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Donnerstag, 8. Juni 2006
Bosom buddies
frau klugscheisser, 22:43h
Da war erst dieser Wunsch, dieses Verlangen, dieses Haben-wollen. Lange gärte es in mir, ließ mich träumen und beobachten, lauern und auf der Hut sein. Als ich ihn das erste Mal sah, schlich ich um ihn herum, wie eine läufige Hündin. Tag und Nacht dachte ich an ihn, wochen- nein monatelang. So sehr ich mich auch bemühte, er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Es war nicht so, dass er abweisend war. Im Gegenteil, er lud mich zu sich ein. Ich widerstand, jedoch nicht lange. Immer öfter fuhr ich an diesem Haus vorbei, in dem er weilte, und traute mich doch nicht, es zu betreten. Ich wusste instinktiv, die Gefahr, dort nicht mehr ohne Verluste herauszukommen, war groß. Und immer wieder zog er mich magisch an. Ich wollte in seiner Nähe sein.
Seine Verführungskünste ließen mich schließlich schwach werden. Vorsichtig öffnete ich die Türe, trat in das abgedunkelte Innere und er präsentierte mir seine ganze Pracht, wie einst Evas Apfel. Ich war gefangen in der Höhle des Löwen. Kein Entkommen, Widerstand zwecklos. Als ich den Stoff seiner Kleidung langsam durch meine Finger gleiten ließ, wusste ich, dass es weh tun würde. Sehr, sehr weh. In diesem Moment war mir alles gleichgültig, schließlich lebte ich nur einmal und hatte endlich den Mut, etwas zu tun, wovor ich immer zurückgeschreckt war. Ich riss mir die Kleider vom Leib, stand fast nackt vor einem Spiegel und schlüpfte in dieses sagenhafte Kostüm, das er für mich bereit hielt. Er war spezialisiert auf eine bestimmte Art Verkleidung. Das war seine Daseinsberechtigung, seine Lust und mein Verderben. Als ich die unzähligen kleinen Häkchen letztlich schloss, strahlte er. Ich hatte ihn zum Leben erweckt, seine Offerte mit meiner Fleischeslust gefüllt. Und wie es gefüllt war, das gute Stück. Er mochte keine dürren Androgynen. Seine Kostümierungen waren wie geschaffen für die Fülligeren, deren Lust dadurch betont und andere betört würden. Mein üppiger Busen quoll aus der Aussparung über dem Ausschnitt. Den Brustkorb schnürend, bis zur Taille verengt, hob es das hervor, was als Tribut der Sinnlichkeit zu betonen war. Es war wie für mich geschaffen. Liebe ist in Verbindung mit Lust ein gefährliches Wort, doch ich verliebte mich auf der Stelle.
Als ich ihn verließ, war ich um eine Erfahrungen reicher. Ich wusste, ich durfte nie wieder zurückkehren. Das war die Bedingung, die ich mir selbst auferlegte, bevor ich zu ihm ging. Heute weiß ich, dass es noch einmal sein muss. Ein einziges Mal muss ich noch zu ihm zurückkehren, dem Laden, um das geänderte Dirndl abzuholen.
Wer geht mit mir auf den diesjährigen Kocherlball?
Nicht nur Herren sind hier gefragt.
Nachtrag: es ist ein original Tiroler Dirndl (rotes Oberteil, schwarzer Rock, kein Schnickschnack). Das wird vielleicht den Herrn Mequito interessieren.
Seine Verführungskünste ließen mich schließlich schwach werden. Vorsichtig öffnete ich die Türe, trat in das abgedunkelte Innere und er präsentierte mir seine ganze Pracht, wie einst Evas Apfel. Ich war gefangen in der Höhle des Löwen. Kein Entkommen, Widerstand zwecklos. Als ich den Stoff seiner Kleidung langsam durch meine Finger gleiten ließ, wusste ich, dass es weh tun würde. Sehr, sehr weh. In diesem Moment war mir alles gleichgültig, schließlich lebte ich nur einmal und hatte endlich den Mut, etwas zu tun, wovor ich immer zurückgeschreckt war. Ich riss mir die Kleider vom Leib, stand fast nackt vor einem Spiegel und schlüpfte in dieses sagenhafte Kostüm, das er für mich bereit hielt. Er war spezialisiert auf eine bestimmte Art Verkleidung. Das war seine Daseinsberechtigung, seine Lust und mein Verderben. Als ich die unzähligen kleinen Häkchen letztlich schloss, strahlte er. Ich hatte ihn zum Leben erweckt, seine Offerte mit meiner Fleischeslust gefüllt. Und wie es gefüllt war, das gute Stück. Er mochte keine dürren Androgynen. Seine Kostümierungen waren wie geschaffen für die Fülligeren, deren Lust dadurch betont und andere betört würden. Mein üppiger Busen quoll aus der Aussparung über dem Ausschnitt. Den Brustkorb schnürend, bis zur Taille verengt, hob es das hervor, was als Tribut der Sinnlichkeit zu betonen war. Es war wie für mich geschaffen. Liebe ist in Verbindung mit Lust ein gefährliches Wort, doch ich verliebte mich auf der Stelle.
Als ich ihn verließ, war ich um eine Erfahrungen reicher. Ich wusste, ich durfte nie wieder zurückkehren. Das war die Bedingung, die ich mir selbst auferlegte, bevor ich zu ihm ging. Heute weiß ich, dass es noch einmal sein muss. Ein einziges Mal muss ich noch zu ihm zurückkehren, dem Laden, um das geänderte Dirndl abzuholen.
Wer geht mit mir auf den diesjährigen Kocherlball?
Nicht nur Herren sind hier gefragt.
Nachtrag: es ist ein original Tiroler Dirndl (rotes Oberteil, schwarzer Rock, kein Schnickschnack). Das wird vielleicht den Herrn Mequito interessieren.
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Vom Feeling her hab ich heute ein gutes Gefühl
frau klugscheisser, 16:25h
Sorry Leute aber der Text MUSS sein. Ist für Bärlin und die böse böse WG von dem bösen bösen Getränkehersteller. Ich mach jetzt auf Ghostwriter.Hihi
ABSEITS!
ER sieht mich geringschätzig aus dem Augenwinkel an. Hör mal, das ist doch kein Abseits!? und ganz leise höre ich IHN Frauen! murmeln. Ich sacke in mich zusammen und sinke ein wenig tiefer in die Couch. Klar hab ich keine Ahnung vom Fußball. Aber immerhin bemühe ich mich. Selbst wenn ich mich zuvor für etwas nicht interessierte, so bin ich lernfähig. Aus den vielen kurzen und längeren Beziehungen habe ich eine Menge neues Wissen mitgenommen. Da war zum Beispiel einer, der Rollläden baute. Von dem lernte ich was über Statik. Dann gab es da den, der sich für Autos interessierte. Seitdem weiß ich, dass eine G-Lader-Schnecke keine Bezeichnung für eine sexuell stimulierte Frau ist. Und mit dem aus der Werbebranche habe ich einen ganzen VW Bus mit Klebeschrift bezogen. Dabei lernte ich, wie man großflächige Blasenbildung mittels Einsatz von Nadel und Föhn vermeidet. Beim Letzten habe ich für mein Leben Nützliches erfahren. Er brachte mir etwas übers Kochen bei. Unsere letzte gemeinsame Kreation war Sauce Hollandaise. Die sollte sich als Trennkost herausstellen - nicht im landläufigen Sinne, sondern weil er sie durch Beigabe von zu viel Zitrone versaute und hinterher nie mehr meine Wohnung betreten wollte.
Für Fußball interessiere ich mich im Allgemeinen so wenig, wie für eine Abhandlung über die „Entwicklung nachweisstarker molekülspektrometrischer Detektionssysteme unter Verwendung von Diodenlasern für die Kapillarelektrophorese und verwandte Trennmethoden“. So wenig verstehe ich auch davon. Ich könnte ohne mit der Wimper zu zucken die letzten Wimbledonsieger im Herren- und Dameneinzel aufsagen, was mir bei den deutschen Bundeskanzlern und –präsidenten nicht ganz so leicht gelingen mag. Ich könnte Kompositionen in ihre Einzelteile zerlegen, aus der Weltliteratur zitieren oder die erste bis fünfte Ballettposition demonstrieren. Aber das interessiert ja keinen. Nein, Fußball ist das, was die Menschheit fesselt, was sie in Atem hält und unendlich Gesprächsstoff liefert. ER sagte, das gehöre zur Allgemeinbildung. Als gebildeter sozialkompetenter Mensch konnte ich das natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Flink versuchte ich, den blinden Fleck und damit meine Wissenslücken zu füllen. Dabei fiel mir folgendes auf:
1. gibt es kaum unabhängige Nachschlagewerke, aus denen profundes Wissen bezogen werden kann
und 2. wird mir nicht klar, was das eigentliche Ziel dieser Sportart ist. Mir wurde mitgeteilt, in erster Linie ginge es darum, den Ball in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern, um der eigenen zum Sieg zu verhelfen. Ich halte das für ein Gerücht. Betrachten wir mal Zeitungsartikel am Tag nach dem Spiel. Da wird über Fouls, Verletzungen und Trainerwechsel, sowie über Ablösen für einzelne Spieler berichtet, deren Höhe der gesamten Sahelzone die Tränen in die Augen treibt. Das Spielergebnis findet man – so man aufmerksam liest – irgendwo ganz klein gedruckt in der Mitte des Textes, wenn überhaupt. Die Schreiberlinge gehen davon aus, dass alle bereits während der vorabendlichen Liveübertragung davon in Kenntnis gesetzt wurden.
Fernsehen und Fußball ist ja auch so eine Sache. Ich will hier gar nicht auf das leidige Thema gebührenpflichtige Privatsender kommen. Zu meiner Zeit wurden Spiele von allgemeinem Interesse noch auf den Öffentlich Rechtlichen übertragen. Und wenn dem so war, konnte man nur noch zwischen an und aus entscheiden, nicht aber über das Programm selbst. Ich habe nie erlebt, dass Fußballspiele wegen eines weltpolitisch wichtigen Ereignisses unterbrochen wurden. Wäre Lady Di während eines Endspiels gestorben, hätte sie Pech gehabt. Aber sowas von. Pech war allein schon, mit einem Mercedes auf Tunnelbeton zu donnern. Wäre es allerdings während eines Spiels geschehen, hätte der Moderator die Information höchstwahrscheinlich mit betroffener Miene zwischen zwei Toren verkündet, während im Hintergrund die Laolawelle in der Fankurve eingeblendet worden wäre. So hatte sie wenigstens noch Glück im Unglück, dass sie sich die Tränen über ihr Ableben nicht mit denen über einen Abstieg in die zweite Liga teilen musste. Als Prinzessin kann man das schon erwarten, selbst wenn das gemeine Volk sonst eher mit gutem Benehmen geizt.
Damals, als man Fußballspiele noch vorzugsweise über Rundfunk verfolgte, da war alles noch ein klein wenig anders. Damals hatten die Moderatoren noch richtig was drauf, mussten formulieren können und schlagfertig sein. Es ist eine wahre Kunst, ein Erlebnis für Tausende von Hörern so zu formulieren, dass sie das Geschehen mit dem inneren Auge verfolgen können. Heutzutage beschränken sich die Kommentatoren auf platte Phrasen oder Interviews mit Leuten, die zwar bekannt, zum Spiel selbst jedoch wenig beitragen können. Bestenfalls hält man da einem Fußballer das Mikro ins Gesicht und hofft, zwischen den Ähs und Mhs noch Brauchbares herausfiltern zu können.
Ja, so ist das mit der Allgemeinbildung. Als mir das so richtig klar wurde, war die Motivation in punkto Fußball und Weiterbildung erst mal futsch. Nicht dass ich mich nicht beizeiten bereits über VHS Kurse mit so vielversprechenden Titeln wie Fußball 0.1 für Hausfrauen oder Fußball verstehen. Eine Einführung für die moderne Ehefrau informiert hätte. Wirklich gereizt hätte mich der Vortrag von so einem Sozpädfuzzi mit dem Titel Fußball in der Partnerschaft. Krisenmanagement und Mediation im Alltag. Das ist kein theoretischer Klugschiss, sondern aus dem Leben gegriffen. Schließlich tu ich das alles nicht für die Menschheit oder ein wenig Allgemeinbildung. Nein, ich tue es für IHN. Die Tragik an der Geschichte ist, dass er es nicht einmal bemerkte. Von Anerkennung wollen wir überhaupt nicht reden. Wenn ich Glück hatte, erhaschte ich einen Blick in der Halbzeit oder ein leichtes Tätscheln nach einem Tor. Das war dann auch schon alles. In der sechsten Jahreszeit – neben den bekannten vieren und der Faschingszeit der sogenannte Männerfrühling – leidet eine sonst gut funktionierende Partnerschaft schon arg. Kleine Aufmerksamkeiten? Fallen weg. Komplimente? Vergessen sie´s. Handwerkliche Hilfestellung? Nur wenn es nach der Verlängerung noch machbar ist (bedeutet alles was Lärm macht, scheidet automatisch aus). Sex? Sind Sie wahnsinnig? Doch nicht vor wichtigen Spielen und unter Alkoholeinfluss hinterher schon gleich gar nicht.
Eines habe ich aus dieser Zeit mitgenommen: Lass Dich niemals wieder mit einem Fußballfanatiker ein. Ich bin ja lernfähig.
ABSEITS!
ER sieht mich geringschätzig aus dem Augenwinkel an. Hör mal, das ist doch kein Abseits!? und ganz leise höre ich IHN Frauen! murmeln. Ich sacke in mich zusammen und sinke ein wenig tiefer in die Couch. Klar hab ich keine Ahnung vom Fußball. Aber immerhin bemühe ich mich. Selbst wenn ich mich zuvor für etwas nicht interessierte, so bin ich lernfähig. Aus den vielen kurzen und längeren Beziehungen habe ich eine Menge neues Wissen mitgenommen. Da war zum Beispiel einer, der Rollläden baute. Von dem lernte ich was über Statik. Dann gab es da den, der sich für Autos interessierte. Seitdem weiß ich, dass eine G-Lader-Schnecke keine Bezeichnung für eine sexuell stimulierte Frau ist. Und mit dem aus der Werbebranche habe ich einen ganzen VW Bus mit Klebeschrift bezogen. Dabei lernte ich, wie man großflächige Blasenbildung mittels Einsatz von Nadel und Föhn vermeidet. Beim Letzten habe ich für mein Leben Nützliches erfahren. Er brachte mir etwas übers Kochen bei. Unsere letzte gemeinsame Kreation war Sauce Hollandaise. Die sollte sich als Trennkost herausstellen - nicht im landläufigen Sinne, sondern weil er sie durch Beigabe von zu viel Zitrone versaute und hinterher nie mehr meine Wohnung betreten wollte.
Für Fußball interessiere ich mich im Allgemeinen so wenig, wie für eine Abhandlung über die „Entwicklung nachweisstarker molekülspektrometrischer Detektionssysteme unter Verwendung von Diodenlasern für die Kapillarelektrophorese und verwandte Trennmethoden“. So wenig verstehe ich auch davon. Ich könnte ohne mit der Wimper zu zucken die letzten Wimbledonsieger im Herren- und Dameneinzel aufsagen, was mir bei den deutschen Bundeskanzlern und –präsidenten nicht ganz so leicht gelingen mag. Ich könnte Kompositionen in ihre Einzelteile zerlegen, aus der Weltliteratur zitieren oder die erste bis fünfte Ballettposition demonstrieren. Aber das interessiert ja keinen. Nein, Fußball ist das, was die Menschheit fesselt, was sie in Atem hält und unendlich Gesprächsstoff liefert. ER sagte, das gehöre zur Allgemeinbildung. Als gebildeter sozialkompetenter Mensch konnte ich das natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Flink versuchte ich, den blinden Fleck und damit meine Wissenslücken zu füllen. Dabei fiel mir folgendes auf:
1. gibt es kaum unabhängige Nachschlagewerke, aus denen profundes Wissen bezogen werden kann
und 2. wird mir nicht klar, was das eigentliche Ziel dieser Sportart ist. Mir wurde mitgeteilt, in erster Linie ginge es darum, den Ball in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu befördern, um der eigenen zum Sieg zu verhelfen. Ich halte das für ein Gerücht. Betrachten wir mal Zeitungsartikel am Tag nach dem Spiel. Da wird über Fouls, Verletzungen und Trainerwechsel, sowie über Ablösen für einzelne Spieler berichtet, deren Höhe der gesamten Sahelzone die Tränen in die Augen treibt. Das Spielergebnis findet man – so man aufmerksam liest – irgendwo ganz klein gedruckt in der Mitte des Textes, wenn überhaupt. Die Schreiberlinge gehen davon aus, dass alle bereits während der vorabendlichen Liveübertragung davon in Kenntnis gesetzt wurden.
Fernsehen und Fußball ist ja auch so eine Sache. Ich will hier gar nicht auf das leidige Thema gebührenpflichtige Privatsender kommen. Zu meiner Zeit wurden Spiele von allgemeinem Interesse noch auf den Öffentlich Rechtlichen übertragen. Und wenn dem so war, konnte man nur noch zwischen an und aus entscheiden, nicht aber über das Programm selbst. Ich habe nie erlebt, dass Fußballspiele wegen eines weltpolitisch wichtigen Ereignisses unterbrochen wurden. Wäre Lady Di während eines Endspiels gestorben, hätte sie Pech gehabt. Aber sowas von. Pech war allein schon, mit einem Mercedes auf Tunnelbeton zu donnern. Wäre es allerdings während eines Spiels geschehen, hätte der Moderator die Information höchstwahrscheinlich mit betroffener Miene zwischen zwei Toren verkündet, während im Hintergrund die Laolawelle in der Fankurve eingeblendet worden wäre. So hatte sie wenigstens noch Glück im Unglück, dass sie sich die Tränen über ihr Ableben nicht mit denen über einen Abstieg in die zweite Liga teilen musste. Als Prinzessin kann man das schon erwarten, selbst wenn das gemeine Volk sonst eher mit gutem Benehmen geizt.
Damals, als man Fußballspiele noch vorzugsweise über Rundfunk verfolgte, da war alles noch ein klein wenig anders. Damals hatten die Moderatoren noch richtig was drauf, mussten formulieren können und schlagfertig sein. Es ist eine wahre Kunst, ein Erlebnis für Tausende von Hörern so zu formulieren, dass sie das Geschehen mit dem inneren Auge verfolgen können. Heutzutage beschränken sich die Kommentatoren auf platte Phrasen oder Interviews mit Leuten, die zwar bekannt, zum Spiel selbst jedoch wenig beitragen können. Bestenfalls hält man da einem Fußballer das Mikro ins Gesicht und hofft, zwischen den Ähs und Mhs noch Brauchbares herausfiltern zu können.
Ja, so ist das mit der Allgemeinbildung. Als mir das so richtig klar wurde, war die Motivation in punkto Fußball und Weiterbildung erst mal futsch. Nicht dass ich mich nicht beizeiten bereits über VHS Kurse mit so vielversprechenden Titeln wie Fußball 0.1 für Hausfrauen oder Fußball verstehen. Eine Einführung für die moderne Ehefrau informiert hätte. Wirklich gereizt hätte mich der Vortrag von so einem Sozpädfuzzi mit dem Titel Fußball in der Partnerschaft. Krisenmanagement und Mediation im Alltag. Das ist kein theoretischer Klugschiss, sondern aus dem Leben gegriffen. Schließlich tu ich das alles nicht für die Menschheit oder ein wenig Allgemeinbildung. Nein, ich tue es für IHN. Die Tragik an der Geschichte ist, dass er es nicht einmal bemerkte. Von Anerkennung wollen wir überhaupt nicht reden. Wenn ich Glück hatte, erhaschte ich einen Blick in der Halbzeit oder ein leichtes Tätscheln nach einem Tor. Das war dann auch schon alles. In der sechsten Jahreszeit – neben den bekannten vieren und der Faschingszeit der sogenannte Männerfrühling – leidet eine sonst gut funktionierende Partnerschaft schon arg. Kleine Aufmerksamkeiten? Fallen weg. Komplimente? Vergessen sie´s. Handwerkliche Hilfestellung? Nur wenn es nach der Verlängerung noch machbar ist (bedeutet alles was Lärm macht, scheidet automatisch aus). Sex? Sind Sie wahnsinnig? Doch nicht vor wichtigen Spielen und unter Alkoholeinfluss hinterher schon gleich gar nicht.
Eines habe ich aus dieser Zeit mitgenommen: Lass Dich niemals wieder mit einem Fußballfanatiker ein. Ich bin ja lernfähig.
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Honey anybody's ass will do, I'm in a real bad mood
frau klugscheisser, 03:48h
Wahrscheinlich ist das Wetter dran schuld. Oder die Regierung. Oder beides. Jedenfalls bin ich ziemlich angepisst. Vom Wetter. Von der Regierung. Von der musikalischen Reise (boah, die Alte checkt´s echt nicht. Die muss doch schon über dreissig sein und labert immer noch so spätpubertäre Scheiße). Tomorrow is another day. Ja klar und da bauen wir munter am gleichen Mist rum. Immer schön Häufchen machen. Und wenn der Haufen zu groß wird, einfach unter den Perser damit. Dann zwei, dreimal drauf rumgehüpft, ist alles wieder flach. Oder bei zweihundertdreizehn Km/h popelige Opel Polos mit Lichthupe von der Mercedesspur drücken. Immer schön am Blech. Blut an der Stoßstange. Roter Lack tut´s zur Not auch. Und morgen Kinder wird´s was geben. Das lässt den Würgereiz nicht mehr aufhören. WM (wortkarge wirre Männer). Ausnahmezustand auf allen Kanälen. Und die sind voll mit billigem Fusel. Aber sowas von. Bitte einmal drei Wochen Quarantäne mit Benzodiazepam und künstlicher Ernährung all inclusive (weiß einer, wie lange der Wahnsinn genau dauert?)
Komm mir bloß keiner mit: geht auch vorbei. Das sind drei Wochen meines Lebens. DREI WOCHEN! So lange dauert nicht mal PMS. Weltweiter Masochismus is nix für mich. Danke, kein Bedarf. Könnt Ihr alleine spielen. Melde mich hiermit ab ins Wachkoma.
Komm mir bloß keiner mit: geht auch vorbei. Das sind drei Wochen meines Lebens. DREI WOCHEN! So lange dauert nicht mal PMS. Weltweiter Masochismus is nix für mich. Danke, kein Bedarf. Könnt Ihr alleine spielen. Melde mich hiermit ab ins Wachkoma.
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Mittwoch, 7. Juni 2006
Die musikalische Reise - Teil 19
frau klugscheisser, 17:09h
Prades liegt bereits hinter ihnen. Eine bergige Landschaft zieht an ihnen vorbei. Sie sind früh aufgebrochen, um die zweite Teilstrecke bis kurz vor Tarbes hinter sich zu bringen. Kleine Ortschaften liegen links und rechts neben der Landstraße. Gelegentlich hält der Konvoi in seitlichen Parkbuchten, um Toiletten aufzusuchen. Die Hunde springen wild um die Wägen, schnuppern an Abfalleimern und achtlos Weggeworfenem. Wenn ein anderes Auto vor ihrer Ankunft dort stand, steigen Reisende alsbald ein, um den Ort schnell zu verlassen. Man will nichts mit ihnen zu tun haben, obwohl man sie nicht kennt. Die Wenigen, die bleiben, beäugen die Truppe misstrauisch. Türen werden verriegelt, Fenster hochgekurbelt und Taschen in Sicherheit gebracht. Sie schaut zu Sita, ihre Blicke treffen sich. Sita zuckt kurz mit den Schultern und lächelt. So ist das eben. Man ist deswegen nicht nachtragend, nur ein wenig bedauernd. Sie bewundert diesen Gleichmut. Wenn sie ständig von Fremden gemieden würde, verlöre sie sicherlich bald den Mut, sich zwischen Fremden zu bewegen. Langsam dämmert die Erkenntnis in ihr, weshalb viele Randgruppen solch einer Behandlung mit Aggression begegnen. Jeder hat das Recht, sich frei zu bewegen, ohne dafür strafende Blicke zu ernten. Kein Mensch ist wie der andere und doch sind sie alle gleich in ihren Sorgen, Wünschen und Sehnsüchten.
Laika ist inzwischen fast ununterbrochen an ihrer Seite. Sie hat kaum eine Minute für sich alleine. Das Kind greift ihre Hand, zerrt an ihr, um ihr etwas zu zeigen. Sie weiß nicht, wie lange ihre Geduld noch anhält, ist sie doch das Alleinsein gewöhnt. Andererseits beginnt sie, die Welt aus kindlichen Augen zu sehen, wenn sie mit Laika zusammen ist. Hier eine Blume, dort ein Schmetterling, Fragen, die sie sich zu beantworten bemüht, selbst wenn sie die korrekte Antwort nicht kennt. So unmittelbar möchte sie in ihrem Leben noch einmal sein, so grenzenlos und doch die Erfahrung ihrer Jahre nicht missen. Kindliche Naivität gegen Erfahrungen – und seien sie noch so schmerzhaft – eintauschen zu wollen, zeugt von Dummheit. Mutig kann nur der sein, der die Angst kennt. Wenn Parsifal der gefeierte reine Tor alleine durch seine Anwesenheit keine Erlösung für die angeschlagene Tafelrunde bringen kann, dann nur deswegen, weil er nicht weiß, worum es geht. Kundrys Kuss wird ihn aus der Torheit wecken, doch gleichzeitig für die Zwecke der Gralsritter unbrauchbar machen. Das Dilemma ist erst zu lösen, wenn Torheit über den Weg des Leides und der Erfahrung mit neuen Erkenntnissen verschmilzt. Erlöst ist nur der, der beide Pole in Einklang bringt. Dann mag auch das ewige Streben nach dem, was nicht ist, aufhören. Sie wünscht sich ein anderes Leben, eines ohne Musik, dafür mit Familie. Jetzt, wo sie leihweise eine Familie hat, will sie nichts anderes als alleine sein. Die Zeit ohne Instrument erscheint ihr inzwischen unendlich lange. Nicht dass sie das Üben vermisste, sie vermisst nur die Klänge unter ihren Händen. Ach ja, ihre Hände, die jeden Tag etwas mehr heilen, genau wie ihre Seele. Seit ihrer überstürzten Abreise von Stuttgart hat sie nur selten an den Professor gedacht. Jetzt liegt er unter der Erde. Diese Tatsache kann sie nicht leugnen, so gerne sie es würde. Von Sita hat sie gehört, dass es möglich sein soll, mit den Geistern der Toten in Kontakt zu treten. Sie mag diesen Humbug nicht glauben, ihre Neugier ist in diesem einen Fall jedoch stärker. Ein letztes Mal würde sie gerne von ihm hören, ihm sagen dürfen, wie viel er ihr bedeutete. Vielleicht würde Sita am nächsten Nachtlager etwas für sie tun können.
Kurz nach St. Gaudens biegen sie in die Berge ab. Die Straßen schlängeln sich zwischen kargen Felsen hindurch, führen hoch und runter, fließen wie Wasser zwischen Hindernissen. Fast könnte man meinen, hier wurde jeder Baum umgangen. Ihr wird flau im Magen von den vielen Kurven. Sie bittet Aram anzuhalten. Dieser biegt widerwillig in eine seitliche Aussparung ein, die mehr zum Ausweichen als Parken gedacht ist. Man würde den Anschluss zu den anderen verpassen, wenn sie noch länger hier in die Ferne starrend stehen würde. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Landschaft sieht aus wie Klingsors Zaubergarten entsprungen. Eine Weile starrt sie noch so vor sich hin. Da spürt sie, wie Sita ihre Hand nimmt. Sie drückt ihr einen flachen schwarzen Stein in die Innenfläche und umschließt ihn mit den Fingern. Der Stein fühlt sich bis auf ein Loch in der Mitte ganz glatt an. So etwas hat sie noch nie gesehen. Vermutlich wurde er ausgehöhlt, um ihn als Anhänger zu tragen. Einen Hühnerherren (Seigneur de poule) – zumindest ist es das, was sie versteht, als sie Sita nach dem Namen des Steines fragt - hält sie in der Hand. Während der Weiterfahrt konzentrieren sich ihre Finger auf die Struktur des Steines und lassen sie die Kurven vergessen. Der Gott der Hühner hat seine Schuldigkeit getan. Sita erklärt ihr, dass der Schutz des Gottes Weles ihr gewiss sei, so lange sie den Stein nur sichtbar bei sich trüge. Auch gegen den bösen Blick der anderen Leute könnte er sie schützen. Die Erlösung von aufkommender Übelkeit sei nur ein Nebeneffekt gewesen. Daran mag sie nun wirklich nicht glauben. Sie erinnert sich daran, wie ihr die Großmutter auf längeren Fahrten eine Kastanie oder ähnliches in die Hand gab, damit sie sich ablenken konnte. Unabhängig von einem bestimmten Glauben scheint das Wissen der Alten zu funktionieren.
Die Straße wird kurviger. Sie haben nach einigen Kilometern zu den anderen aufgeschlossen und hängen sich an die Rücklichter des letzten Wagens. In einer besonders starken Biegung beginnt der Wagen gefährlich zu schwanken, schert zur Seite aus und droht zu kippen. Aram bremst scharf ab. Hoffentlich kommt jetzt kein Gegenverkehr. Die Insassen des Wagens sind angespannt. Nach einigen Schlenkern hat sich das Gefährt vor ihnen wieder beruhigt. Fast könnte man meinen, die Wägen seien eingespannte eigenwillige Pferde. Man muss sie mit ruhiger Hand führen, nie zu stark abbremsen und unvorsichtige Bewegungen vermeiden. Sita sitzt kerzengerade. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie das Geschehen vor ihnen. Der Wagen ihres Vaters stürzte einst über eine Straßenabgrenzung. Er wollte einer streunenden Katze ausweichen. Als die Männer ihn aus dem Fahrzeug befreien konnten, war er schwer verletzt und starb kurz darauf im nahegelegenen Krankenhaus. Der Leichnam wurde bald freigegeben und man hielt Totenwache. In dieser Nacht seien merkwürdige Dinge geschehen, so berichtet Sita. Sie möchte mehr erfahren, doch Sitas Blick lässt sie verstummen. Zum Glück haben sie Loudenvielle bereits erreicht. Von dort führt ein steiler Weg nach Germ, der mit Wohnwägen nicht zu bewältigen ist. Die Gruppe stellt ihre Wägen auf freiem Feld ab. Einige packen Rucksäcke und Zelte ein, um nach Germ weiterzufahren. Der Rest der Gruppe bleibt am Ort. Was genau die Zigeuner hier suchen, weiß sie nicht. Vermutlich hat Germ irgendeine mystische Bedeutung in ihrer Geschichte. Wenn nicht, sollen hier zumindest nette Verwandte wohnen.
Laika ist inzwischen fast ununterbrochen an ihrer Seite. Sie hat kaum eine Minute für sich alleine. Das Kind greift ihre Hand, zerrt an ihr, um ihr etwas zu zeigen. Sie weiß nicht, wie lange ihre Geduld noch anhält, ist sie doch das Alleinsein gewöhnt. Andererseits beginnt sie, die Welt aus kindlichen Augen zu sehen, wenn sie mit Laika zusammen ist. Hier eine Blume, dort ein Schmetterling, Fragen, die sie sich zu beantworten bemüht, selbst wenn sie die korrekte Antwort nicht kennt. So unmittelbar möchte sie in ihrem Leben noch einmal sein, so grenzenlos und doch die Erfahrung ihrer Jahre nicht missen. Kindliche Naivität gegen Erfahrungen – und seien sie noch so schmerzhaft – eintauschen zu wollen, zeugt von Dummheit. Mutig kann nur der sein, der die Angst kennt. Wenn Parsifal der gefeierte reine Tor alleine durch seine Anwesenheit keine Erlösung für die angeschlagene Tafelrunde bringen kann, dann nur deswegen, weil er nicht weiß, worum es geht. Kundrys Kuss wird ihn aus der Torheit wecken, doch gleichzeitig für die Zwecke der Gralsritter unbrauchbar machen. Das Dilemma ist erst zu lösen, wenn Torheit über den Weg des Leides und der Erfahrung mit neuen Erkenntnissen verschmilzt. Erlöst ist nur der, der beide Pole in Einklang bringt. Dann mag auch das ewige Streben nach dem, was nicht ist, aufhören. Sie wünscht sich ein anderes Leben, eines ohne Musik, dafür mit Familie. Jetzt, wo sie leihweise eine Familie hat, will sie nichts anderes als alleine sein. Die Zeit ohne Instrument erscheint ihr inzwischen unendlich lange. Nicht dass sie das Üben vermisste, sie vermisst nur die Klänge unter ihren Händen. Ach ja, ihre Hände, die jeden Tag etwas mehr heilen, genau wie ihre Seele. Seit ihrer überstürzten Abreise von Stuttgart hat sie nur selten an den Professor gedacht. Jetzt liegt er unter der Erde. Diese Tatsache kann sie nicht leugnen, so gerne sie es würde. Von Sita hat sie gehört, dass es möglich sein soll, mit den Geistern der Toten in Kontakt zu treten. Sie mag diesen Humbug nicht glauben, ihre Neugier ist in diesem einen Fall jedoch stärker. Ein letztes Mal würde sie gerne von ihm hören, ihm sagen dürfen, wie viel er ihr bedeutete. Vielleicht würde Sita am nächsten Nachtlager etwas für sie tun können.
Kurz nach St. Gaudens biegen sie in die Berge ab. Die Straßen schlängeln sich zwischen kargen Felsen hindurch, führen hoch und runter, fließen wie Wasser zwischen Hindernissen. Fast könnte man meinen, hier wurde jeder Baum umgangen. Ihr wird flau im Magen von den vielen Kurven. Sie bittet Aram anzuhalten. Dieser biegt widerwillig in eine seitliche Aussparung ein, die mehr zum Ausweichen als Parken gedacht ist. Man würde den Anschluss zu den anderen verpassen, wenn sie noch länger hier in die Ferne starrend stehen würde. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Landschaft sieht aus wie Klingsors Zaubergarten entsprungen. Eine Weile starrt sie noch so vor sich hin. Da spürt sie, wie Sita ihre Hand nimmt. Sie drückt ihr einen flachen schwarzen Stein in die Innenfläche und umschließt ihn mit den Fingern. Der Stein fühlt sich bis auf ein Loch in der Mitte ganz glatt an. So etwas hat sie noch nie gesehen. Vermutlich wurde er ausgehöhlt, um ihn als Anhänger zu tragen. Einen Hühnerherren (Seigneur de poule) – zumindest ist es das, was sie versteht, als sie Sita nach dem Namen des Steines fragt - hält sie in der Hand. Während der Weiterfahrt konzentrieren sich ihre Finger auf die Struktur des Steines und lassen sie die Kurven vergessen. Der Gott der Hühner hat seine Schuldigkeit getan. Sita erklärt ihr, dass der Schutz des Gottes Weles ihr gewiss sei, so lange sie den Stein nur sichtbar bei sich trüge. Auch gegen den bösen Blick der anderen Leute könnte er sie schützen. Die Erlösung von aufkommender Übelkeit sei nur ein Nebeneffekt gewesen. Daran mag sie nun wirklich nicht glauben. Sie erinnert sich daran, wie ihr die Großmutter auf längeren Fahrten eine Kastanie oder ähnliches in die Hand gab, damit sie sich ablenken konnte. Unabhängig von einem bestimmten Glauben scheint das Wissen der Alten zu funktionieren.
Die Straße wird kurviger. Sie haben nach einigen Kilometern zu den anderen aufgeschlossen und hängen sich an die Rücklichter des letzten Wagens. In einer besonders starken Biegung beginnt der Wagen gefährlich zu schwanken, schert zur Seite aus und droht zu kippen. Aram bremst scharf ab. Hoffentlich kommt jetzt kein Gegenverkehr. Die Insassen des Wagens sind angespannt. Nach einigen Schlenkern hat sich das Gefährt vor ihnen wieder beruhigt. Fast könnte man meinen, die Wägen seien eingespannte eigenwillige Pferde. Man muss sie mit ruhiger Hand führen, nie zu stark abbremsen und unvorsichtige Bewegungen vermeiden. Sita sitzt kerzengerade. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie das Geschehen vor ihnen. Der Wagen ihres Vaters stürzte einst über eine Straßenabgrenzung. Er wollte einer streunenden Katze ausweichen. Als die Männer ihn aus dem Fahrzeug befreien konnten, war er schwer verletzt und starb kurz darauf im nahegelegenen Krankenhaus. Der Leichnam wurde bald freigegeben und man hielt Totenwache. In dieser Nacht seien merkwürdige Dinge geschehen, so berichtet Sita. Sie möchte mehr erfahren, doch Sitas Blick lässt sie verstummen. Zum Glück haben sie Loudenvielle bereits erreicht. Von dort führt ein steiler Weg nach Germ, der mit Wohnwägen nicht zu bewältigen ist. Die Gruppe stellt ihre Wägen auf freiem Feld ab. Einige packen Rucksäcke und Zelte ein, um nach Germ weiterzufahren. Der Rest der Gruppe bleibt am Ort. Was genau die Zigeuner hier suchen, weiß sie nicht. Vermutlich hat Germ irgendeine mystische Bedeutung in ihrer Geschichte. Wenn nicht, sollen hier zumindest nette Verwandte wohnen.
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Mittwoch, 7. Juni 2006
Die musikalische Reise - Teil 18
frau klugscheisser, 00:50h
Die Gruppe bricht gegen Abend im Konvoi Richtung Perpignan auf. Zunächst nach Montpellier, dann immer an der Küste entlang. Man will Autobahngebühren sparen. Die Route ist zudem abwechslungsreicher. Sie sitzt am halb geöffneten Fenster und lässt den Wind durch ihr Haar greifen, die Augen zusammengekniffen. Durch den Augenspalt sieht sie Lichter vorbeiziehen, die durch die Wimpern wie kleine Sonnen aussehen. Jede Sonne erhellt mit ihren Strahlen ein begrenztes Stück Dunkelheit. Manche Sonnen sind Fixsterne, andere Trabanten. Sie kommen ihr entgegen, erst langsam, dann immer schneller, bis sie an ihr in Lichtgeschwindigkeit vorbeizurauschen scheinen. Der nächtliche Himmel ist mit Lichtpunkten übersät. Laikas Kopf liegt auf ihrem Schoß. Auch sie schaut in den Himmel. Das Mädchen deutet nach oben und fragt nach dem Namen eines Sterns. Bis auf wenige Ausnahmen weiß Sie die korrekten Namen nicht. Gemeinsam taufen Sie die Sterne. Isor, Laura, Phileos, Namen von Freunden, Hunden oder Märchenfiguren. Es dauert eine Weile, bis Laika dem Spiel überdrüssig wird. Die Truppe biegt nach links von der Straße ab auf einen Rastplatz. Hier wolle man zur Nacht bleiben. Am nächsten Morgen geht die Reise weiter ins Landesinnere. Ihre letzte Nacht am Meer möchte sie zelebrieren. Als die anderen um das Lagerfeuer sitzen, nimmt sie sich eine Decke und läuft Richtung Wasser. Es ist bereits dunkel. Schiffslichter werden in weiter Ferne wie von Geisterhand über die dunkle Oberfläche gezogen. Der Wind hat sich gelegt, das Meer ist erstaunlich ruhig. Nur vereinzelte Wellen, die den Strand hinaufspülen und sich gurgelnd zurückziehen, bezeugen den Atem des schlafenden Riesen. Ihre Augen folgen dem Wasser, das sich Wege zwischen Steinen sucht und beim Rückzug miniaturförmige Schneisen hinterlässt. Nach jeder Welle wandern verstreute Muschelgehäuse. Das Wasser oder kleine Einsiedlerkrebse geben ihnen Beine zur Fortbewegung. Sie saugt die salzige Luft tief in ihre Lungen. Als Kind hat sie einmal versucht, das Meer nach Hause zu holen. Sie füllte die Badewanne mit Wasser, schüttete alles Salz hinzu, das sie im Haus auftreiben konnte und begann mit einer Blumenschaufel Wellen zu erzeugen. Das Wasser bewegte sich jedoch nur im Kreis. Sie wollte eine richtige Brandung, wie sie es an der Steilküste Spaniens gesehen hatte, nicht so ein lasches Schwappen. Dazu brauchte Sie Felsen, die sie aus dem Garten holte. Der dritte Gang nach draußen - sie hatte gerade ein besonders großes Exemplar herbeigeschleppt – endete kurz vor der Türe zum Badezimmer. Ihre Mutter hatte das Wasser ausgelassen und schimpfte über ihre Torheit. Den Stein nahm sie mit in ihr Zimmer, wo er seinen Platz auf der Fensterbank bekam.
Es ist kühl geworden. Sie zieht die Decke über die Schultern. Morgen werden sie nach Prades fahren, den Ort, den der Cellist Pablo Casals durch das jährliche Musikfestival berühmt gemacht hat. Das erste, was sie von ihm hörte, waren die wiederentdeckten Aufnahmen von Bachs Solosuiten. Aus heutiger Sicht durch zahlreiche Rubati stark romantisiert, kann man die Faszination seines dominierenden Klanges erahnen. Wie bereits Artur Schnabel sagte: „Der falsche Fingersatz aber das richtige Gefühl“, genau diese Kunst beherrschte Casals wie kaum einer. Es existiert ein Probenmitschnitt des Streichquintetts von Schubert, in dem Casals eine ganze Viertel hinterher hängt. Und dennoch gilt diese Aufnahme zusammen mit der endgültigen in Fachkreisen als eine der exorbitantesten, die von besagtem Stück existieren. Der Ton dieses Instrumentes fasziniert sie. Als sie Mischa sah, war das erste, was ihre Aufmerksamkeit erregte, nicht seine große Statur oder die schwarzen welligen Haare, sondern der Kasten, den er bei sich trug. Bereits damals galt er als Frauenschwarm und Filou. Nachdem sie ihn in einem Konzert zum ersten Mal hörte, war sie fasziniert. Der Klang seines Cellos durchdrang ihr Mark, ließ sie frieren und schwitzen zugleich. Diesen Mann musste sie kennen lernen. Ähnliches erfuhr sie erst wieder bei einer Aufnahme des ersten Cellokonzertes von Schostakowitsch gespielt von der koreanischen Cellistin Han-Na Chang. Bis heute beneidet sie diese Unmittelbarkeit der Tonerzeugung. Sie kann zwar den Klavierhammer nuanciert auf die Saiten klopfen, jedoch nie diese klangliche Vielfalt von Streichern, Bläsern oder gar Sängern hervorbringen. Sie nimmt einen Stein, um ihn der dunklen Masse entgegenzuschleudern. Jeder Stein, den sie ins Meer wirft, ein nicht zu Ende gedachte Gedanke und jeder Stern am Himmel ein unerfüllter Wunsch. Die Natur scheint ihr inneres Spiegelbild in dieser klaren Nacht zu sein. Manch einer hätte Sterne herunterholen können. Nun muss es der alte Brunnen für ihn tun. Sie, die Zuschauende, weiß, was Nelly Sachs meinte.
Leise kehrt sie zurück zum Wagen, in dem die anderen bereits ihr Nachtlager bezogen haben. Sie schlüpft in das Zelt daneben, zieht sich aus und will unter die Decke schlüpfen. Beim Zurückschlagen entdeckt sie eine winzige aus Papier gefaltete Figur, die gemeinsam mit einem Keeblatt auf ihrem Kissen liegt. Wahrscheinlich ein kleines Präsent von Laika, die sich auf ihre Art für den Stein bedankte. Die Zuneigung des Kindes ist so unverschämt grenzenlos und so voller Vertrauen, dass es sie fast ein wenig erschrecken lässt.
Morgen wird die große Strecke entlang der Pyrenäen zurückgelegt. Sie ist gespannt auf neue Orte und Eindrücke. Es ist ein Abstecher vor Tarbes in die Berge geplant, sowie ein Besuch in Lourdes. Dann geht die Reise weiter über die spanische Grenze nach San Sébastien, Bilbao, Santander, Oviedo und schließlich La Coruña, die Hauptstadt Galiziens. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer nach Santiago de Compostela. Einige Tage wird es aber noch dauern, bis das Ziel erreicht ist. Tage, die sie in angenehmer Gesellschaft genießt und die – wie sie hofft – nicht zu schnell vorübergehen werden. In der Ferne hört sie Hundegebell, aufgeschrecktes Vogelgezwitscher und eine Glocke. Die Klänge tragen sie sanft über die Klippe des Bewusstseins, bis sie vom Sog einer Traumwelle ergriffen und fortgezogen wird.
Es ist kühl geworden. Sie zieht die Decke über die Schultern. Morgen werden sie nach Prades fahren, den Ort, den der Cellist Pablo Casals durch das jährliche Musikfestival berühmt gemacht hat. Das erste, was sie von ihm hörte, waren die wiederentdeckten Aufnahmen von Bachs Solosuiten. Aus heutiger Sicht durch zahlreiche Rubati stark romantisiert, kann man die Faszination seines dominierenden Klanges erahnen. Wie bereits Artur Schnabel sagte: „Der falsche Fingersatz aber das richtige Gefühl“, genau diese Kunst beherrschte Casals wie kaum einer. Es existiert ein Probenmitschnitt des Streichquintetts von Schubert, in dem Casals eine ganze Viertel hinterher hängt. Und dennoch gilt diese Aufnahme zusammen mit der endgültigen in Fachkreisen als eine der exorbitantesten, die von besagtem Stück existieren. Der Ton dieses Instrumentes fasziniert sie. Als sie Mischa sah, war das erste, was ihre Aufmerksamkeit erregte, nicht seine große Statur oder die schwarzen welligen Haare, sondern der Kasten, den er bei sich trug. Bereits damals galt er als Frauenschwarm und Filou. Nachdem sie ihn in einem Konzert zum ersten Mal hörte, war sie fasziniert. Der Klang seines Cellos durchdrang ihr Mark, ließ sie frieren und schwitzen zugleich. Diesen Mann musste sie kennen lernen. Ähnliches erfuhr sie erst wieder bei einer Aufnahme des ersten Cellokonzertes von Schostakowitsch gespielt von der koreanischen Cellistin Han-Na Chang. Bis heute beneidet sie diese Unmittelbarkeit der Tonerzeugung. Sie kann zwar den Klavierhammer nuanciert auf die Saiten klopfen, jedoch nie diese klangliche Vielfalt von Streichern, Bläsern oder gar Sängern hervorbringen. Sie nimmt einen Stein, um ihn der dunklen Masse entgegenzuschleudern. Jeder Stein, den sie ins Meer wirft, ein nicht zu Ende gedachte Gedanke und jeder Stern am Himmel ein unerfüllter Wunsch. Die Natur scheint ihr inneres Spiegelbild in dieser klaren Nacht zu sein. Manch einer hätte Sterne herunterholen können. Nun muss es der alte Brunnen für ihn tun. Sie, die Zuschauende, weiß, was Nelly Sachs meinte.
Leise kehrt sie zurück zum Wagen, in dem die anderen bereits ihr Nachtlager bezogen haben. Sie schlüpft in das Zelt daneben, zieht sich aus und will unter die Decke schlüpfen. Beim Zurückschlagen entdeckt sie eine winzige aus Papier gefaltete Figur, die gemeinsam mit einem Keeblatt auf ihrem Kissen liegt. Wahrscheinlich ein kleines Präsent von Laika, die sich auf ihre Art für den Stein bedankte. Die Zuneigung des Kindes ist so unverschämt grenzenlos und so voller Vertrauen, dass es sie fast ein wenig erschrecken lässt.
Morgen wird die große Strecke entlang der Pyrenäen zurückgelegt. Sie ist gespannt auf neue Orte und Eindrücke. Es ist ein Abstecher vor Tarbes in die Berge geplant, sowie ein Besuch in Lourdes. Dann geht die Reise weiter über die spanische Grenze nach San Sébastien, Bilbao, Santander, Oviedo und schließlich La Coruña, die Hauptstadt Galiziens. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer nach Santiago de Compostela. Einige Tage wird es aber noch dauern, bis das Ziel erreicht ist. Tage, die sie in angenehmer Gesellschaft genießt und die – wie sie hofft – nicht zu schnell vorübergehen werden. In der Ferne hört sie Hundegebell, aufgeschrecktes Vogelgezwitscher und eine Glocke. Die Klänge tragen sie sanft über die Klippe des Bewusstseins, bis sie vom Sog einer Traumwelle ergriffen und fortgezogen wird.
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Count the lashes
frau klugscheisser, 15:16h
Gestern hat es angefangen zu jucken. Erst nur leicht, dann immer stärker. Wenn es an Hand oder Fuß gewesen wäre, kein Problem. Dann hätte ich einfach gekratzt, notfalls bis sich die Haut rot färbt. Am Auge kann man sich aber schlecht kratzen. Meine Vermutung, da lägen mal wieder Wimpern gegenseitig im Clinch, bestätigte sich nach einem Blick in den Spiegel. Die werden bei mir so lang, dass sie oft am Brillenglas anstoßen. Deswegen bevorzuge ich konvexe Gläser. Kurzerhand gerieben und gezupft, was das Zeug hält. Keine Chance. Irgendwann bin ich eingeschlafen. Der Juckteufel stand schon am Bett, als ich heute Morgen meine Lider öffnete. Also weitergerieben, weitergezupft. Und wie ich vorhin so in den Spiegel schaue, trifft mich fast der Schlag. Das Augenlid dick, am äußeren Augenrand keine Wimpern mehr. Ist dem Juckteufel aber schnurz. Der macht lustig weiter. Wenn das so weitergeht, gebe ich heute Abend die Ödipusnummer mit der Gabel. Verdammter Mist!
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