... newer stories
Dienstag, 3. Oktober 2006
Blogger are beautiful - die große Herbstaktion
frau klugscheisser, 01:27h
Wer kennt sie nicht, die große Unzufriedenheit mit dem eigenen körperlichen Erscheinungsbild? Ich bin davon überzeugt, es gibt niemanden, der nicht schon die ein oder andere Körperstelle mit überkritischem Blick beäugte oder gar verwünschte. Doch weder Widerspruch von Freunden, Komplimente von Bekannten, die Brigitte-Herbstdiät, noch der Gang zum Chirurgen können das ändern, was sich im Kopf festgebissen hat. Nur wir selbst sind dazu in der Lage. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und ist nicht gleichzusetzen mit Perfektion. Was man zu verstecken versucht, wird man niemals annehmen können.
Frau Stella hat ein Beispiel gesetzt, das Nachahmer sucht. Ich möchte nun dazu aufrufen, diese Aktion zu unterstützen. Mit einer kleinen Modifizierung: gesucht werden nicht nur Bäuche. Zugelassen sind alle Körperpartien, mit denen gehadert wird. Ob Nasen, Füße, Haare oder Zähne, ob in Schrift oder Bild, ob Mann oder Frau, zeigen Sie der Welt ihre vermeintlichen Schwachstellen und stehen Sie zu sich. Verfassen Sie einen Text oder stellen Sie ein Bild in Ihr Blog (falls keines vorhanden, hier in den Kommentaren). Ich bin gespannt auf Ihre Beiträge.
Mein persönlicher (gefühlter) Makel
Fast fällt es mir schwer, mich auf nur einen zu beschränken. Da gibt es zu vieles an meinem Körper, was meinem überkritischen Blick nur schwer standhält. Im Gespräch mit einer großartigen Dame wurde ich jedoch kürzlich wieder an etwas erinnert, das ich bis dato erfolgreich verdrängt hatte. Ein Bild werde ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht beifügen.
Seit ich denken kann, bleiben meine Augen beim Blick in den Spiegel an einer bestimmten Körperstelle hängen. Es ist die Innenseite meiner Oberschenkel. Wer Reiterhosen nur als Bezeichnung für ein Kleidungsstück kennt, kann sich glücklich schätzen. Mein Körper weist diese Ausbuchtungen sogar in unbekleidetem Zustand auf. Nicht außen, nur innen. Als ich in der Blüte der Pubertät steckte, begann ich, das Tragen von kurzen und engen Hosen zu vermeiden. Kleidung kann vieles kaschieren. Offensichtlich wurde meine sogenannte Problemzone in Bademode oder unbekleidetem Zustand. Diäten und spezielle Gymnastikübungen blieben erfolglos. So dünn ich war - die Rippen waren bereits sichtbar - und so sehr ich trainierte - die Muskulatur war ebenfalls sichtbar - blieben doch diese Dellen, die sich beim Laufen aneinander rieben. Lange Zeit schämte ich mich dafür. So sehr, dass ich gar einen chirurgischen Eingriff in Erwägung zog. Offensichtlich war das ein genetisches Geschenk von meiner Mutter. Vielleicht schämte ich mich deswegen so dafür. Nein, ich schämte mich nicht nur, ich hasste meine Oberschenkel. Sah ich eine andere Frau in enganliegender Kleidung oder im Bikini, wanderte mein Blick automatisch zwischen ihre Beine. Dumm nur, dass ich sehr selten Vergleichbares sah. Meist waren andere Beine wohlgeformter, straffer, schlanker. Irgendwann wurde dieser Makel in meinem Kopf von anderen überboten und geriet ins Hintertreffen. Ich vergaß einfach, mich darauf zu fixieren.
Lange hatte ich Zeit, mich daran zu gewöhnen und heute gehören sie einfach zu mir, die Beulen an meinen Oberschenkeln, wie meine Nase zu mir gehört. Ich glaube nicht, dass mich ein einziger Mensch wegen meiner Oberschenkel jemals verurteilt hätte, wohl aber für meine Einstellung. Meine neue Trainingshose ist enganliegend geschnitten. Inzwischen kann ich mich während des Tanztrainings im Spiegel betrachten, ohne mich an meinen deformierten Oberschenkeln abschätzig festzusaugen. Ist doch schon was, oder?
Wahlweise eine zweite Geschichte über einen Makel, der nie einer war:
Auf diesen Bildern ist er zu sehen, der braune Fleck auf dem Dekolleté. Die anderen Kinder in der Schule verspotteten mich deswegen. Ich habe das Muttermal meist unter T-Shirts versteckt. Im Alter von 12 Jahren schleppte mich meine Mutter zum Hautarzt, um es untersuchen zu lassen - so ihr Vorwand. Die Diagnose lautete "gutartig", dennoch bot der Arzt an, es zu entfernen. Eine Narbe würde bleiben und mitwachsen. Die Türklinke zum OP in der Hand fragte er mich, ob ich den Fleck loswerden wolle. Ich wollte nicht. Das Muttermal war etwas, das ich mit Stolz unter der Rubrik persönliche Merkmale auf jedem Formular beschrieb, genau wie die Narbe auf meiner rechten Pobacke (ein Überbleibsel aus Kindertagen). Immerhin musste ich nie künstliche Schönheitsflecken auftragen.
Frau Stella hat ein Beispiel gesetzt, das Nachahmer sucht. Ich möchte nun dazu aufrufen, diese Aktion zu unterstützen. Mit einer kleinen Modifizierung: gesucht werden nicht nur Bäuche. Zugelassen sind alle Körperpartien, mit denen gehadert wird. Ob Nasen, Füße, Haare oder Zähne, ob in Schrift oder Bild, ob Mann oder Frau, zeigen Sie der Welt ihre vermeintlichen Schwachstellen und stehen Sie zu sich. Verfassen Sie einen Text oder stellen Sie ein Bild in Ihr Blog (falls keines vorhanden, hier in den Kommentaren). Ich bin gespannt auf Ihre Beiträge.
Mein persönlicher (gefühlter) Makel
Fast fällt es mir schwer, mich auf nur einen zu beschränken. Da gibt es zu vieles an meinem Körper, was meinem überkritischen Blick nur schwer standhält. Im Gespräch mit einer großartigen Dame wurde ich jedoch kürzlich wieder an etwas erinnert, das ich bis dato erfolgreich verdrängt hatte. Ein Bild werde ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht beifügen.
Seit ich denken kann, bleiben meine Augen beim Blick in den Spiegel an einer bestimmten Körperstelle hängen. Es ist die Innenseite meiner Oberschenkel. Wer Reiterhosen nur als Bezeichnung für ein Kleidungsstück kennt, kann sich glücklich schätzen. Mein Körper weist diese Ausbuchtungen sogar in unbekleidetem Zustand auf. Nicht außen, nur innen. Als ich in der Blüte der Pubertät steckte, begann ich, das Tragen von kurzen und engen Hosen zu vermeiden. Kleidung kann vieles kaschieren. Offensichtlich wurde meine sogenannte Problemzone in Bademode oder unbekleidetem Zustand. Diäten und spezielle Gymnastikübungen blieben erfolglos. So dünn ich war - die Rippen waren bereits sichtbar - und so sehr ich trainierte - die Muskulatur war ebenfalls sichtbar - blieben doch diese Dellen, die sich beim Laufen aneinander rieben. Lange Zeit schämte ich mich dafür. So sehr, dass ich gar einen chirurgischen Eingriff in Erwägung zog. Offensichtlich war das ein genetisches Geschenk von meiner Mutter. Vielleicht schämte ich mich deswegen so dafür. Nein, ich schämte mich nicht nur, ich hasste meine Oberschenkel. Sah ich eine andere Frau in enganliegender Kleidung oder im Bikini, wanderte mein Blick automatisch zwischen ihre Beine. Dumm nur, dass ich sehr selten Vergleichbares sah. Meist waren andere Beine wohlgeformter, straffer, schlanker. Irgendwann wurde dieser Makel in meinem Kopf von anderen überboten und geriet ins Hintertreffen. Ich vergaß einfach, mich darauf zu fixieren.
Lange hatte ich Zeit, mich daran zu gewöhnen und heute gehören sie einfach zu mir, die Beulen an meinen Oberschenkeln, wie meine Nase zu mir gehört. Ich glaube nicht, dass mich ein einziger Mensch wegen meiner Oberschenkel jemals verurteilt hätte, wohl aber für meine Einstellung. Meine neue Trainingshose ist enganliegend geschnitten. Inzwischen kann ich mich während des Tanztrainings im Spiegel betrachten, ohne mich an meinen deformierten Oberschenkeln abschätzig festzusaugen. Ist doch schon was, oder?
Wahlweise eine zweite Geschichte über einen Makel, der nie einer war:
Auf diesen Bildern ist er zu sehen, der braune Fleck auf dem Dekolleté. Die anderen Kinder in der Schule verspotteten mich deswegen. Ich habe das Muttermal meist unter T-Shirts versteckt. Im Alter von 12 Jahren schleppte mich meine Mutter zum Hautarzt, um es untersuchen zu lassen - so ihr Vorwand. Die Diagnose lautete "gutartig", dennoch bot der Arzt an, es zu entfernen. Eine Narbe würde bleiben und mitwachsen. Die Türklinke zum OP in der Hand fragte er mich, ob ich den Fleck loswerden wolle. Ich wollte nicht. Das Muttermal war etwas, das ich mit Stolz unter der Rubrik persönliche Merkmale auf jedem Formular beschrieb, genau wie die Narbe auf meiner rechten Pobacke (ein Überbleibsel aus Kindertagen). Immerhin musste ich nie künstliche Schönheitsflecken auftragen.
... link (12 Kommentare) ... comment
You are beautiful (when you dance)
frau klugscheisser, 00:32h
Es ist nicht verwunderlich, dass mich das Thema Schlankheitswahn derzeit beschäftigt, obwohl ich doch behaupte, im Allgemeinen mit mir auf dem Wege der Besserung zu sein. Seit ich wieder tanze, werde ich automatisch mit meinem Aussehen konfrontiert. Einige Aussagen, auf die ich hierzu in letzter Zeit stieß und die mich nicht unberührt ließen, stammen aus dem professionellen Bereich:
Wir mussten ins Klassenzimmer über eine Waage gehen. Ich war immer die Schwerste und Größte. Deswegen durfte ich nie Pas de Deux tanzen.
Ehem. Schülerin der Folkwangschule Essen
ich bin wegen den brüsten weg vom balett. die haben angefangen zu wachsen und eine primaballerina mit großen brüsten gibts nicht.
Ehem. Schülerin einer russischen Ballettschule, der in der Pubertät eine Hormonbehandlung nahegelegt wurde
...mir passt kaum noch was. Warum das so ist, habe ich dann erst so richtig beim anprobieren begriffen. Größe 34. Shit! Und in Ballettmaßstäben betrachtet bin ich bei weitem noch recht wohl genährt.
Lesenswerte Artikel der Autorin und ehemaligen Tänzerin Maja Langsdorff über Eßstörungen und "nur Muskeln, Haut und Knochen" (im unteren Teil der Seite).
Ja, ich kenne die Argumente. Ballett muss leicht aussehen, den männlichen Tänzern ist nicht zuzumuten, eine schwere Partnerin zu stemmen etc.
Und trotzdem gibt es sie, die "normalgewichtigen" weiblichen Tänzerinnen. Ein Beispiel ist die 1943 geborene amerikanische Modern Tänzerin Judith Jamison. Es gibt noch unzählige andere Beispiele.
Zum ersten Mal kam ich mit 17 Jahren in Berührung mit klassischem Ballett. Ich ging zum Steptanzunterricht in eine Ballettschule. Damals glaubte ich, mein Körper sei nicht tanzkompatibel - zu dick, zu große Brüste, zu großer Hintern. Vor unserer fand die Stunde der Erwachsenen statt. Eine sehr begabte Tänzerin hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Nicht nur tanzte sie unglaublich ausdrucksstark, sie war anscheinend schon in jungen Jahren mit einem unverwüstlichen Selbstbewusstsein gesegnet. Ihr Äusseres war alles andere als balletttauglich, was sie letztlich auch an einer professionellen Karriere hinderte, nicht aber am Tanzen. Ihr Hüft- und Brustumfang war in etwa das dreifache von meinem bei einer geschätzten Körpergröße von 1.50m. Als zierlich wäre sie sicherlich nicht zu beschreiben gewesen. Dennoch blieb sie als Vorbild all die Jahre in meinem Gedächtnis haften, wenn mir mein Spiegelbild in Trikot und engen Hosen mißfiel.
In letzter Zeit habe ich viele Dünne tanzen sehen, deren Bewegungen stakselig wirken. Ich habe Dicke gesehen, die beim Tanzen mehr auszudrücken im Stande sind, als eine ganze Ballettkompanie. Ich habe auch das Gegenteil gesehen: Dicke, die kein Körpergefühl zu haben scheinen und Dünne, die sich wunderbar bewegen. Und wieder komme ich zu dem Schluß, dass Körpergewicht kein maßgebliches Kriterium für Ausdrucksfähigkeit zu sein scheint, ja nicht einmal für Beweglichkeit. Was uns behindert, sind die vorgefertigten Meinungen in unseren eigenen Köpfen, ob selbst produziert oder übernommen.
Wir mussten ins Klassenzimmer über eine Waage gehen. Ich war immer die Schwerste und Größte. Deswegen durfte ich nie Pas de Deux tanzen.
Ehem. Schülerin der Folkwangschule Essen
ich bin wegen den brüsten weg vom balett. die haben angefangen zu wachsen und eine primaballerina mit großen brüsten gibts nicht.
Ehem. Schülerin einer russischen Ballettschule, der in der Pubertät eine Hormonbehandlung nahegelegt wurde
...mir passt kaum noch was. Warum das so ist, habe ich dann erst so richtig beim anprobieren begriffen. Größe 34. Shit! Und in Ballettmaßstäben betrachtet bin ich bei weitem noch recht wohl genährt.
Lesenswerte Artikel der Autorin und ehemaligen Tänzerin Maja Langsdorff über Eßstörungen und "nur Muskeln, Haut und Knochen" (im unteren Teil der Seite).
Ja, ich kenne die Argumente. Ballett muss leicht aussehen, den männlichen Tänzern ist nicht zuzumuten, eine schwere Partnerin zu stemmen etc.
Und trotzdem gibt es sie, die "normalgewichtigen" weiblichen Tänzerinnen. Ein Beispiel ist die 1943 geborene amerikanische Modern Tänzerin Judith Jamison. Es gibt noch unzählige andere Beispiele.
Zum ersten Mal kam ich mit 17 Jahren in Berührung mit klassischem Ballett. Ich ging zum Steptanzunterricht in eine Ballettschule. Damals glaubte ich, mein Körper sei nicht tanzkompatibel - zu dick, zu große Brüste, zu großer Hintern. Vor unserer fand die Stunde der Erwachsenen statt. Eine sehr begabte Tänzerin hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck. Nicht nur tanzte sie unglaublich ausdrucksstark, sie war anscheinend schon in jungen Jahren mit einem unverwüstlichen Selbstbewusstsein gesegnet. Ihr Äusseres war alles andere als balletttauglich, was sie letztlich auch an einer professionellen Karriere hinderte, nicht aber am Tanzen. Ihr Hüft- und Brustumfang war in etwa das dreifache von meinem bei einer geschätzten Körpergröße von 1.50m. Als zierlich wäre sie sicherlich nicht zu beschreiben gewesen. Dennoch blieb sie als Vorbild all die Jahre in meinem Gedächtnis haften, wenn mir mein Spiegelbild in Trikot und engen Hosen mißfiel.
In letzter Zeit habe ich viele Dünne tanzen sehen, deren Bewegungen stakselig wirken. Ich habe Dicke gesehen, die beim Tanzen mehr auszudrücken im Stande sind, als eine ganze Ballettkompanie. Ich habe auch das Gegenteil gesehen: Dicke, die kein Körpergefühl zu haben scheinen und Dünne, die sich wunderbar bewegen. Und wieder komme ich zu dem Schluß, dass Körpergewicht kein maßgebliches Kriterium für Ausdrucksfähigkeit zu sein scheint, ja nicht einmal für Beweglichkeit. Was uns behindert, sind die vorgefertigten Meinungen in unseren eigenen Köpfen, ob selbst produziert oder übernommen.
... link (1 Kommentar) ... comment
You are beautiful no matter what they say
frau klugscheisser, 20:59h
Dieser Beitrag ist in Anlehnung an die Serie Diätterror von Frau Kaltmamsell entstanden, auf die ich heute unverhofft gestoßen bin.
Dass in der westlichen Welt schlank sein als Schönheitsideal gilt, ist nicht neu. Auch nicht, dass in Afrika eine Braut mehr Mitgift kostet, je mehr Pfunde sie auf die Waage bringt und oft bis zur Hochzeit gemästet wird, bis ihre Haut Dehnungsstreifen aufweist. Oft schon wurde darüber diskutiert, wie vorherrschende Schönheitsideale von der Gesellschaft geprägt und stur aufrechterhalten werden. Dahinter verbirgt sich immer das Streben nach dem, was nicht ist. Für eine Gesellschaft, in der Hunger zum Alltag der Bevölkerung gehört, ist Dicksein ein Synonym für Reichtum. Das Synonym für abgemagerte Körper ist Macht. Wir kontrollieren Flussläufe, manipulieren Gene und steuern die Wirtschaft. Wir schlucken Tabletten gegen schlechte Laune und üben positives Denken. Wir leben in einer Welt des Machbarkeitswahns. Was liegt da näher, als seine eigene vermeintliche Stärke dort zu demonstrieren, wo sie nach aussen sichtbar ist. Dennoch käme keiner auf die Idee, Kate Moss, Angelina Jolie und den vielen Namenlosen kindliche Allmachtsfantasien und somit Narzissmus vorzuwerfen. Stattdessen werden sie insgeheim bewundert.
Ich habe jahrelang an mir herumgemäkelt. Der Hintern zu dick, die Arme auch, der Bauch sowieso. Die Augen zu klein, die Hüfte zu breit, die Haut zu unrein. Jetzt, wo sich erste Alterserscheinungen bemerkbar machen, sich Orangenhaut zeigt, die Furchen im Gesicht tiefer werden, mehr und mehr Muttermale meinen Körper bevölkern, jetzt erst komme ich langsam dahin, meinen Körper zu akzeptieren. Es gibt sicherlich Dickere als mich. Es gibt auch Dünnere. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die von anderen um ihre Figur beneidet werden. Es gibt Schönere. Es gibt aber auch Hässlichere. Im Grunde ist egal, wie andere aussehen. Ich habe aufgehört, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Wieso sollte eine Dicke nicht ihre Pfunde in engen Hosen zur Schau stellen dürfen, wenn ihr danach ist? Wieso sollten nur Schlanke figurbetonte Kleidung tragen dürfen? Zeugt das nicht von viel mehr Selbstbewusstsein als wenn sie schlank wäre? Und wer anderes sollte darüber urteilen dürfen, als sie selbst? Sprüche, die beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes zögern lassen kenne wir alle. „Die kann sich das leisten“, womit nicht der finanzielle, sondern der Gewichtsstatus gemeint ist. Selbstbewusstsein, das abhängig von Außenwahrnehmung ist, ist kein Selbst-, sondern Fremdbewusstsein. Wer ständig nach der Bestätigung von außen giert, steckt in einem kindlichen Entwicklungsstadium. Fast vierzig Jahre habe ich gebraucht, um mich langsam davon zu befreien. Das bedeutet nicht, dass ich komplett frei von diversen negativen Gedanken um meinen Körper wäre. Es bedeutet nur, dass ich auf einem langen Weg die richtige Richtung eingeschlagen habe. Es bedeutet, dass ich mehr und mehr Freude an mir selbst empfinde. Es bedeutet, dass ich immer öfter stolz auf mich bin, anstatt an mir herumzumäkeln. Es bedeutet schlichtweg, dass ich mich im Großen und Ganzen mag.
Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dass Eigenliebe völlig unabhängig von Aussehen und Gewicht ist. In Zeiten, in denen ich mein inneres Wunschgewicht erreicht habe, war ich meist sehr unglücklich. Auch in dickeren Zeiten war ich nicht besonders zufrieden, mit dem Unterschied, dass ich die Unzufriedenheit auf mein Körpergewicht schieben konnte. War ich dünn, gab es Tausenderlei, was ich sonst noch an mir zu bemängeln hatte. Eine Relation zwischen den beiden Komponenten herzustellen wäre genauso unsinnig, wie die weltpolitische mit der Wetterlage zu begründen. Sich einer Ausrede zu bedienen, ist meist bequemer, als die eigentliche Ursache aufzuspüren. Die Fähigkeit, sich und seine Denkstrukturen zu reflektieren, ist in der heutigen Zeit nicht besonders populär. Dabei bedeutet diese Fähigkeit mehr Stärke als alle Äußerlichkeiten. Verständlicherweise hat ein Gehirn, das andauernd Kalorien zählt, keine Kapazität mehr für diese Form des Denkens. Bitteschön, knechtet euch, hungert euch zu Tode aber wundert euch nicht, wenn ihr trotzdem nie zufrieden seid. Lenkt euren Blick neidvoll auf all die Frauen, die dünner sind, die schönere Haare, Nasen und Taillen haben als ihr aber wundert euch nicht, wenn ihr euch hässlich fühlt. Kontrolliert euren Genuss aber wundert euch nicht, wenn ihr nicht wirklich genießen könnt. Diszipliniert eure Lust aber wundert euch nicht, wenn ihr keine Freude an der eigenen Körperlichkeit empfinden könnt. Beschwert euch nicht über Unterdrückung und Ungerechtigkeit, über schlechte Behandlung und Respektlosigkeit von anderen, wenn ihr euch selbst so behandelt. Während ihr eure Seelen über euren Körper zerstört, wundere ich mich nur über diese Kurzsichtigkeit. Es macht mich traurig, zu sehen, wie schlecht ihr euch selbst behandelt und wie schlecht ich mich selbst lange behandelt habe. Wäre die Welt nicht um einiges schöner, wenn wir damit endlich aufhören würden?
Dass in der westlichen Welt schlank sein als Schönheitsideal gilt, ist nicht neu. Auch nicht, dass in Afrika eine Braut mehr Mitgift kostet, je mehr Pfunde sie auf die Waage bringt und oft bis zur Hochzeit gemästet wird, bis ihre Haut Dehnungsstreifen aufweist. Oft schon wurde darüber diskutiert, wie vorherrschende Schönheitsideale von der Gesellschaft geprägt und stur aufrechterhalten werden. Dahinter verbirgt sich immer das Streben nach dem, was nicht ist. Für eine Gesellschaft, in der Hunger zum Alltag der Bevölkerung gehört, ist Dicksein ein Synonym für Reichtum. Das Synonym für abgemagerte Körper ist Macht. Wir kontrollieren Flussläufe, manipulieren Gene und steuern die Wirtschaft. Wir schlucken Tabletten gegen schlechte Laune und üben positives Denken. Wir leben in einer Welt des Machbarkeitswahns. Was liegt da näher, als seine eigene vermeintliche Stärke dort zu demonstrieren, wo sie nach aussen sichtbar ist. Dennoch käme keiner auf die Idee, Kate Moss, Angelina Jolie und den vielen Namenlosen kindliche Allmachtsfantasien und somit Narzissmus vorzuwerfen. Stattdessen werden sie insgeheim bewundert.
Ich habe jahrelang an mir herumgemäkelt. Der Hintern zu dick, die Arme auch, der Bauch sowieso. Die Augen zu klein, die Hüfte zu breit, die Haut zu unrein. Jetzt, wo sich erste Alterserscheinungen bemerkbar machen, sich Orangenhaut zeigt, die Furchen im Gesicht tiefer werden, mehr und mehr Muttermale meinen Körper bevölkern, jetzt erst komme ich langsam dahin, meinen Körper zu akzeptieren. Es gibt sicherlich Dickere als mich. Es gibt auch Dünnere. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die von anderen um ihre Figur beneidet werden. Es gibt Schönere. Es gibt aber auch Hässlichere. Im Grunde ist egal, wie andere aussehen. Ich habe aufgehört, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Wieso sollte eine Dicke nicht ihre Pfunde in engen Hosen zur Schau stellen dürfen, wenn ihr danach ist? Wieso sollten nur Schlanke figurbetonte Kleidung tragen dürfen? Zeugt das nicht von viel mehr Selbstbewusstsein als wenn sie schlank wäre? Und wer anderes sollte darüber urteilen dürfen, als sie selbst? Sprüche, die beim Kauf eines neuen Kleidungsstückes zögern lassen kenne wir alle. „Die kann sich das leisten“, womit nicht der finanzielle, sondern der Gewichtsstatus gemeint ist. Selbstbewusstsein, das abhängig von Außenwahrnehmung ist, ist kein Selbst-, sondern Fremdbewusstsein. Wer ständig nach der Bestätigung von außen giert, steckt in einem kindlichen Entwicklungsstadium. Fast vierzig Jahre habe ich gebraucht, um mich langsam davon zu befreien. Das bedeutet nicht, dass ich komplett frei von diversen negativen Gedanken um meinen Körper wäre. Es bedeutet nur, dass ich auf einem langen Weg die richtige Richtung eingeschlagen habe. Es bedeutet, dass ich mehr und mehr Freude an mir selbst empfinde. Es bedeutet, dass ich immer öfter stolz auf mich bin, anstatt an mir herumzumäkeln. Es bedeutet schlichtweg, dass ich mich im Großen und Ganzen mag.
Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dass Eigenliebe völlig unabhängig von Aussehen und Gewicht ist. In Zeiten, in denen ich mein inneres Wunschgewicht erreicht habe, war ich meist sehr unglücklich. Auch in dickeren Zeiten war ich nicht besonders zufrieden, mit dem Unterschied, dass ich die Unzufriedenheit auf mein Körpergewicht schieben konnte. War ich dünn, gab es Tausenderlei, was ich sonst noch an mir zu bemängeln hatte. Eine Relation zwischen den beiden Komponenten herzustellen wäre genauso unsinnig, wie die weltpolitische mit der Wetterlage zu begründen. Sich einer Ausrede zu bedienen, ist meist bequemer, als die eigentliche Ursache aufzuspüren. Die Fähigkeit, sich und seine Denkstrukturen zu reflektieren, ist in der heutigen Zeit nicht besonders populär. Dabei bedeutet diese Fähigkeit mehr Stärke als alle Äußerlichkeiten. Verständlicherweise hat ein Gehirn, das andauernd Kalorien zählt, keine Kapazität mehr für diese Form des Denkens. Bitteschön, knechtet euch, hungert euch zu Tode aber wundert euch nicht, wenn ihr trotzdem nie zufrieden seid. Lenkt euren Blick neidvoll auf all die Frauen, die dünner sind, die schönere Haare, Nasen und Taillen haben als ihr aber wundert euch nicht, wenn ihr euch hässlich fühlt. Kontrolliert euren Genuss aber wundert euch nicht, wenn ihr nicht wirklich genießen könnt. Diszipliniert eure Lust aber wundert euch nicht, wenn ihr keine Freude an der eigenen Körperlichkeit empfinden könnt. Beschwert euch nicht über Unterdrückung und Ungerechtigkeit, über schlechte Behandlung und Respektlosigkeit von anderen, wenn ihr euch selbst so behandelt. Während ihr eure Seelen über euren Körper zerstört, wundere ich mich nur über diese Kurzsichtigkeit. Es macht mich traurig, zu sehen, wie schlecht ihr euch selbst behandelt und wie schlecht ich mich selbst lange behandelt habe. Wäre die Welt nicht um einiges schöner, wenn wir damit endlich aufhören würden?
... link (8 Kommentare) ... comment
... older stories