Montag, 2. Oktober 2006
You are beautiful no matter what they say
frau klugscheisser, 20:59h
Dieser Beitrag ist in Anlehnung an die Serie Diätterror von Frau Kaltmamsell entstanden, auf die ich heute unverhofft gestoßen bin.
Dass in der westlichen Welt schlank sein als Schönheitsideal gilt, ist nicht neu. Auch nicht, dass in Afrika eine Braut mehr Mitgift kostet, je mehr Pfunde sie auf die Waage bringt und oft bis zur Hochzeit gemästet wird, bis ihre Haut Dehnungsstreifen aufweist. Oft schon wurde darüber diskutiert, wie vorherrschende Schönheitsideale von der Gesellschaft geprägt und stur aufrechterhalten werden. Dahinter verbirgt sich immer das Streben nach dem, was nicht ist. Für eine Gesellschaft, in der Hunger zum Alltag der Bevölkerung gehört, ist Dicksein ein Synonym für Reichtum. Das Synonym für abgemagerte Körper ist Macht. Wir kontrollieren Flussläufe, manipulieren Gene und steuern die Wirtschaft. Wir schlucken Tabletten gegen schlechte Laune und üben positives Denken. Wir leben in einer Welt des Machbarkeitswahns. Was liegt da näher, als seine eigene vermeintliche Stärke dort zu demonstrieren, wo sie nach aussen sichtbar ist. Dennoch käme keiner auf die Idee, Kate Moss, Angelina Jolie und den vielen Namenlosen kindliche Allmachtsfantasien und somit Narzissmus vorzuwerfen. Stattdessen werden sie insgeheim bewundert.
Ich habe jahrelang an mir herumgemäkelt. Der Hintern zu dick, die Arme auch, der Bauch sowieso. Die Augen zu klein, die Hüfte zu breit, die Haut zu unrein. Jetzt, wo sich erste Alterserscheinungen bemerkbar machen, sich Orangenhaut zeigt, die Furchen im Gesicht tiefer werden, mehr und mehr Muttermale meinen Körper bevölkern, jetzt erst komme ich langsam dahin, meinen Körper zu akzeptieren. Es gibt sicherlich Dickere als mich. Es gibt auch Dünnere. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die von anderen um ihre Figur beneidet werden. Es gibt Schönere. Es gibt aber auch Hässlichere. Im Grunde ist egal, wie andere aussehen. Ich habe aufgehört, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Wieso sollte eine Dicke nicht ihre Pfunde in engen Hosen zur Schau stellen dürfen, wenn ihr danach ist? Wieso sollten nur Schlanke figurbetonte Kleidung tragen dürfen? Zeugt das nicht von viel mehr Selbstbewusstsein als wenn sie schlank wäre? Und wer anderes sollte darüber urteilen dürfen, als sie selbst? Sprüche, die beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes zögern lassen kenne wir alle. „Die kann sich das leisten“, womit nicht der finanzielle, sondern der Gewichtsstatus gemeint ist. Selbstbewusstsein, das abhängig von Außenwahrnehmung ist, ist kein Selbst-, sondern Fremdbewusstsein. Wer ständig nach der Bestätigung von außen giert, steckt in einem kindlichen Entwicklungsstadium. Fast vierzig Jahre habe ich gebraucht, um mich langsam davon zu befreien. Das bedeutet nicht, dass ich komplett frei von diversen negativen Gedanken um meinen Körper wäre. Es bedeutet nur, dass ich auf einem langen Weg die richtige Richtung eingeschlagen habe. Es bedeutet, dass ich mehr und mehr Freude an mir selbst empfinde. Es bedeutet, dass ich immer öfter stolz auf mich bin, anstatt an mir herumzumäkeln. Es bedeutet schlichtweg, dass ich mich im Großen und Ganzen mag.
Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dass Eigenliebe völlig unabhängig von Aussehen und Gewicht ist. In Zeiten, in denen ich mein inneres Wunschgewicht erreicht habe, war ich meist sehr unglücklich. Auch in dickeren Zeiten war ich nicht besonders zufrieden, mit dem Unterschied, dass ich die Unzufriedenheit auf mein Körpergewicht schieben konnte. War ich dünn, gab es Tausenderlei, was ich sonst noch an mir zu bemängeln hatte. Eine Relation zwischen den beiden Komponenten herzustellen wäre genauso unsinnig, wie die weltpolitische mit der Wetterlage zu begründen. Sich einer Ausrede zu bedienen, ist meist bequemer, als die eigentliche Ursache aufzuspüren. Die Fähigkeit, sich und seine Denkstrukturen zu reflektieren, ist in der heutigen Zeit nicht besonders populär. Dabei bedeutet diese Fähigkeit mehr Stärke als alle Äußerlichkeiten. Verständlicherweise hat ein Gehirn, das andauernd Kalorien zählt, keine Kapazität mehr für diese Form des Denkens. Bitteschön, knechtet euch, hungert euch zu Tode aber wundert euch nicht, wenn ihr trotzdem nie zufrieden seid. Lenkt euren Blick neidvoll auf all die Frauen, die dünner sind, die schönere Haare, Nasen und Taillen haben als ihr aber wundert euch nicht, wenn ihr euch hässlich fühlt. Kontrolliert euren Genuss aber wundert euch nicht, wenn ihr nicht wirklich genießen könnt. Diszipliniert eure Lust aber wundert euch nicht, wenn ihr keine Freude an der eigenen Körperlichkeit empfinden könnt. Beschwert euch nicht über Unterdrückung und Ungerechtigkeit, über schlechte Behandlung und Respektlosigkeit von anderen, wenn ihr euch selbst so behandelt. Während ihr eure Seelen über euren Körper zerstört, wundere ich mich nur über diese Kurzsichtigkeit. Es macht mich traurig, zu sehen, wie schlecht ihr euch selbst behandelt und wie schlecht ich mich selbst lange behandelt habe. Wäre die Welt nicht um einiges schöner, wenn wir damit endlich aufhören würden?
Dass in der westlichen Welt schlank sein als Schönheitsideal gilt, ist nicht neu. Auch nicht, dass in Afrika eine Braut mehr Mitgift kostet, je mehr Pfunde sie auf die Waage bringt und oft bis zur Hochzeit gemästet wird, bis ihre Haut Dehnungsstreifen aufweist. Oft schon wurde darüber diskutiert, wie vorherrschende Schönheitsideale von der Gesellschaft geprägt und stur aufrechterhalten werden. Dahinter verbirgt sich immer das Streben nach dem, was nicht ist. Für eine Gesellschaft, in der Hunger zum Alltag der Bevölkerung gehört, ist Dicksein ein Synonym für Reichtum. Das Synonym für abgemagerte Körper ist Macht. Wir kontrollieren Flussläufe, manipulieren Gene und steuern die Wirtschaft. Wir schlucken Tabletten gegen schlechte Laune und üben positives Denken. Wir leben in einer Welt des Machbarkeitswahns. Was liegt da näher, als seine eigene vermeintliche Stärke dort zu demonstrieren, wo sie nach aussen sichtbar ist. Dennoch käme keiner auf die Idee, Kate Moss, Angelina Jolie und den vielen Namenlosen kindliche Allmachtsfantasien und somit Narzissmus vorzuwerfen. Stattdessen werden sie insgeheim bewundert.
Ich habe jahrelang an mir herumgemäkelt. Der Hintern zu dick, die Arme auch, der Bauch sowieso. Die Augen zu klein, die Hüfte zu breit, die Haut zu unrein. Jetzt, wo sich erste Alterserscheinungen bemerkbar machen, sich Orangenhaut zeigt, die Furchen im Gesicht tiefer werden, mehr und mehr Muttermale meinen Körper bevölkern, jetzt erst komme ich langsam dahin, meinen Körper zu akzeptieren. Es gibt sicherlich Dickere als mich. Es gibt auch Dünnere. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die von anderen um ihre Figur beneidet werden. Es gibt Schönere. Es gibt aber auch Hässlichere. Im Grunde ist egal, wie andere aussehen. Ich habe aufgehört, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Wieso sollte eine Dicke nicht ihre Pfunde in engen Hosen zur Schau stellen dürfen, wenn ihr danach ist? Wieso sollten nur Schlanke figurbetonte Kleidung tragen dürfen? Zeugt das nicht von viel mehr Selbstbewusstsein als wenn sie schlank wäre? Und wer anderes sollte darüber urteilen dürfen, als sie selbst? Sprüche, die beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes zögern lassen kenne wir alle. „Die kann sich das leisten“, womit nicht der finanzielle, sondern der Gewichtsstatus gemeint ist. Selbstbewusstsein, das abhängig von Außenwahrnehmung ist, ist kein Selbst-, sondern Fremdbewusstsein. Wer ständig nach der Bestätigung von außen giert, steckt in einem kindlichen Entwicklungsstadium. Fast vierzig Jahre habe ich gebraucht, um mich langsam davon zu befreien. Das bedeutet nicht, dass ich komplett frei von diversen negativen Gedanken um meinen Körper wäre. Es bedeutet nur, dass ich auf einem langen Weg die richtige Richtung eingeschlagen habe. Es bedeutet, dass ich mehr und mehr Freude an mir selbst empfinde. Es bedeutet, dass ich immer öfter stolz auf mich bin, anstatt an mir herumzumäkeln. Es bedeutet schlichtweg, dass ich mich im Großen und Ganzen mag.
Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dass Eigenliebe völlig unabhängig von Aussehen und Gewicht ist. In Zeiten, in denen ich mein inneres Wunschgewicht erreicht habe, war ich meist sehr unglücklich. Auch in dickeren Zeiten war ich nicht besonders zufrieden, mit dem Unterschied, dass ich die Unzufriedenheit auf mein Körpergewicht schieben konnte. War ich dünn, gab es Tausenderlei, was ich sonst noch an mir zu bemängeln hatte. Eine Relation zwischen den beiden Komponenten herzustellen wäre genauso unsinnig, wie die weltpolitische mit der Wetterlage zu begründen. Sich einer Ausrede zu bedienen, ist meist bequemer, als die eigentliche Ursache aufzuspüren. Die Fähigkeit, sich und seine Denkstrukturen zu reflektieren, ist in der heutigen Zeit nicht besonders populär. Dabei bedeutet diese Fähigkeit mehr Stärke als alle Äußerlichkeiten. Verständlicherweise hat ein Gehirn, das andauernd Kalorien zählt, keine Kapazität mehr für diese Form des Denkens. Bitteschön, knechtet euch, hungert euch zu Tode aber wundert euch nicht, wenn ihr trotzdem nie zufrieden seid. Lenkt euren Blick neidvoll auf all die Frauen, die dünner sind, die schönere Haare, Nasen und Taillen haben als ihr aber wundert euch nicht, wenn ihr euch hässlich fühlt. Kontrolliert euren Genuss aber wundert euch nicht, wenn ihr nicht wirklich genießen könnt. Diszipliniert eure Lust aber wundert euch nicht, wenn ihr keine Freude an der eigenen Körperlichkeit empfinden könnt. Beschwert euch nicht über Unterdrückung und Ungerechtigkeit, über schlechte Behandlung und Respektlosigkeit von anderen, wenn ihr euch selbst so behandelt. Während ihr eure Seelen über euren Körper zerstört, wundere ich mich nur über diese Kurzsichtigkeit. Es macht mich traurig, zu sehen, wie schlecht ihr euch selbst behandelt und wie schlecht ich mich selbst lange behandelt habe. Wäre die Welt nicht um einiges schöner, wenn wir damit endlich aufhören würden?
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frau stella,
2. Oktober 2006, 21:30
Wie recht Sie haben, Frau Klugscheisser.
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frau klugscheisser,
2. Oktober 2006, 23:08
Und? Wie steht´s um ihre körperliche Zufriedenheit?
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frau stella,
3. Oktober 2006, 00:21
Mir zunehmenden Alter, wird sie immer besser die körperliche Zufriedenheit, werte Frau Klugscheisser. Früher habe ich mit Vorliebe Schlabberpullis getragen und meine Weiblichkeit versteckt.
Heute stehe ich zu meinen weiblichen Formen und zu meinem Bauch. :-)
Heute stehe ich zu meinen weiblichen Formen und zu meinem Bauch. :-)
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frau klugscheisser,
3. Oktober 2006, 00:27
Tolle Aktion
und Respekt. Ich bezweifle allerdings, dass dieses Beispiel von vielen aufgegriffen wird.
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referral,
3. Oktober 2006, 00:31
Also ich sicher nicht. Nicht, weil ich die Aktion nicht mag oder frau stellas Bauch (naja, Bauch. Bäuchlein) unschön finde (ich finde speziell diesen eher niedlich), aber das ist schon sehr intim. Wer mag gerne, aber ich denke auch, dass sich eher wenige anschließen ...und wenn, dann wahrscheinlich die exhibitionistisch veranlagten. Solls ja auch geben im Web.
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frau stella,
3. Oktober 2006, 00:37
Ach, und wenn nichts passiert ist auch nicht schlimm.
Ich zumindest stehe zu meinem Bauch und im Grossen und Ganzen auch zu mir und was anderes wollte ich auch nicht ausdrücken.
Aber mein Gesicht wird so schnell keiner sehen, ein bisschen Intimität muss schon sein. : )
Ich zumindest stehe zu meinem Bauch und im Grossen und Ganzen auch zu mir und was anderes wollte ich auch nicht ausdrücken.
Aber mein Gesicht wird so schnell keiner sehen, ein bisschen Intimität muss schon sein. : )
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referral,
3. Oktober 2006, 00:48
Sie haben das hoffentlich nicht als Kritik aufgefasst, denn das war es nicht.
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gutemine,
5. Oktober 2006, 20:25
Bin leider erst heute dazu gekommen , Ihre Ausführungen in Ruhe zu lesen . Gefällt mir sehr gut und Vieles kann ich so unterstreichen .
Ich gehöre eher dem afrikanischen Schönheitsideal an ( was man als U-Bahn - Fahrerin auch immer wieder zu spüren bekommt ... zwinker , blinzel ...) , habe nun gerade aus medizinischen Gründen 38 Kg abgenommen und meine ganzen alten Kleidungssäcke aussortiert . Stehe nun auch bei mir immer mehr auf körpernahe Kleidung , bin schon stolz , so viel abgenommen zu haben .Ich bin aber immer noch mollig , aber halt nicht mehr so " monströs adipös " wie der Fachjargon es benennt .
Auf jeden Fall haben Sie mir viele Anregungen für noch weitere Gedankenführungen gegeben , die sich dann bestimmt auch irgendwann schriftlich hier bemerkbar machen . Danke !
Schönen Gruß auch an Frau Stella , gute Aktion !
Ich gehöre eher dem afrikanischen Schönheitsideal an ( was man als U-Bahn - Fahrerin auch immer wieder zu spüren bekommt ... zwinker , blinzel ...) , habe nun gerade aus medizinischen Gründen 38 Kg abgenommen und meine ganzen alten Kleidungssäcke aussortiert . Stehe nun auch bei mir immer mehr auf körpernahe Kleidung , bin schon stolz , so viel abgenommen zu haben .Ich bin aber immer noch mollig , aber halt nicht mehr so " monströs adipös " wie der Fachjargon es benennt .
Auf jeden Fall haben Sie mir viele Anregungen für noch weitere Gedankenführungen gegeben , die sich dann bestimmt auch irgendwann schriftlich hier bemerkbar machen . Danke !
Schönen Gruß auch an Frau Stella , gute Aktion !
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