Samstag, 2. Juni 2007
Movie star (oder die prominenten Liebschaften der Frau K.) 1
Auf speziellen Wunsch von Gaga

Im Alter erinnert man sich bekanntlich besser an längst vergangene Begebenheiten als an jüngste Ereignisse. Werde ich nach meinem ersten Freund gefragt, muss ich nicht lange nachdenken: er war schon 17, erschien mir deshalb unheimlich erwachsen und erinnerte mich damals ganz stark an Christopher Lambert, den attraktivsten Tarzan der Filmgeschichte (zumindest die Augen- und Mundpartie, sowie die Charakternase sind fast identisch). Die Affäre dauerte nur drei Monate, doch über die Jahre sind wir Freunde geblieben.

Angefangen hat alles im Dschungel pubertärer Gefühlsschwankungen, dem sogenannten Tanztee, zu dem mich meine beste Freundin mitschleppte. Sie war sehr von ihm angetan, weshalb er zwischen uns zum Dauergesprächsthema wurde. Jede Bewegung wurde ausgiebig studiert und analysiert, jeder Blick auf etwaige Neigungen interpretiert. Er trug weiße Schuhe, eine weiße Hose und ein rosa Polohemd mit einem kleinen aufgestickten Krokodil, typisch 80er. Der Höhepunkt jedes Abends war die Stehbluesrunde, zu der er ein Mädchen auffordern würde. Als er sich in unsere Richtung bewegte, schlugen unsere Herzen bis zum Hals. Das Drama war perfekt, als er nicht meine Freundin, sondern mich aufforderte und ich ihm auf die Tanzfläche folgte. Ich erinnere mich genau, wie sich sein Körper anfühlte. Er roch nach Armani, ein Duft, den ich bis heute mit seiner Person verbinde. Zwischen unsere Wangen passte nicht einmal mehr ein Blatt Papier, während ich stets darauf achtete, dass zwischen unseren Körpern unterhalb der Gürtellinie wenigstens ab und zu Luftbewegung stattfinden konnte, schließlich wollte ich ihm als wohlerzogenes Mädchen keine falschen Hoffnungen machen, denn die Hoffnung regte sich bereits nach wenigen Minuten spürbar zwischen seinen Beinen.

Auch im weiteren Verlauf unseres Beisammenseins sorgte ich stets für gebührenden Abstand. Als er langsam begriff, dass wildes Knutschen und Fummeleien, bei denen ich seine Hände unter Kontrolle zu halten verstand, das Ende der Fahnenstange waren, löste er die Verbindung in einseitigem Einvernehmen. Der überhöhte Hormonpegel war nicht der einzige Unterschied zwischen uns. Sein Bestreben ging dahin, in nicht allzu ferner Zukunft möglichst viel Geld zu verdienen, um den gehobenen Lebensstandard fortzusetzen, den er von zu Hause gewohnt war. Er studierte BWL und ist inzwischen erfolgreicher Kleinunternehmer mit vierköpfiger Familie. Was Tarzan in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte, wurde für Christopher zur Wirklichkeit. Nur die wilde Leidenschaft, die hat er mit den Jahren leider verloren.

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