Sonntag, 4. September 2011
1998
Was bisher geschah:

Kurze, heftige Liaisons mit allen möglichen und unmöglichen Herren. Meine erste richtige Stelle in einem richtigen Orchester. Leider an einem falschen Ort mit falschen Kollegen. Flucht in eine noch falschere Beziehung mit irrwitzigen Heiratsplänen. Manche Pläne werden zum Glück nie umgesetzt.

Langsam und stetig setzt die sog. Torschlusspanik ein. Nicht die in Bezug auf biologische, sondern mehr auf berufliche Fortpflanzung. Kein Ei auf dem Stellenmarkt und ich immer das Spermium, das zu langsam ist, wenn doch eines springt. Mein persönliches Dunkel hat seinen Höhepunkt erreicht. Jede vergeigte Gelegenheit, jedes Versagen ist gleichzeitig ein weiterer Stein im Sack, den ich gefühlt auf allen Wegen hinter mir herziehe. Gleichzeitig ist er das Material für ein Kopfsteinpflaster zum neuen Ziel. Aber wer will das schon hören, wenn er zielstrebig gegen immer die gleiche Mauern rennt.

Großes Erstaunen über die Tatsache, dass jede Mauer auch einen Durchgang hat. DIE Entdeckung der nächsten Jahre.

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Freitag, 2. September 2011
1996
Noch vier Tage bis zum 2000 Tage Jubiläum meines Blogs und vier Jahre bis zur beruflichen Wende. Die wirft aber schon ihre Schatten voraus. Eine neue Gedankendimension. Coaching zur inneren Freiheit. Zwei Seminare und ein Segeltörn. Manche behaupten, er wäre ein Guru. Andere halten das ganze Ding für eine gefährliche Sekte. Für mich ist er einer, der die Dinge beim Namen nennt, klar ausspricht, was sie sind, damit sie dort bleiben und nicht unnötig vom Kopf oder dem Bauch aufgebläht werden. Die Saat ist in mir gesetzt. In späteren Jahren werde ich ernten. Zum ersten Mal seit Jahren lüftet sich der graue Schleier, der über allem Erleben hängt. Doch noch bin ich zu unbarmherzig, um mich selbst annehmen zu können. Noch liegen sehr viele schmerzlichen Erfahrungen, Abschiede und Repetitionen vor mir.

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Mittwoch, 31. August 2011
1994
Das Reisejahr. Internationale Wettbewerbe in Barcelona, Budapest und Rom gespielt. Hier liegen die Wurzeln für meine musikalische Reise. Eine schöne Zeit und doch ständig überschattet vom Gefühl der inneren Erstarrung. Meine Flucht war noch die nach aussen. Feste, Alkohol, Sex, nächtelanges philosophieren und larmentieren. Ausprobieren aller Möglichkeiten - Meditation und Psychoanalyse. Die Wahrheit lag wie immer dazwischen, ich war dafür jedoch noch viel zu extrem.

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Dienstag, 30. August 2011
1993
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Auf der Suche nach mir. Eine langanhaltende Suche, wie sich noch herausstellen soll. Alles wie gehabt. Ausserdem: ein Diplom macht noch lange keinen Beruf.

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Sonntag, 28. August 2011
1991
So begannen die Neunziger. Nena und ihre Kumpels der neuen deutschen Welle waren nicht mehr ganz so in. Dafür kamen die sog. Boybands auf. Ich stand mehr auf die Jungs mit den klassischen Saiteninstrumenten.

Den ersten Sex hatte ich ein Jahr zuvor - übrigens ein tolles Erlebnis, an das ich im Gegensatz zu manch Anderer gerne zurückdenke, weniger jedoch an die Begleitumstände - und wollte nun meine neu gewonnene Freiheit des nicht mehr die Jungfräulichkeit bewahren müssens auskosten. Er war jünger als ich und studierte neben dem Klavier an der Musikhochschule auch gerne mal meine Anatomie. Seine Zähne putzte er widerwillig, lernte dafür jeden Tag ein Sonett von Shakespeare auswendig. Wir liefen barfuß durch nasse Wiesen und deuteten Wolkenbilder. Wir waren bis zum Abwinken kitschig-romantisch und genossen uns einen Sommer lang. Danach wollte er gerne den Werther mimen. Der Rolle ist er jedoch nie ganz gerecht geworden. Eine übermächtige Mutter wusste seine Schwärmerei zu verhindern und die Karriere zu fördern. Sie muss gerochen haben, dass mit mir kein Blumentopf zu gewinnen war.

Meine älteste Freundin um diese Jahreszahl herum ebenfalls kennengelernt. Sie war damals etwa so alt wie ich heute und hatte nach einer unglücklichen Scheidung die Liebe ihres Lebens kennengelernt. Diese Verbindung sollte auch ohne Trauschein nach 12 Jahren der Tod scheiden.

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Donnerstag, 25. August 2011
1987
1987 - wir zählen die Tage bis zum 2000. Jahrestag.

Die Zeiten standen uner dem schlimmen Stern der Karottenhose, hochgeschlagener Polohemdenkragen und Schulterpolster. Ja, die Schulterpolster, die Crystal Carrington und Alexis aus dem Denver Clan populär machten. Meine damalige Freundin trug übrigens genau die selbe Frisur wie Crystal. Jahre zuvor hatten wir's nachgespielt. Sie war immer die Gute, ich die Böse Alexis. Ach nein, ich war ja Claudia Blaisdel - die Frau mit dem Psychoschaden. Irgendwas hat mich damals schon zu den interessanteren Charakteren hingezogen. Die anderen waren einfach viel zu glatt, zu eindimensional, zu gut.

Übrigens waren vor drei Jahren die Stiefel wieder in, die wir damals trugen. Ich habe mich dieses Mal dem Trend verweigert. [tbc]

Was sonst noch geschah:
Führerschein bestanden. Familienauto im Parkhaus geschrammt.

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