Dienstag, 21. November 2006
Ain't no sunshine when she's gone
frau klugscheisser, 01:03h
Es war einer dieser typischen Novembertage. Der erste Schnee sollte nur eine Woche später fallen. Heute vor fast fünfundzwanzig Jahren ist sie gestorben. Sie war alles, was ich jemals hatte, mein Trost, mein Halt, meine Familie, meine Heimat. Damals wusste ich, ich wäre von nun an allein auf mich gestellt. Dieses Gefühl trage ich seit dieser Zeit in mir. Manchmal wiegt es so schwer, dass meine Beine nachgeben.
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Dienstag, 31. Oktober 2006
Moment of truth
frau klugscheisser, 17:03h
Zwischen all dem Tosen und Brausen einen Moment innehalten und ganz still werden. Einem Blatt nachschauen, das lautlos vom Baum fällt. Dem Klang eines vorbeifahrenden Zuges nachhören bis er verhallt. Die glatte Metalloberfläche eines Geländers bis zu seinem Ende nachstreichen. Die letzte Stufe einer Treppe steigend wahrnehmen. Dem sich verlierenden Duft einer Erinnerung nachsehnen. Den letzten Tropfen eines Regenschauers auf der Haut spüren.
Das laue Lüftchen im Zentrum des Zyklones wirkt so trügerisch und doch bewegen sich gewaltige Kräfte drumherum. Lächerlich dagegen der Herbststurm, der mit aller Kraft seine Luftmassen unkoordiniert herumjagt. Es ist nicht die Masse, sondern die Fokussierung. Zentrierung eines Nullpunktes als Ort der absoluten Ruhe. Leben, das um den Tod kreist und sich von ihm nährt, das sich gleich einem roten Riesen aufbläht bevor es kollabiert.
Alles geht zurück zum Anfang. Und am Ende bleibt nichts als Erinnerung.
5:40
Das laue Lüftchen im Zentrum des Zyklones wirkt so trügerisch und doch bewegen sich gewaltige Kräfte drumherum. Lächerlich dagegen der Herbststurm, der mit aller Kraft seine Luftmassen unkoordiniert herumjagt. Es ist nicht die Masse, sondern die Fokussierung. Zentrierung eines Nullpunktes als Ort der absoluten Ruhe. Leben, das um den Tod kreist und sich von ihm nährt, das sich gleich einem roten Riesen aufbläht bevor es kollabiert.
Alles geht zurück zum Anfang. Und am Ende bleibt nichts als Erinnerung.
5:40
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Samstag, 14. Oktober 2006
That´s what friends are for
frau klugscheisser, 20:14h
Es gibt Menschen, die gut zuhören können und solche, die gute Ratgeber sind. Manche können gut trösten und andere können einen zum Lachen bringen. Du suchst die Nähe bestimmter Menschen, weil sie Herzlichkeit ausstrahlen und Wärme. Oder weil sie interessant und belebend wirken. Es ist nicht schwer, solche Menschen zu finden. Viel schwieriger ist es, die zu finden, die Rat bei dir suchen und Wärme, die deine Nähe suchen, weil du sie zum Lachen bringst oder weil sie in deinen Armen weinen möchten.
Und oft würde mir schon genügen, wenn einer sagt: "Schön, dass Du wieder da bist."
Und oft würde mir schon genügen, wenn einer sagt: "Schön, dass Du wieder da bist."
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Freitag, 29. September 2006
Gained the whole world for the price of your soul
frau klugscheisser, 04:59h
"No life is a waste", the Blue Man said.
"The only time we waste, is the time we spend thinking we are alone."
(Mitch Albom "The five people you meet in heaven")
Manchmal möchte ich nicht mehr unterwegs sein. Dann wird alles beschwerlich. Jedes einzelne Kleidungsstück legt mindestens zweimal den Weg vom und zum Schrank zurück, wird mehrere Male in Händen gehalten, zusammengefaltet und wieder ausgeschüttelt, bis es endlich im Koffer landet. Sind sowieso immer dieselben Stücke. Stücke von Heimat. Manchmal frage ich mich, wieso ich diesen Koffer überhaupt ausräume.
Stunden später bin ich an einem Ort, den ich vielleicht schon viele Male gesehen und an dem ich mir doch immer fehl am Platz vorkomme. Klima, Zeit und Kultur unterscheiden sich gewaltig von dort, wo ich herkomme. Man entlässt mich in Städte, in deren Adern das Blut in die falsche Richtung fließt, in denen die Menschen falsch aussehen und der Wind falsch riecht. Der Kopf sucht Gewohntes, doch findet er wenig, an das er sich klammern könnte.
Wenn es dunkel wird, will der Verstand schlafen. Der Körper weiß jedoch nicht, wovon der Kopf spricht. Wie ein kleines Kind quengelt er ein wenig, bevor die Erschöpfung über ihn hereinbricht. Wenn er aufwacht, ist es immer noch dunkel, doch keiner da, der ihn wieder in den Schlaf wiegt, keiner, der seinen Träumen lauscht. Es ist das falsche Bett, das falsche Zimmer, das falsche Leben. Falsche Geräusche von draussen übertöne ich mit falschen Stimmen aus dem Äther. Die Bilder flackern über falsche Tapeten. Manch einer fühlt sich beim Anblick des Sternehimmels klein. Mir genügt eine fremde Nacht an einem fremden Ort.
Die Verlorenheit hat sich nach nur wenigen Tagen in meine Seele gefressen. Sie wartet hinter meiner Wohnungstüre, schaut mir aus dem Spiegel entgegen und verströmt ihren Geruch über die Räume. Ich flüchte zwischen Laken, drücke die Augen fest zu. Hinter den Lidern formiert sie sich zu einem Traum, aus dem ich weinend erwache. Sie lässt sich nicht abschütteln. Ich habe sie nicht eingeladen und doch ist sie zu einem ständigen Begleiter geworden. Sie ist stärker als die Neugier, stärker als Gewohntes, stärker als der Verstand. Sie raubt mir das Gleichgewicht, lässt mich schwanken und straucheln.
Manchmal will ich sie austricksen. Dann begrüße ich sie wie eine alte Bekannte. Doch sie lacht mir nur höhnisch ins Gesicht. Sie lässt sich nicht täuschen. Ich halte mich an einer Stuhllehne, berühre ein Buch, streiche über eine Decke, streife ein Foto. Wie eine Blinde ertaste ich die gewohnten Orte meines Innersten neu. Irgendwo zwischen all den Erinnerungen versuche ich mich festzuhalten, die Balance zurückzugewinnen, um nicht zu stürzen. Es ist, als ob ich zu lange auf ein Bild von Escher gestarrt hätte. Wenn ich nicht aufpasse, saugt sie mich in ihren unendlichen Schlund.
Manchmal möchte ich nicht mehr unterwegs sein, sondern ankommen.
"The only time we waste, is the time we spend thinking we are alone."
(Mitch Albom "The five people you meet in heaven")
Manchmal möchte ich nicht mehr unterwegs sein. Dann wird alles beschwerlich. Jedes einzelne Kleidungsstück legt mindestens zweimal den Weg vom und zum Schrank zurück, wird mehrere Male in Händen gehalten, zusammengefaltet und wieder ausgeschüttelt, bis es endlich im Koffer landet. Sind sowieso immer dieselben Stücke. Stücke von Heimat. Manchmal frage ich mich, wieso ich diesen Koffer überhaupt ausräume.
Stunden später bin ich an einem Ort, den ich vielleicht schon viele Male gesehen und an dem ich mir doch immer fehl am Platz vorkomme. Klima, Zeit und Kultur unterscheiden sich gewaltig von dort, wo ich herkomme. Man entlässt mich in Städte, in deren Adern das Blut in die falsche Richtung fließt, in denen die Menschen falsch aussehen und der Wind falsch riecht. Der Kopf sucht Gewohntes, doch findet er wenig, an das er sich klammern könnte.
Wenn es dunkel wird, will der Verstand schlafen. Der Körper weiß jedoch nicht, wovon der Kopf spricht. Wie ein kleines Kind quengelt er ein wenig, bevor die Erschöpfung über ihn hereinbricht. Wenn er aufwacht, ist es immer noch dunkel, doch keiner da, der ihn wieder in den Schlaf wiegt, keiner, der seinen Träumen lauscht. Es ist das falsche Bett, das falsche Zimmer, das falsche Leben. Falsche Geräusche von draussen übertöne ich mit falschen Stimmen aus dem Äther. Die Bilder flackern über falsche Tapeten. Manch einer fühlt sich beim Anblick des Sternehimmels klein. Mir genügt eine fremde Nacht an einem fremden Ort.
Die Verlorenheit hat sich nach nur wenigen Tagen in meine Seele gefressen. Sie wartet hinter meiner Wohnungstüre, schaut mir aus dem Spiegel entgegen und verströmt ihren Geruch über die Räume. Ich flüchte zwischen Laken, drücke die Augen fest zu. Hinter den Lidern formiert sie sich zu einem Traum, aus dem ich weinend erwache. Sie lässt sich nicht abschütteln. Ich habe sie nicht eingeladen und doch ist sie zu einem ständigen Begleiter geworden. Sie ist stärker als die Neugier, stärker als Gewohntes, stärker als der Verstand. Sie raubt mir das Gleichgewicht, lässt mich schwanken und straucheln.
Manchmal will ich sie austricksen. Dann begrüße ich sie wie eine alte Bekannte. Doch sie lacht mir nur höhnisch ins Gesicht. Sie lässt sich nicht täuschen. Ich halte mich an einer Stuhllehne, berühre ein Buch, streiche über eine Decke, streife ein Foto. Wie eine Blinde ertaste ich die gewohnten Orte meines Innersten neu. Irgendwo zwischen all den Erinnerungen versuche ich mich festzuhalten, die Balance zurückzugewinnen, um nicht zu stürzen. Es ist, als ob ich zu lange auf ein Bild von Escher gestarrt hätte. Wenn ich nicht aufpasse, saugt sie mich in ihren unendlichen Schlund.
Manchmal möchte ich nicht mehr unterwegs sein, sondern ankommen.
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Samstag, 23. September 2006
Life goes on without you
frau klugscheisser, 12:02h
[Achtung: Kalaueralarm]
Jordan ist über sich selbst gegangen.
Abt.: wenn Liebe zum Verhängnis wird oder wer kann schon Gefühle zu einer Gurke entwickeln?.
Jordan ist über sich selbst gegangen.
Abt.: wenn Liebe zum Verhängnis wird oder wer kann schon Gefühle zu einer Gurke entwickeln?.
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Freitag, 8. September 2006
Verano pasado
frau klugscheisser, 10:39h
Die Tage werden kürzer, die Träume schwerer. Während letzte Sommergewitter das Ende einer Jahreszeit manifestieren, geht drinnen die Sehnsucht los. Letzte Gefühle von Leichtigkeit, von eruptiver Hitze, dann versiegt das Flimmern der Atmosphäre für lange Zeit.
Die Menschen werden stiller, hüllen ihre Seelen ein, um sie gegen den rauhen Wind zu schützen, der bald durch die Straßen der Begegnung fegt. Nur einmal noch wird für kurze Zeit ein kleines Fenster zum Herzen geoffnet. Dann nämlich, wenn der Kalender das Fest der Liebe anzeigt. Zu kurz zum Luft holen, schnell die Läden wieder versiegelt, damit die Wärme drinnen bleibt, die doch nur abgestandene Erinnerung ist.
Ach könnte ich ihn halten, den Sommer. In der Hand das blaue Band, stehe ich alleine auf der Straße. Die Ahnung, um das, was jetzt kommt, lässt es mich zerknittern. Nicht die Gewissheit um den nächsten Sommer, nicht die Erinnerung an strahlendes Licht, nichts kann mir die Angst nehmen, vor dem, was schon jetzt in jedem Morgen anbricht.
Ich öffne die Hand und betrachte das Band. Der Schweiß hat Schmutzränder darauf hinterlassen. Durch die Finger lasse ich es ins klare Wasser gleiten. Ich werde es säubern und trocknen und danach einem geben, dessen Sommer kürzer war als meiner, einem, der mehr Herbste durchlebte und den die Erinnerung mehr wärmt als mich. Und dann werde ich warten. Vielleicht kommt ein andrer, der mich an seinem blauen Band durch das Dunkel führt.
Die Menschen werden stiller, hüllen ihre Seelen ein, um sie gegen den rauhen Wind zu schützen, der bald durch die Straßen der Begegnung fegt. Nur einmal noch wird für kurze Zeit ein kleines Fenster zum Herzen geoffnet. Dann nämlich, wenn der Kalender das Fest der Liebe anzeigt. Zu kurz zum Luft holen, schnell die Läden wieder versiegelt, damit die Wärme drinnen bleibt, die doch nur abgestandene Erinnerung ist.
Ach könnte ich ihn halten, den Sommer. In der Hand das blaue Band, stehe ich alleine auf der Straße. Die Ahnung, um das, was jetzt kommt, lässt es mich zerknittern. Nicht die Gewissheit um den nächsten Sommer, nicht die Erinnerung an strahlendes Licht, nichts kann mir die Angst nehmen, vor dem, was schon jetzt in jedem Morgen anbricht.
Ich öffne die Hand und betrachte das Band. Der Schweiß hat Schmutzränder darauf hinterlassen. Durch die Finger lasse ich es ins klare Wasser gleiten. Ich werde es säubern und trocknen und danach einem geben, dessen Sommer kürzer war als meiner, einem, der mehr Herbste durchlebte und den die Erinnerung mehr wärmt als mich. Und dann werde ich warten. Vielleicht kommt ein andrer, der mich an seinem blauen Band durch das Dunkel führt.
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