Freitag, 25. Juni 2021
The Needle Man II
Man meint ja gerne mal, man wüsste genau, wie was abläuft und schöpft dabei aus vergangenen Erfahrungen. So erlebe ich das mit Menschen, die zweimal pro Jahr in ein Flugzeug steigen und sich selbst dabei als Vielflieger bezeichnen. Diese Unverbesserlichen hören nie genau zu, weil sie ja eh schon alles wissen, was es über's Fliegen zu wissen gibt. Manche prahlen auch gerne gegenüber Mitreisenden mit ihrem Erfahrungsschatz. Blöd halt, wenn sich während ihrer Abwesenheit der ein oder andere Prozess verändert hat. Das macht sie gleich ein bisschen ungehalten, denn erstens hängt der durchschnittliche Mensch an seiner Routine und zweitens am vermeindlichen Wissensvorsprung. Ich hingegen verdrehe innerlich die Augen, wenn mir einer dieser selbsternannten Experten mal wieder meinen Job erklären möchte.

Heute bin ich dem Irrglauben selbst aufgesessen, denn nach meiner ersten Impfung entpuppte sich der Ablauf der Zweitimpfung als etwas anders. Ich ließ mir bei der Anreise viel Zeit, denn letztens ging doch alles sehr schnell. Während ich vor 6 Wochen quasi vom leeren Zubringerbus bis zur Nadel durchmarschierte, fing die Schlange heute schon an der Bushaltestelle an. Die Meisten kamen zur Zweitimpfung, und so begann die Schlange dann auch schon vor dem Haupteingang um's Gebäudeeck. Es vergingen ungefähr 40 Minuten, bis ich meinen Personalausweis vorlegen konnte. Zu diesem Zeitpunkt standen die Wartenden draußen schon im U entlang der verglasten Gebäudeseite. Als Vorteil erwies sich, Erstimpf- oder Astra- bzw Biontechempfangende zu sein, denn die konnten an auf Moderna Wartenden vorbeiziehen.

Als ich meine Kabine betrat, waren ungefähr zwei Stunden vergangen. Das ist weiter nicht schlimm, denn für ein besonderes Ereignis warte ich gerne. Mich an die Erlebnisse mit dem letzten Impfarzt erinnernd, nahm ich mir vor, heute die Unterhaltung selbst zu steuern. Also fragte ich den Arzt, ob die Tätigkeit denn anstrengend sei. Nein, meinte der, anstrengend seien nur die vielen Menschen, auf die man sich den ganzen Tag einstellen müsse. Als Personal wolle man primär herausfinden, ob die Leute Angst hätten, ob sie einen verstünden und ob es ihnen gut ginge. So begegnete man halt dem ganzen Querschnitt vom Schüchternen bis zum Angeber an nur einem Tag. Ja, das ginge mir in meinem Beruf ebenso, erwiderte ich, worauf ich sofort Fragen zur touristischen Einreise in die USA gestellt bekam. Nein, man dürfe im Juli voraussichtlich noch nicht einreisen. Mit dieser Antwort hinterließ ich einen enttäuschten Arzt, der nun am Ende des Tages seinen nahenden Flug wohl ein weiteres Mal umbuchen wird. Ich hingegen war erst mal froh, geimpft zu sein.

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Glückwunsch! Ich war vor gut drei Wochen dort, da war gar nichts los - es war ein Feiertag, das kann aber doch nichts damit zu tun haben? Schicken sie nur mich am Feiertag dorthin? Oder ist es so, dass jetzt die Zahl der Zweitimpfungen schon höher ist?

Freundlich bleiben, als Expertin oder als vermeintlicher Experte, so wichtig. Ich bin ja gar nicht gut im Smalltalk, mit mir ergibt sich kein auch noch so kurzes Gespräch beim Impfen.

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@Herr Rau: Ja, momentan wird mehr zweit- als erstgeimpft.
Wie schön, dass Du, zwar nach langer Wartezeit, die zweite Impfung bekommen hast. Möge sie dir keine Wirkungen bereiten.

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