze lösen und ein wenig darauf achten, beim Nachfüllen von destilliertem Wasser keine Spritzer auf die Kleidung zu bekommen.
Jetzt bin ich nicht völlig ahnungslos was Autos betrifft, könnte (Konjunktiv!) ich sogar Reifen selbst wechseln und diverse Innereien wie Motor, Kühler und Ölstab auf Anhieb orten. Das Problem liegt eher in meiner Einstellung. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal den Ölstand überprüfte. Zuhause wurde mir eingebläut, dass Öl nicht gleich Öl sei und man synthetisches niemals mit normalem mischen dürfe. Würde ich nun am Ölstab einen Mangel ablesen, wüsste ich nicht, womit das Behältnis aufzufüllen sei, da mein Schraubendoc um derlei Dinge ein Geheimnis macht, wie ein Dreisternekoch um seine Rezepte. Folglich schaue ich erst gar nicht nach, sondern verdränge die Tatsache, dass mein Auto Öl bräuchte. Was ich nicht weiß, macht höchstens den Motor heiß.
Das schlechte Gewissen lässt sich jedoch nicht ganz so einfach verdrängen, zumal morgens um halb fünf auch die Autobahn ganz schön leer ist und ich auf dem Weg zur Arbeit eventuell recht hilflos. Als ich den Wagen vorgestern mit den Worten keine Inspektion, nur Ölwechsel und die Bremsen überprüfen in der Werkstatt abstellte, ahnte ich noch nichts von dem Anruf, den ich heute bekommen sollte:
"Ja, äh wissens, ich hab mir erlaubt, weil ich kenn ja ihr Auto, gell, da hab ich mir gedacht, mach ich gleich eine Inspektion, wissens, weil mit dem Luftfilter, den kann ich ihnen nachher zeigen, gell, da wär ja nix mehr durchgangen. Und da war der Auspuff, also die Halterung von dem, die war durchg'rost und die hamma nachad auch wieder hing'schweißt. Aber sonst is alles in Ordnung, weil die Bremsen, gell, die machma dann nächstes Mal, also in am Jahr, weil die gehn noch ein Jahr. Da machen's sich jetzt amal keine Sorgen um die Kosten, weil die Kosten, die halten mir ja schon niedrig. Des hamma ja alles aufg'schriebn was wir bisher alles g'macht ham, die letzten Jahr und da müssen mir schon des Jahr eine Inspektion machen, weil sonst sind wir ja hintendran. Da hamma auch gleich die Zündkerzen aus'tauscht, weil des machma ja immer so, gell, und die Wischerblätter, also die kriegen sie dann aso..."
Ich stelle mir vor, ich wache nach einer Blinddarmoperation aus der Narkose auf und der behandelnde Arzt hat gleich noch meine Nase korrigiert und ein wenig Fett abgesaugt, weil's nötig war. Das nenne ich mal Service. Leider will sich mein Blinddarm genauso ungern von mir trennen, wie ich mich von meinem Geld. Ich fürchte, nächstes Jahr muss ich mir einen neuen Autodoc suchen. Gibt es eigentlich VHS-Kurse in Automechanik?
Alles in allem ist mein Auto noch ganz fit für sein Alter, mal abgesehen von der Batterie, die kürzlich ausgetauscht werden musste, weil sich morgens um halb fünf selten jemand auf der Straße findet, der mir Starthilfe geben könnte und ich nach dreimal die Schnauze voll hatte. Nach sieben Jahren darf die Batterie schon mal schlapp machen, wo ich selber fast jede Woche 'nen Durchhänger habe. Also war ich beim Notarzt und hab eine neue Batterie einbauen lassen. So ganz nebenbei erfuhr ich, dass es wartungsfreie und normale Batterien gibt und man bei der ausgedienten gelegentlich Wasser hätte auffüllen müssen. Das sei kein Hexenwerk, sagte der Mann in blau. Man müsse nur die Verdeckung mit einer Münze lösen und ein wenig darauf achten, beim Nachfüllen von destilliertem Wasser keine Spritzer auf die Kleidung zu bekommen.
Jetzt bin ich nicht völlig ahnungslos was Autos betrifft, könnte (Konjunktiv!) ich sogar Reifen selbst wechseln und diverse Innereien wie Motor, Kühler und Ölstab auf Anhieb orten. Das Problem liegt eher in meiner Einstellung. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal den Ölstand überprüfte. Zuhause wurde mir eingebläut, dass Öl nicht gleich Öl sei und man synthetisches niemals mit normalem mischen dürfe. Würde ich nun am Ölstab einen Mangel ablesen, wüsste ich nicht, womit das Behältnis aufzufüllen sei, da mein Schraubendoc um derlei Dinge ein Geheimnis macht, wie ein Dreisternekoch um seine Rezepte. Folglich schaue ich erst gar nicht nach, sondern verdränge die Tatsache, dass mein Auto Öl bräuchte. Was ich nicht weiß, macht höchstens den Motor heiß.
Das schlechte Gewissen lässt sich jedoch nicht ganz so einfach verdrängen, zumal morgens um halb fünf auch die Autobahn ganz schön leer ist und ich auf dem Weg zur Arbeit eventuell recht hilflos. Als ich den Wagen vorgestern mit den Worten keine Inspektion, nur Ölwechsel und die Bremsen überprüfen in der Werkstatt abstellte, ahnte ich noch nichts von dem Anruf, den ich heute bekommen sollte:
"Ja, äh wissens, ich hab mir erlaubt, weil ich kenn ja ihr Auto, gell, da hab ich mir gedacht, mach ich gleich eine Inspektion, wissens, weil mit dem Luftfilter, den kann ich ihnen nachher zeigen, gell, da wär ja nix mehr durchgangen. Und da war der Auspuff, also die Halterung von dem, die war durchg'rost und die hamma nachad auch wieder hing'schweißt. Aber sonst is alles in Ordnung, weil die Bremsen, gell, die machma dann nächstes Mal, also in am Jahr, weil die gehn noch ein Jahr. Da machen's sich jetzt amal keine Sorgen um die Kosten, weil die Kosten, die halten mir ja schon niedrig. Des hamma ja alles aufg'schriebn was wir bisher alles g'macht ham, die letzten Jahr und da müssen mir schon des Jahr eine Inspektion machen, weil sonst sind wir ja hintendran. Da hamma auch gleich die Zündkerzen aus'tauscht, weil des machma ja immer so, gell, und die Wischerblätter, also die kriegen sie dann aso..."
Ich stelle mir vor, ich wache nach einer Blinddarmoperation aus der Narkose auf und der behandelnde Arzt hat gleich noch meine Nase korrigiert und ein wenig Fett abgesaugt, weil's nötig war. Das nenne ich mal Service. Leider will sich mein Blinddarm genauso ungern von mir trennen, wie ich mich von meinem Geld. Ich fürchte, nächstes Jahr muss ich mir einen neuen Autodoc suchen. Gibt es eigentlich VHS-Kurse in Automechanik?
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Donnerstag, 22. Februar 2007
Sätze, die man sofort bloggen muss (22)
frau klugscheisser, 14:09h
Der Tod, die hinterhältige Sau.
Kommt meistens uneingeladen, bedient sich ungebührlich am Buffet des Lebens und wenn er endlich geht, muss Tafelsilber gezählt werden.
Kommt meistens uneingeladen, bedient sich ungebührlich am Buffet des Lebens und wenn er endlich geht, muss Tafelsilber gezählt werden.
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Montag, 19. Februar 2007
If you can make it there, you'll make it everywhere (3)
frau klugscheisser, 12:58h
Irgendwann sind 24 Stunden vorbei, nämlich nach genau 24 Stunden, und das Ende ist schnell erzählt. Ich laufe die 30 Blogs Blocks entlang, es ist nach wie vor kalt und meine Beine tun das, was ich zu Beginn des Tages in den Bordcomputer eingegeben habe. Sie bewegen sich ferngesteuert. Meine Gedanken haben auf diese Weise mehr Freiraum. Irgendwie bin ich froh, nicht erreichbar zu sein, fernab von Hiobsbotschaften. Ich will mich lieber auf die schönen, seltsamen und außergewöhnlichen Kleinigkeiten konzentrieren.
Da ist dieser Mann, den Kragen des Mantels hochgeklappt, darunter Anzug, schwarze Schuhe aus glänzendem Leder. Er trägt Ohrenschützer, die aussehen wie ein sehr breiter Haarreif. Haare gibt es auf seinem Kopf keine zu bändigen, deswegen sitzt der Stoffreif im Nacken. An das rechte Ohrenteil presst er sein Handy, spricht ab und zu einige Worte. Eindeutiger Vorteil gegenüber früheren Ohrwärmern ist die Telefontauglichkeit. Da ist die junge Frau auf hochhackigen Stiefeln. Zwischen den Schaftenden unterhalt ihrer Knie und dem Beginn des Rockes prangt eine weite Strecke bare Angriffsfläche für niedrige Temperaturen. Ich muss wegsehen, will ich nicht noch mehr frieren. Alles nur im Kopf, denke ich. Kälte, Hitze, Trauer, Freude, all das ist wohl Einstellungssache. An einem dieser sehr heißen Sommertage versuchte ich mir vorzustellen, wie kalt so ein Wintertag sein kann. Geschwitzt habe ich trotzdem. Auch jetzt gelingt es mir nicht, meinem Körper tropisches Klima vorzugaukeln, ohne ein wenig zu zittern.
New York. Man liebt oder man hasst diese Stadt. Dazwischen existiert nichts. Keine Graustufen, nur Superlativen. Mörderisch kalt oder siedend heiß, niemals lauwarm. Manhattan als Geschmacksverstärker. Nach einer Weile bin ich in der Gegend, in der ich mich schon an Weihnachten herumdrückte. Innerlich kämpfe ich gegen aufsteigende negative Gefühlserinnerungen. Eine Straße ist eine Straße ist eine Straße, nicht mehr und nicht weniger. Die Assoziationen häufen wir selbst drauf, wie den Abfall im Straßengraben. Wie andere das wohl machen? Ich meine, sind wir denn nicht alle ein wenig Sklaven unserer Assoziationen? Verdrängungsdarwinismus oder angeborene Erinnerungsschwäche, wie oft habe ich mir das schon gewünscht. Es funktioniert bei mir nicht. Je länger ich lebe, umso mehr Müll schleppe ich mit mir herum und bin verdammt, ihn auch noch permanent anzusehen. Die schmutzigen Fenster und den Staub in meiner Wohnung kann ich allerdings erstaunlich gut ausblenden.
Instinktiv laufe ich schneller. Schließlich tauchen Häuser auf, die mir fremd sind. Nur den Eingang zu Barney's habe ich auf einem Foto im Internet gesehen. Jeans werden im obersten Stock verkauft. Ich betrete den Laden durch die Drehtüre und möchte nach einem Blick ins Innere am liebsten mit demselben Schwung wieder nach draußen, doch es ist warm drinnen und ich will nicht umsonst so weit gelaufen sein. Ich betrete die schmale Rolltreppe nach oben. Im ersten Stock Designernamen, im zweiten dasselbe. Von Treppe zu Treppe komme ich mir schäbiger vor in meinen alten Schuhen, der schmuddeligen Jacke, ungeschminkt zwischen all dem aufgetakelten Personal, das wie Falken durch die schmalen Gänge zwischen Kleiderstangen kreisend nach Kundschaft späht, um sich in einem unbedachten Moment auf die Beute zu stürzen. Es gibt kein Versteck, keinen Zufluchtsort, keinen Unterschlupf. Sobald man die spärlichen Schilder durch die Finger gleiten lässt, ist man ihnen schutzlos ausgeliefert. Meine einzige Chance ist, ständig in Bewegung zu bleiben, nie irgendwo zu stehen oder die Ware näher zu betrachten, den Anschein von Langeweile zu erwecken. Nein, ich brauche keine Hilfe, ich suche hier nichts, denn das hier ist nicht meine Klasse. Wie ein Süßwasserfisch, der versehentlich im Salzwasser gelandet ist, komme ich mir vor. Das oberste Stockwerk erreicht, gehe ich schnurstracks zur anderen Seite und fahre die vielen Treppen wieder abwärts, unterbrochen nur durch den Bogen zwischen dem Ende einer und dem Anfang einer neuen Treppe.
Wo ist sie hin, meine Selbstsicherheit, was aus mir geworden? Am liebsten möchte ich mich verkriechen, was ich die meiste Zeit zuhause bereits ausgiebig mache. Ich bin enttäuscht von mir. Erwartungen, Vorsätze, alles dahin. Zudem spüre ich diesen leichten Schmerz im Knie. Der Tag ist gelaufen. Ich trete den Rückweg zum Hotel an, denn vor mir liegen noch einige Stunden Flug, die ich gerne in harmonischer Zusammenarbeit mit meinem Knie verbringen möchte. Es wird mir einen Strich durch die Rechnung machen, doch das weiß ich jetzt noch nicht.
Am Abend holt uns der Bus vom Hotel ab, um uns zum Flughafen zu bringen. Die Fahrt geht Richtung Süden, bis er in eine der großen Straßen nach Osten einbiegt. Und plötzlich sehe ich all die Läden, die ich suchte, einer neben dem anderen. Genau diese Straße hatte ich in meinem Slalom ausgespart, denn in der Erinnerung war sie viel kleiner. Zumindest mein nächster Aufenthalt in der großen Stadt dürfte erfolgversprechender sein. Bis dahin freue ich mich an der alten Lieblingsjeans mit den mittlerweile ausgefransten Rändern, den durchschabten Innenschenkeln und der ausgerissenen Gürtelschlaufe, so gut es eben geht. Man wird tatsächlich mit den Jahren bescheidener. Zumindest arbeite ich daran.
Da ist dieser Mann, den Kragen des Mantels hochgeklappt, darunter Anzug, schwarze Schuhe aus glänzendem Leder. Er trägt Ohrenschützer, die aussehen wie ein sehr breiter Haarreif. Haare gibt es auf seinem Kopf keine zu bändigen, deswegen sitzt der Stoffreif im Nacken. An das rechte Ohrenteil presst er sein Handy, spricht ab und zu einige Worte. Eindeutiger Vorteil gegenüber früheren Ohrwärmern ist die Telefontauglichkeit. Da ist die junge Frau auf hochhackigen Stiefeln. Zwischen den Schaftenden unterhalt ihrer Knie und dem Beginn des Rockes prangt eine weite Strecke bare Angriffsfläche für niedrige Temperaturen. Ich muss wegsehen, will ich nicht noch mehr frieren. Alles nur im Kopf, denke ich. Kälte, Hitze, Trauer, Freude, all das ist wohl Einstellungssache. An einem dieser sehr heißen Sommertage versuchte ich mir vorzustellen, wie kalt so ein Wintertag sein kann. Geschwitzt habe ich trotzdem. Auch jetzt gelingt es mir nicht, meinem Körper tropisches Klima vorzugaukeln, ohne ein wenig zu zittern.
New York. Man liebt oder man hasst diese Stadt. Dazwischen existiert nichts. Keine Graustufen, nur Superlativen. Mörderisch kalt oder siedend heiß, niemals lauwarm. Manhattan als Geschmacksverstärker. Nach einer Weile bin ich in der Gegend, in der ich mich schon an Weihnachten herumdrückte. Innerlich kämpfe ich gegen aufsteigende negative Gefühlserinnerungen. Eine Straße ist eine Straße ist eine Straße, nicht mehr und nicht weniger. Die Assoziationen häufen wir selbst drauf, wie den Abfall im Straßengraben. Wie andere das wohl machen? Ich meine, sind wir denn nicht alle ein wenig Sklaven unserer Assoziationen? Verdrängungsdarwinismus oder angeborene Erinnerungsschwäche, wie oft habe ich mir das schon gewünscht. Es funktioniert bei mir nicht. Je länger ich lebe, umso mehr Müll schleppe ich mit mir herum und bin verdammt, ihn auch noch permanent anzusehen. Die schmutzigen Fenster und den Staub in meiner Wohnung kann ich allerdings erstaunlich gut ausblenden.
Instinktiv laufe ich schneller. Schließlich tauchen Häuser auf, die mir fremd sind. Nur den Eingang zu Barney's habe ich auf einem Foto im Internet gesehen. Jeans werden im obersten Stock verkauft. Ich betrete den Laden durch die Drehtüre und möchte nach einem Blick ins Innere am liebsten mit demselben Schwung wieder nach draußen, doch es ist warm drinnen und ich will nicht umsonst so weit gelaufen sein. Ich betrete die schmale Rolltreppe nach oben. Im ersten Stock Designernamen, im zweiten dasselbe. Von Treppe zu Treppe komme ich mir schäbiger vor in meinen alten Schuhen, der schmuddeligen Jacke, ungeschminkt zwischen all dem aufgetakelten Personal, das wie Falken durch die schmalen Gänge zwischen Kleiderstangen kreisend nach Kundschaft späht, um sich in einem unbedachten Moment auf die Beute zu stürzen. Es gibt kein Versteck, keinen Zufluchtsort, keinen Unterschlupf. Sobald man die spärlichen Schilder durch die Finger gleiten lässt, ist man ihnen schutzlos ausgeliefert. Meine einzige Chance ist, ständig in Bewegung zu bleiben, nie irgendwo zu stehen oder die Ware näher zu betrachten, den Anschein von Langeweile zu erwecken. Nein, ich brauche keine Hilfe, ich suche hier nichts, denn das hier ist nicht meine Klasse. Wie ein Süßwasserfisch, der versehentlich im Salzwasser gelandet ist, komme ich mir vor. Das oberste Stockwerk erreicht, gehe ich schnurstracks zur anderen Seite und fahre die vielen Treppen wieder abwärts, unterbrochen nur durch den Bogen zwischen dem Ende einer und dem Anfang einer neuen Treppe.
Wo ist sie hin, meine Selbstsicherheit, was aus mir geworden? Am liebsten möchte ich mich verkriechen, was ich die meiste Zeit zuhause bereits ausgiebig mache. Ich bin enttäuscht von mir. Erwartungen, Vorsätze, alles dahin. Zudem spüre ich diesen leichten Schmerz im Knie. Der Tag ist gelaufen. Ich trete den Rückweg zum Hotel an, denn vor mir liegen noch einige Stunden Flug, die ich gerne in harmonischer Zusammenarbeit mit meinem Knie verbringen möchte. Es wird mir einen Strich durch die Rechnung machen, doch das weiß ich jetzt noch nicht.
Am Abend holt uns der Bus vom Hotel ab, um uns zum Flughafen zu bringen. Die Fahrt geht Richtung Süden, bis er in eine der großen Straßen nach Osten einbiegt. Und plötzlich sehe ich all die Läden, die ich suchte, einer neben dem anderen. Genau diese Straße hatte ich in meinem Slalom ausgespart, denn in der Erinnerung war sie viel kleiner. Zumindest mein nächster Aufenthalt in der großen Stadt dürfte erfolgversprechender sein. Bis dahin freue ich mich an der alten Lieblingsjeans mit den mittlerweile ausgefransten Rändern, den durchschabten Innenschenkeln und der ausgerissenen Gürtelschlaufe, so gut es eben geht. Man wird tatsächlich mit den Jahren bescheidener. Zumindest arbeite ich daran.
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