Dienstag, 23. Mai 2006
Satisfaction
frau klugscheisser, 05:23h
Genugtuung
der Alternden
beim Anblick
eines makellosen
Mädchenkörpers:
die Junge ist sich
ihres Aussehens
nicht bewußt.
Dedicated to Jennybabe. Warnung: die Seite erzeugt starke Farbenblindheit. Für Folgeschäden übernimmt die Autorin keine Verantwortung.
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Donnerstag, 18. Mai 2006
Think of it twice
frau klugscheisser, 02:33h
The saddest thing I own is my memory. Everything that is stowed there can´t be changed or reversed. Even the happier moments are somehow sad because they´re gone forever and I HATE farewells!
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Mittwoch, 10. Mai 2006
Blind spot
frau klugscheisser, 16:33h
Stellen wir uns folgende Situation vor: Eine Frau und ein Mann sitzen sich in der U-Bahn gegenüber. Die Frau bemerkt, dass der Fremde einen Fleck auf der Hose hat. Erst überlegt sie, ob sie einfach wegsehen soll oder was sagen. Sie beschließt, ihn darauf aufmerksam zu machen. Schließlich will sie hilfreich sein und nicht wie alle anderen wegsehen. Sie eröffnet das Gespräch mit Sie haben da einen Fleck auf der Hose. Der Mann wird rot und beginnt sich fürchterlich aufzuregen. Er brüllt sie an Was fällt ihnen ein, mich darauf aufmerksam zu machen? Das ist nicht ihr Bier. Kümmern sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Überhaupt ist da gar kein Fleck. Ich werde sie wegen übler Nachrede verklagen. Die Frau ist ein wenig verduzt, dann dreht sie sich weg und geht.
Was ist geschehen? Der Mann hat Angst. Statt den Fleck anzusehen und sich bei der Frau zu bedanken, beginnt in seinem Kopf ein Verdrängungsprozess. Insgeheim weiß er, dass sie Recht hat, dass da ein Fleck ist und dass er ihn nicht mehr verbergen kann. Doch statt sich das einzugestehen und etwas dagegen zu unternehmen, hat er beschlossen, den Fleck zu ignorieren. Er fühlt sich zu schwach, um den Fleck mit Waschmittel zu bearbeiten oder auch nur die Hose zu wechseln. So trägt er Tag für Tag dieselbe Hose in der Hoffnung, es würde keinem auffallen. Bisher funktionierte das auch ziemlich gut. Die Leute haben weggesehen und er selbst muss ja nur geradeaus schauen, dann sieht er den Fleck auch nicht. Als die Frau ihn darauf anspricht, kann er das Bewußtsein über den Fleck nicht mehr verdrängen. Durch sein Geschrei haben es sogar noch mehr Menschen mitbekommen, die sonst nichts gemerkt hätten. Jetzt beginnt er die Frau zu bekämpfen, anstatt die Ursache. Paradebeispiel für Projektion der eigenen Probleme auf andere.
Passiert übrigens fast jeden Tag. Man muss nur Statistiken lesen zu Nachbarschaftsstreits, Polizeiprotokolle und Gerichtsurteile. Die Menschen haben es versäumt, das Eltern-Ich zu verinnerlichen, weswegen sie es immer wieder im Außen in Form von Polizei, Gesetzen, Gerichtsurteilen etc. suchen. Sie verklagen andere, nur um von sich abzulenken.
Unser Mann von der U-Bahn müsste dazu aber erst mal beweisen, dass da kein Fleck ist. Das dürfte ziemlich schwer werden. Soviel Energie in die falschen Bahnen gelenkt und verschwendet. Angst ist ein ganz schlechter Ratgeber. Vielleicht hätte er die Frau einfach um einen Rat bitten sollen. Sie hätte ihm sicherlich sagen können, wie er am Besten vorgeht, um den Fleck zu entfernen. Gibt ja altes Hausfrauenwissen, das von Generation zu Generation durch Überlieferung in geheimen Waschhausritualen weitergegeben wird. Die Frau in unserem Fall wird nach dieser Reaktion sicher nicht mehr bereit sein, ihre Kenntnisse zu verraten. Was sie jedoch immer wieder tun wird, ist, nicht wegschauen. Sie legt den Finger auf blinde Flecke, weil sie die Menschen mag, wie sie sind. Mit all ihren Flecken. Und weil sie weiß, dass blinde Flecken existieren, auch wenn man sie nicht ständig sehen kann.
Was ist geschehen? Der Mann hat Angst. Statt den Fleck anzusehen und sich bei der Frau zu bedanken, beginnt in seinem Kopf ein Verdrängungsprozess. Insgeheim weiß er, dass sie Recht hat, dass da ein Fleck ist und dass er ihn nicht mehr verbergen kann. Doch statt sich das einzugestehen und etwas dagegen zu unternehmen, hat er beschlossen, den Fleck zu ignorieren. Er fühlt sich zu schwach, um den Fleck mit Waschmittel zu bearbeiten oder auch nur die Hose zu wechseln. So trägt er Tag für Tag dieselbe Hose in der Hoffnung, es würde keinem auffallen. Bisher funktionierte das auch ziemlich gut. Die Leute haben weggesehen und er selbst muss ja nur geradeaus schauen, dann sieht er den Fleck auch nicht. Als die Frau ihn darauf anspricht, kann er das Bewußtsein über den Fleck nicht mehr verdrängen. Durch sein Geschrei haben es sogar noch mehr Menschen mitbekommen, die sonst nichts gemerkt hätten. Jetzt beginnt er die Frau zu bekämpfen, anstatt die Ursache. Paradebeispiel für Projektion der eigenen Probleme auf andere.
Passiert übrigens fast jeden Tag. Man muss nur Statistiken lesen zu Nachbarschaftsstreits, Polizeiprotokolle und Gerichtsurteile. Die Menschen haben es versäumt, das Eltern-Ich zu verinnerlichen, weswegen sie es immer wieder im Außen in Form von Polizei, Gesetzen, Gerichtsurteilen etc. suchen. Sie verklagen andere, nur um von sich abzulenken.
Unser Mann von der U-Bahn müsste dazu aber erst mal beweisen, dass da kein Fleck ist. Das dürfte ziemlich schwer werden. Soviel Energie in die falschen Bahnen gelenkt und verschwendet. Angst ist ein ganz schlechter Ratgeber. Vielleicht hätte er die Frau einfach um einen Rat bitten sollen. Sie hätte ihm sicherlich sagen können, wie er am Besten vorgeht, um den Fleck zu entfernen. Gibt ja altes Hausfrauenwissen, das von Generation zu Generation durch Überlieferung in geheimen Waschhausritualen weitergegeben wird. Die Frau in unserem Fall wird nach dieser Reaktion sicher nicht mehr bereit sein, ihre Kenntnisse zu verraten. Was sie jedoch immer wieder tun wird, ist, nicht wegschauen. Sie legt den Finger auf blinde Flecke, weil sie die Menschen mag, wie sie sind. Mit all ihren Flecken. Und weil sie weiß, dass blinde Flecken existieren, auch wenn man sie nicht ständig sehen kann.
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Sonntag, 7. Mai 2006
Alkohol ist kein Sanitäter in der Not
frau klugscheisser, 22:24h
Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit. Es sind mehr Männer als Frauen betroffen. Oft ist die Flucht in den Alkoholismus eine Folge von anhaltendem Stress oder anderen psychischen Ursachen. Der Betroffene trinkt, um sich Erleichterung zu verschaffen und zu vergessen. Meist hält dieses Verhalten bereits seit Jahren an, ohne dass Angehörige und Freunde es bemerken.
Woran man einen Alkoholkranken erkennt:
Er trinkt das erste Glas sehr schnell
Er trinkt mehr als 0,5l Alkohol pro Tag
Starkes Zittern und Schwitzen
Auffällige Gelbfärbung um die Augen, wenn die Leber bereits angegriffen ist
Großflächige Rotfärbung der Gesichtshaut
Akneanfälligkeit durch hormonelle Störungen, sowie Ausfall der Brustbehaarung
Typische „Trinkernase“
Weiße Nägel
Gewichtszunahme trotz geringer Nahrungsaufnahme
Schluckbeschwerden in Folge von Speiseröhrenentzündungen
Aufgedunsener Körper, auch im Gesicht
Erektionsstörungen bei Männern
Verlust des sexuellen Interesses
Antriebslosigkeit und Gedächtnisschwächen, Konzentrationsstörungen,
später Totalausfälle
Teilweise Angstzustände
Bunkern von Alkoholika auf Vorrat
Abstreiten und Leugnen des Trinkverhaltens
Sich selbst und anderen beteuern, man könne jederzeit damit aufhören
Aggressives Verhalten gegen Nahestehende bzw. sich selbst
Geringes Selbstwertgefühl bzw. nach außen übersteigertes
Vertuschen von Beweisen (z.B. häufige Flaschenentsorgung obwohl ansonsten die Wohnung eher unordentlich ist)
Vorratsverstecke einrichten
Heimliches Trinken (im Keller, im Auto, im Badezimmer)
Alkoholfahne (sofern kein Wodka getrunken wird)
Hoher Kaugummi, Fishermens o.ä. Konsum
Später wandelt der Stoffwechsel den Alkohol direkt in Ammoniak um, dann riecht der Abhängige nach "Essig"
Ein Trinker sucht sich Verbündete (manchmal auch nur Saufkumpel). Willigt ein Familienmitglied oder Freund ein, wird dieser bei Hilfsangeboten zum Co-Abhängigen. Meist beteuert der Betroffene Besserung, bleibt zum Beweis einige Tage nüchtern, erliegt jedoch dem Druck der Abhängigkeit schon nach kurzer Zeit durch einen Rückfall.
Erst wenn der Trinker vollkommen alleine gelassen wird, kann eine Einsicht in das eigene Verhalten stattfinden und externe Hilfe in Form von Entzug angenommen werden. Falls auch das nicht zur Einsicht führt, steht dem Alkoholiker der gesundheitliche und soziale Abstieg bevor.
Für Angehörige und Freunde ist es meist hart, den Trinker in sein Verderben laufen zu lassen. Es ist unerlässlich, sich darüber bewusst zu sein, dass dies der einzige Weg aus der Sucht und in ein freies Leben für den Kranken ist. Nur wenn der Leidensdruck hoch genug ist, wird der Abhängige einsichtig.
Weiterführender Link
Danke für die Aufmerksamkeit
Nachtrag: In jeder Stadt gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alkoholikern, genannt Alanon.
Woran man einen Alkoholkranken erkennt:
Er trinkt das erste Glas sehr schnell
Er trinkt mehr als 0,5l Alkohol pro Tag
Starkes Zittern und Schwitzen
Auffällige Gelbfärbung um die Augen, wenn die Leber bereits angegriffen ist
Großflächige Rotfärbung der Gesichtshaut
Akneanfälligkeit durch hormonelle Störungen, sowie Ausfall der Brustbehaarung
Typische „Trinkernase“
Weiße Nägel
Gewichtszunahme trotz geringer Nahrungsaufnahme
Schluckbeschwerden in Folge von Speiseröhrenentzündungen
Aufgedunsener Körper, auch im Gesicht
Erektionsstörungen bei Männern
Verlust des sexuellen Interesses
Antriebslosigkeit und Gedächtnisschwächen, Konzentrationsstörungen,
später Totalausfälle
Teilweise Angstzustände
Bunkern von Alkoholika auf Vorrat
Abstreiten und Leugnen des Trinkverhaltens
Sich selbst und anderen beteuern, man könne jederzeit damit aufhören
Aggressives Verhalten gegen Nahestehende bzw. sich selbst
Geringes Selbstwertgefühl bzw. nach außen übersteigertes
Vertuschen von Beweisen (z.B. häufige Flaschenentsorgung obwohl ansonsten die Wohnung eher unordentlich ist)
Vorratsverstecke einrichten
Heimliches Trinken (im Keller, im Auto, im Badezimmer)
Alkoholfahne (sofern kein Wodka getrunken wird)
Hoher Kaugummi, Fishermens o.ä. Konsum
Später wandelt der Stoffwechsel den Alkohol direkt in Ammoniak um, dann riecht der Abhängige nach "Essig"
Ein Trinker sucht sich Verbündete (manchmal auch nur Saufkumpel). Willigt ein Familienmitglied oder Freund ein, wird dieser bei Hilfsangeboten zum Co-Abhängigen. Meist beteuert der Betroffene Besserung, bleibt zum Beweis einige Tage nüchtern, erliegt jedoch dem Druck der Abhängigkeit schon nach kurzer Zeit durch einen Rückfall.
Erst wenn der Trinker vollkommen alleine gelassen wird, kann eine Einsicht in das eigene Verhalten stattfinden und externe Hilfe in Form von Entzug angenommen werden. Falls auch das nicht zur Einsicht führt, steht dem Alkoholiker der gesundheitliche und soziale Abstieg bevor.
Für Angehörige und Freunde ist es meist hart, den Trinker in sein Verderben laufen zu lassen. Es ist unerlässlich, sich darüber bewusst zu sein, dass dies der einzige Weg aus der Sucht und in ein freies Leben für den Kranken ist. Nur wenn der Leidensdruck hoch genug ist, wird der Abhängige einsichtig.
Weiterführender Link
Danke für die Aufmerksamkeit
Nachtrag: In jeder Stadt gibt es Selbsthilfegruppen für Angehörige von Alkoholikern, genannt Alanon.
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Mittwoch, 3. Mai 2006
Rastlos
frau klugscheisser, 00:12h
Heute hier, morgen dort
bin kaum da muß ich fort
hab' mich niemals deswegen beklagt
hab' es selbst so gewählt
nie die Jahre gezählt
nie nach gestern und morgen gefragt.
Manchmal träume ich schwer
und dann denk' ich es wär
Zeit zu bleiben und nun
was ganz anderes zu tun.
So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar
daß nichts bleibt, daß nichts bleibt
wie es war.
Daß man mich kaum vermißt
schon nach Tagen vergißt
daß ich längst wieder anderswo bin
stört und kümmert mich nicht
vielleicht bleibt mein Gesicht
doch dem ein oder andren im Sinn
Fragt mich einer warum
ich so bin bleib ich stumm
den die Antwort darauf fällt mir schwer
denn was neu ist wird alt
und was gestern noch galt
stimmt schon heut' oder morgen nicht mehr.
[Hannes Wader]
bin kaum da muß ich fort
hab' mich niemals deswegen beklagt
hab' es selbst so gewählt
nie die Jahre gezählt
nie nach gestern und morgen gefragt.
Manchmal träume ich schwer
und dann denk' ich es wär
Zeit zu bleiben und nun
was ganz anderes zu tun.
So vergeht Jahr um Jahr
und es ist mir längst klar
daß nichts bleibt, daß nichts bleibt
wie es war.
Daß man mich kaum vermißt
schon nach Tagen vergißt
daß ich längst wieder anderswo bin
stört und kümmert mich nicht
vielleicht bleibt mein Gesicht
doch dem ein oder andren im Sinn
Fragt mich einer warum
ich so bin bleib ich stumm
den die Antwort darauf fällt mir schwer
denn was neu ist wird alt
und was gestern noch galt
stimmt schon heut' oder morgen nicht mehr.
[Hannes Wader]
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Samstag, 29. April 2006
Für C.
frau klugscheisser, 18:12h
Es war ein kalter Herbstmorgen, viel zu kalt für die Jahreszeit. Die Sonne schien und der Schnee auf den Dächern leuchtete weiß gegen den blauen Himmel. Die Luft wurde bei jedem Ausatmen sichtbar. Man traf sich in der Dorfkneipe. Etwas anderes war nicht geöffnet. Der Vater wartete an einem Tisch. Vor ihm stand ein Bier. Seine Mutter sollte heute beerdigt werden. Als er uns sah, stand er auf, begrüßte meine Mutter und mich. Dann setzten wir uns um den Tisch. Irgendeiner machte einen Scherz und ich musste lachen. Später, viel später habe ich mich für dieses Lachen geschämt, genauso wie ich mich dafür schämte, eine Woche später an einer Veranstaltung meiner Tanzschule teilzunehmen. Aber so war das, ich hatte es versprochen und stand zu meinem Wort.
Wir gingen langsam zur Kirche, eine alte katholische Kirche in einem kleinen katholischen Dorf. Innen war es noch kälter als draußen. Zum ersten Mal in meinem bis dahin kurzen Leben sah ich Reliquienschreine. Schaukästen, hinter deren Scheiben mit Gold und Glitter überzogene Gebeine der Heiliggesprochenen liegen. Mich schauderte ein wenig. Wir setzen uns in die erste Reihe. Im Hintergrund stimmten Klageweiber ihre endlosen Litaneien des Ave Marias an. Meine Hände waren so kalt, ich hatte Angst, die Finger würden abfallen. Dann begann der Gottesdienst. Die Worte und Lieder zogen an mir vorbei. Ich war nur körperlich anwesend. In Gedanken war ich bei ihr, meiner Großmutter. Als ich sie zuletzt sah, war sie so schwach, sie konnte kaum mehr reden. Sie drückte meine kleine Hand in der ihren. Dann wollte sie sich aufsetzen. Ich stützte sie. Sie war so dünn, der Wind hätte sie mit einem Hauch forttragen können.
Wir gingen zum Friedhof. Der Sarg vor uns. Mein Vater und ich dahinter. Vor dem offenen Grab sprach der Pfarrer erneut einige Worte. Ich hörte sie nicht, betrachtete meinen Vater aus dem Augenwinkel. „Was will er hier, der Heuchler?“ fragte ich mich. Später, als der Sarg unten und die Erde darüber gehäuft war, schüttelte ich zahllose Hände. Ich kannte diese Menschen nicht. Selbst die, die mir bekannt waren, schienen mir fremd. Warum redeten sie von Beileid? Und warum weinten die, die ihren Willen nicht respektierten als sie noch lebte? Ich weinte nicht, betrachtete nur die Gesichter. Alles schien fremd, fern, unverständlich. An diesem Tag wurde ein Teil meines Herzens begraben. Dieser Tag war das Ende meiner Kindheit.
Wir gingen langsam zur Kirche, eine alte katholische Kirche in einem kleinen katholischen Dorf. Innen war es noch kälter als draußen. Zum ersten Mal in meinem bis dahin kurzen Leben sah ich Reliquienschreine. Schaukästen, hinter deren Scheiben mit Gold und Glitter überzogene Gebeine der Heiliggesprochenen liegen. Mich schauderte ein wenig. Wir setzen uns in die erste Reihe. Im Hintergrund stimmten Klageweiber ihre endlosen Litaneien des Ave Marias an. Meine Hände waren so kalt, ich hatte Angst, die Finger würden abfallen. Dann begann der Gottesdienst. Die Worte und Lieder zogen an mir vorbei. Ich war nur körperlich anwesend. In Gedanken war ich bei ihr, meiner Großmutter. Als ich sie zuletzt sah, war sie so schwach, sie konnte kaum mehr reden. Sie drückte meine kleine Hand in der ihren. Dann wollte sie sich aufsetzen. Ich stützte sie. Sie war so dünn, der Wind hätte sie mit einem Hauch forttragen können.
Wir gingen zum Friedhof. Der Sarg vor uns. Mein Vater und ich dahinter. Vor dem offenen Grab sprach der Pfarrer erneut einige Worte. Ich hörte sie nicht, betrachtete meinen Vater aus dem Augenwinkel. „Was will er hier, der Heuchler?“ fragte ich mich. Später, als der Sarg unten und die Erde darüber gehäuft war, schüttelte ich zahllose Hände. Ich kannte diese Menschen nicht. Selbst die, die mir bekannt waren, schienen mir fremd. Warum redeten sie von Beileid? Und warum weinten die, die ihren Willen nicht respektierten als sie noch lebte? Ich weinte nicht, betrachtete nur die Gesichter. Alles schien fremd, fern, unverständlich. An diesem Tag wurde ein Teil meines Herzens begraben. Dieser Tag war das Ende meiner Kindheit.
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Freitag, 21. April 2006
Morgen früh, wenn Gott will
frau klugscheisser, 18:57h
In diesem Wetter, in diesem Braus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus!
Man hat sie getragen hinaus,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich fürchtete sie erkranken;
Das sind nun eitle Gedanken,
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich sorgte, sie stürben morgen;
Das ist nun nicht zu besorgen.
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus,
Man hat sie hinaus getragen,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
In diesem Braus,
Sie ruh'n als wie in der Mutter Haus,
Von keinem Sturm erschrecket,
Von Gottes Hand bedecket,
Sie ruh'n wie in der Mutter Haus.
aus "Kindertotenlieder" von F. Rückert/G. Mahler
Sie war fünf Jahre jünger als ich und wir hatten den Patenonkel gemeinsam. Wenn wir im Skiurlaub zur selben Zeit ins Bett mussten, las ihr Vater Geschichten vor. Damals fuhr ich aber lieber mit den wilden Jungs vom Patenonkel. Sie war ein wenig weinerlich und nervte uns damit gewaltig. Klar, sie war ja noch klein, während wir uns schon zu den Halbstarken zählten. Der Kontakt verlor sich mit den Jahren. Eines Tages hörte ich, sie habe Krebs und kämpfte dagegen erfolgreich. Damals war sie 21. Mein Patenonkel war in meinem Diplomkonzert anwesend, nicht aber ihre Eltern. Ihr Zustand hätte sich verschlechtert. Deswegen seien sie jetzt Tag und Nacht in der Klinik.
Am nächsten Tag beschloss ich, sie dort ebenfalls zu besuchen. Die entsprechende Abteilung in der Uniklinik zu finden, war das kleinste Problem. Auf meine Frage, in welchem Zimmer sie läge, fragte mich die Schwester, ob ich eine Angehörige sei. "Nein, nur eine Freundin" sagte ich und errötete ob dieser Lüge, denn sehr freundschaftlich hatte ich mich nicht verhalten. Immerhin hätte ich sie schon viel früher besuchen können. Die Schwester verkündete mit ernster Mine, dass sie in dieser Nacht gestorben sei. Ich ging wie ein geschlagener Hund zum Auto und fuhr nach Hause. Meine Gedanken kreisten um sie, ihre Eltern und ihre Freunde. Aus Furcht, nicht die richtigen Worte zu finden, rief ich ihre Eltern nicht an, doch am gleichen Abend erhielt ich einen Anruf von ihrem Vater. Ich versprach, in den nächsten Tagen vorbeizukommen.
Drei Tage wartete ich, bis ich mich zum Kondolenzbesuch aufmachte. Es war bereits Sommer. Man bat mich in den Garten hinter dem Haus. O., ihr Vater sprach mit leuchtenden Augen über sie, als ob sie noch am Leben wäre. Und dann geschah etwas, vor dem ich mich fürchtete. O. bat mich um einen Gefallen. Ich solle ihn begleiten, wenn er sie, wie jeden Tag, besuchen ginge. Es wäre nicht weit, denn man wohne gleich in der Nähe des Friedhofes. Nun ist es so, dass ich von Kindheit an unter wiederkehrenden Alpträumen litt, in denen Untote und Leichen eine Rolle spielten, obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Toten zu Gesicht bekommen hatte. Ich vermied es gar, Krimis im Fernsehen zu schauen und wenn dies absehbar war, verdeckte ich meine Augen im Kino, bei dem erwarteten Anblick einer Leiche. Wäre ich zu einer Zeit geboren, als der Tod noch zum Leben gehörte und die Toten im eigenen Hause verabschiedet wurden, hätte ich sicherlich kein Problem damit gehabt. So aber schien meine größte Angst Wirklichkeit zu werden. Gleichzeitig begriff ich jedoch, dass ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Er wünschte sich einen Menschen, mit dem er gemeinsam trauern wollte. Zögerlich folgte ich ihm durch die Hecke und über das Feld in Richtung Friedhof. Er steuerte direkt ein kleines Häuschen mit nur zwei Fenstern und einer Holztüre an. Die öffnete er mit dem Schlüssel aus seiner Hosentasche, trat hinein und öffnete dann eine der beiden Türen im Inneren. Von der Sonne geblendet, sah ich erst nur Umrisse im Dunkel. O. schob mich vor sich in den kleinen Raum. Drinnen stand der geöffnete Sarg. Der Gang daneben war nicht größer als der Sargdeckel. Da lag sie vor mir, völlig ruhig, fast wie eine Puppe aus Wachs. Er beugte sich über sie, nahm ihre Hand, streichelte ihr Haar und begann mit ihr zu sprechen. Besuch habe er heute mitgebracht, sie kenne mich ja, hätte sich über meine Casettenaufnahmen doch so gefreut. Ja, draußen sei es sehr heiß geworden, da hätte sie doch immer dieses eine Sommerkleid so gerne getragen, nicht diesen langen Fummel, den sie jetzt anhatte. So kalt seien ihre Hände, ob sie friere. Dann nahm er meine Hand und zog mich näher an sie heran. Ob ich nicht auch meinte, sie sähe ein wenig blaß aus? Mir wurde schwarz vor Augen, nicht weil ich den Anblick, sondern seine Trauer nicht ertrug. Ich stürzte an ihm vorbei zur Türe. Meine Knie zitterten. Draußen wartete ich auf dem kleinen Bänkchen, bis er bereit war und die Türe wieder schloß. Noch nie zuvor kam ich mir hilfloser vor, als in diesem Augenblick, als sich O. neben mich setzte. Ich sollte ihn trösten, dabei fühlte ich mich unendlich schwach in diesem Moment. Wir sprachen noch eine kleine Weile, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.
An diesem Abend hörte ich noch lange Schuberts Streichquartette und den langsamen Satz des -quintetts. Bevor ich zu Bett ging, schaltete ich die Stereoanlage - wie jeden Abend - sorgsam aus. Gegen Morgen träumte ich von ihr. Sie lag vor mir in ihrem Sarg, ich stand daneben. Plötzlich öffnete sie ihre Augen und hob langsam die Hand, streckte sie mir entgegen. Erst erschrak ich, doch sie sagte, ich müsse keine Angst haben, sie würde mir gerne etwas zeigen, ob ich mit ihr gehen wolle. Ganz langsam führte ich meine Hand zu der ihren, doch bevor sich beide Hände berührten, wachte ich auf. Mein Anrufbeantworter hatte sich in diesem Moment eingeschaltet, doch keine Stimme war darauf zu hören. Ich lag einige Zeit starr vor Schreck im Bett, als sich plötzlich meine Anlage einschaltete. Zu hören war der zweite Satz von Schuberts Streichquintett, das Stück, das ich gerne auf meiner eigenen Beerdigung gespielt hätte. Mein Hirn suchte krampfhaft nach einer Erklärung für diese merkwürdigen Vorgänge. Erst als ich die blinkende Uhr des Fernsehers sah, wusste ich, dass sich durch eine Stromunterbrechung die elektrischen Geräte eingeschaltet hatten. Was ich mir allerdings bis zum heutigen Tag nicht erklären kann, ist die Tatsache, dass sich Anrufbeantworter und Stereoanlage zu verschiedenen Zeitpunkten eingeschaltet haben. Zudem würde die CD bei Stromunterbrechung am Anfang beginnen und nicht beim zweiten Satz des Streichquintettes. Bei einer Überprüfung der Anrufzeit auf dem Anrufbeantworter, stellte ich des Weiteren fest, dass zu diesem Zeitpunkt der Strom bereits ausgefallen war. Ohne Strom läuft das Gerät jedoch nicht.
Noch einige Wochen war ich der festen Überzeugung, sie hätte mir eine Nachricht aus dem Zwischenreich senden wollen, bis ich eines Tages beschloß, die Vorfälle des damaligen Abends weder rational erklären, noch sie mystifizieren zu wollen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die werde ich niemals verstehen. Und einige davon sind sogar physikalisch beweisbar.
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus!
Man hat sie getragen hinaus,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich fürchtete sie erkranken;
Das sind nun eitle Gedanken,
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gelassen die Kinder hinaus,
Ich sorgte, sie stürben morgen;
Das ist nun nicht zu besorgen.
In diesem Wetter, in diesem Graus,
Nie hätt' ich gesendet die Kinder hinaus,
Man hat sie hinaus getragen,
Ich durfte nichts dazu sagen!
In diesem Wetter, in diesem Saus,
In diesem Braus,
Sie ruh'n als wie in der Mutter Haus,
Von keinem Sturm erschrecket,
Von Gottes Hand bedecket,
Sie ruh'n wie in der Mutter Haus.
aus "Kindertotenlieder" von F. Rückert/G. Mahler
Sie war fünf Jahre jünger als ich und wir hatten den Patenonkel gemeinsam. Wenn wir im Skiurlaub zur selben Zeit ins Bett mussten, las ihr Vater Geschichten vor. Damals fuhr ich aber lieber mit den wilden Jungs vom Patenonkel. Sie war ein wenig weinerlich und nervte uns damit gewaltig. Klar, sie war ja noch klein, während wir uns schon zu den Halbstarken zählten. Der Kontakt verlor sich mit den Jahren. Eines Tages hörte ich, sie habe Krebs und kämpfte dagegen erfolgreich. Damals war sie 21. Mein Patenonkel war in meinem Diplomkonzert anwesend, nicht aber ihre Eltern. Ihr Zustand hätte sich verschlechtert. Deswegen seien sie jetzt Tag und Nacht in der Klinik.
Am nächsten Tag beschloss ich, sie dort ebenfalls zu besuchen. Die entsprechende Abteilung in der Uniklinik zu finden, war das kleinste Problem. Auf meine Frage, in welchem Zimmer sie läge, fragte mich die Schwester, ob ich eine Angehörige sei. "Nein, nur eine Freundin" sagte ich und errötete ob dieser Lüge, denn sehr freundschaftlich hatte ich mich nicht verhalten. Immerhin hätte ich sie schon viel früher besuchen können. Die Schwester verkündete mit ernster Mine, dass sie in dieser Nacht gestorben sei. Ich ging wie ein geschlagener Hund zum Auto und fuhr nach Hause. Meine Gedanken kreisten um sie, ihre Eltern und ihre Freunde. Aus Furcht, nicht die richtigen Worte zu finden, rief ich ihre Eltern nicht an, doch am gleichen Abend erhielt ich einen Anruf von ihrem Vater. Ich versprach, in den nächsten Tagen vorbeizukommen.
Drei Tage wartete ich, bis ich mich zum Kondolenzbesuch aufmachte. Es war bereits Sommer. Man bat mich in den Garten hinter dem Haus. O., ihr Vater sprach mit leuchtenden Augen über sie, als ob sie noch am Leben wäre. Und dann geschah etwas, vor dem ich mich fürchtete. O. bat mich um einen Gefallen. Ich solle ihn begleiten, wenn er sie, wie jeden Tag, besuchen ginge. Es wäre nicht weit, denn man wohne gleich in der Nähe des Friedhofes. Nun ist es so, dass ich von Kindheit an unter wiederkehrenden Alpträumen litt, in denen Untote und Leichen eine Rolle spielten, obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Toten zu Gesicht bekommen hatte. Ich vermied es gar, Krimis im Fernsehen zu schauen und wenn dies absehbar war, verdeckte ich meine Augen im Kino, bei dem erwarteten Anblick einer Leiche. Wäre ich zu einer Zeit geboren, als der Tod noch zum Leben gehörte und die Toten im eigenen Hause verabschiedet wurden, hätte ich sicherlich kein Problem damit gehabt. So aber schien meine größte Angst Wirklichkeit zu werden. Gleichzeitig begriff ich jedoch, dass ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte. Er wünschte sich einen Menschen, mit dem er gemeinsam trauern wollte. Zögerlich folgte ich ihm durch die Hecke und über das Feld in Richtung Friedhof. Er steuerte direkt ein kleines Häuschen mit nur zwei Fenstern und einer Holztüre an. Die öffnete er mit dem Schlüssel aus seiner Hosentasche, trat hinein und öffnete dann eine der beiden Türen im Inneren. Von der Sonne geblendet, sah ich erst nur Umrisse im Dunkel. O. schob mich vor sich in den kleinen Raum. Drinnen stand der geöffnete Sarg. Der Gang daneben war nicht größer als der Sargdeckel. Da lag sie vor mir, völlig ruhig, fast wie eine Puppe aus Wachs. Er beugte sich über sie, nahm ihre Hand, streichelte ihr Haar und begann mit ihr zu sprechen. Besuch habe er heute mitgebracht, sie kenne mich ja, hätte sich über meine Casettenaufnahmen doch so gefreut. Ja, draußen sei es sehr heiß geworden, da hätte sie doch immer dieses eine Sommerkleid so gerne getragen, nicht diesen langen Fummel, den sie jetzt anhatte. So kalt seien ihre Hände, ob sie friere. Dann nahm er meine Hand und zog mich näher an sie heran. Ob ich nicht auch meinte, sie sähe ein wenig blaß aus? Mir wurde schwarz vor Augen, nicht weil ich den Anblick, sondern seine Trauer nicht ertrug. Ich stürzte an ihm vorbei zur Türe. Meine Knie zitterten. Draußen wartete ich auf dem kleinen Bänkchen, bis er bereit war und die Türe wieder schloß. Noch nie zuvor kam ich mir hilfloser vor, als in diesem Augenblick, als sich O. neben mich setzte. Ich sollte ihn trösten, dabei fühlte ich mich unendlich schwach in diesem Moment. Wir sprachen noch eine kleine Weile, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.
An diesem Abend hörte ich noch lange Schuberts Streichquartette und den langsamen Satz des -quintetts. Bevor ich zu Bett ging, schaltete ich die Stereoanlage - wie jeden Abend - sorgsam aus. Gegen Morgen träumte ich von ihr. Sie lag vor mir in ihrem Sarg, ich stand daneben. Plötzlich öffnete sie ihre Augen und hob langsam die Hand, streckte sie mir entgegen. Erst erschrak ich, doch sie sagte, ich müsse keine Angst haben, sie würde mir gerne etwas zeigen, ob ich mit ihr gehen wolle. Ganz langsam führte ich meine Hand zu der ihren, doch bevor sich beide Hände berührten, wachte ich auf. Mein Anrufbeantworter hatte sich in diesem Moment eingeschaltet, doch keine Stimme war darauf zu hören. Ich lag einige Zeit starr vor Schreck im Bett, als sich plötzlich meine Anlage einschaltete. Zu hören war der zweite Satz von Schuberts Streichquintett, das Stück, das ich gerne auf meiner eigenen Beerdigung gespielt hätte. Mein Hirn suchte krampfhaft nach einer Erklärung für diese merkwürdigen Vorgänge. Erst als ich die blinkende Uhr des Fernsehers sah, wusste ich, dass sich durch eine Stromunterbrechung die elektrischen Geräte eingeschaltet hatten. Was ich mir allerdings bis zum heutigen Tag nicht erklären kann, ist die Tatsache, dass sich Anrufbeantworter und Stereoanlage zu verschiedenen Zeitpunkten eingeschaltet haben. Zudem würde die CD bei Stromunterbrechung am Anfang beginnen und nicht beim zweiten Satz des Streichquintettes. Bei einer Überprüfung der Anrufzeit auf dem Anrufbeantworter, stellte ich des Weiteren fest, dass zu diesem Zeitpunkt der Strom bereits ausgefallen war. Ohne Strom läuft das Gerät jedoch nicht.
Noch einige Wochen war ich der festen Überzeugung, sie hätte mir eine Nachricht aus dem Zwischenreich senden wollen, bis ich eines Tages beschloß, die Vorfälle des damaligen Abends weder rational erklären, noch sie mystifizieren zu wollen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die werde ich niemals verstehen. Und einige davon sind sogar physikalisch beweisbar.
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Donnerstag, 13. April 2006
Knapp daneben ist auch vorbei
frau klugscheisser, 01:29h
Diese Werbung wirft in meinem blonden Köpfchen Fragen auf.
"So lange wir ein Geschlecht haben, geht uns Aids etwas an"
Aha. Und wenn wir keines haben, dann nicht?
Ich meine, geht uns der Tsunami auch nix an, weil wir keinen Ozean vor der Haustüre haben?
Oder geht uns Guantanamo am Arsch vorbei, weil wir keine Kriegsgefangenen mehr halten?
Und was wäre dann auf solch ein Exemplar zutreffend?
Im Übrigen erinnert das weibliche Foto irgendwie an Infibulation.
Aber das interessiert ja die Werbefuzzies nicht. Auch wenn Sinn und Zweck nicht sofort ersichtlich werden, hofft so eine Kampagne auf die große Benettonwelle.
"So lange wir ein Geschlecht haben, geht uns Aids etwas an"
Aha. Und wenn wir keines haben, dann nicht?
Ich meine, geht uns der Tsunami auch nix an, weil wir keinen Ozean vor der Haustüre haben?
Oder geht uns Guantanamo am Arsch vorbei, weil wir keine Kriegsgefangenen mehr halten?
Und was wäre dann auf solch ein Exemplar zutreffend?
Im Übrigen erinnert das weibliche Foto irgendwie an Infibulation.
Aber das interessiert ja die Werbefuzzies nicht. Auch wenn Sinn und Zweck nicht sofort ersichtlich werden, hofft so eine Kampagne auf die große Benettonwelle.
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Sonntag, 2. April 2006
Outside is America II
frau klugscheisser, 22:17h
Das Kind neben ihm ist seine Tochter. Im Grunde weiß er nicht, was er mit ihr anfangen soll. Mit einem Jungen wüsste er das. Jungs sind wild und stark, nicht so schwach und weinerlich. Sie sitzt ganz still auf einem Stuhl neben ihm in der Kneipe. Es ist noch ziemlich früh. Er hat sie mitgenommen, weil er nicht weiß, was er mit ihr anfangen soll. Wenigstens ist sie still. Wenn man schon keinen Jungen haben kann, sollen alle wenigstens sehen, dass sie gut erzogen ist. Erst hat sie ein wenig gequengelt und ist herumgelaufen. Er hat ihr gesagt, sie solle still sein. Dann hat er eine Fanta für sie bestellt. Jetzt ist sie still. So kann er wenigstens ungestört sein Bier trinken. Ab und zu kommt einer vorbei, den er hier schon gesehen hat. Der streicht ihr über den Kopf und sagt ihm, wie gut sie erzogen ist.
Eigentlich wollte er immer einen Hund, so einen richtigen Jagdhund. Einen, den man abrichten kann und der auf Zuruf die erlegte Beute holt. Wenn er auf die Jagd geht, fühlt er sich wie ein echter Mann. Er hat Gewehre und schießt damit auf Wild. Nur aufbrechen mag er das Wild nicht. Das überlässt er den Anderen. Ihm wird übel vom Geruch. Das Geweih schneidet er aber mit seinem Messer ab und bringt es heim zu seiner Frau, die es dann auskochen muss. Sie sagt, sie will keinen Hund, weil sie keine Zeit hat, sich um das Tier zu kümmern. Irgendwann wird er einfach einen kaufen. Da kann sie nichts mehr sagen.
Wenn das Mädchen alt genug ist, wird er sie auf die Jagd mitnehmen. Bis jetzt kann man nicht viel mit ihr anfangen. Meist will sie bei der Mutter bleiben oder bei der Oma. Die verweichlichen das Kind. Wenn er nachts nach der Kneipe mit der Frau streitet, holt er das Kind aus dem Bett. Sie soll früh genug sehen, wie das Leben ist. Das ist anders als in den Büchern, die die Frau ihr abends vorliest. Das Leben ist hart und ungerecht. Ab und zu rauft er mit dem Mädchen, um sie abzuhärten. Dann schlägt er zu, erst leicht und dann immer ein wenig stärker. Sie weint nicht, selbst wenn er stark zuschlägt. Das macht ihn stolz. Die Frau geht manchmal dazwischen. Doch die kann sich ja nicht einmal selbst verteidigen, wie will sie dann das Kind schützen?
Letztens war er mit dem Mädchen auf einem Trimm-Dich-Pfad. Es war noch ganz früh und er ließ sie Tarzanseil für Erwachsene fahren. Am Drahtseil, das abschüssig zwischen zwei Bäumen gespannt ist, hängt ein Triangelgriff. Er hat sie hochgehoben, damit sie sich dort festhalten kann. Danach ist er schnell von der Plattform geklettert, um sie am Ende des Seils herunterzuheben. Nach dem dritten Mal wollte sie nicht mehr. Er meinte es gut, als er sie noch zweimal zum fahren zwang. Schließlich wird es später voll und er wusste nicht, was er sonst mit ihr anstellen soll. Als er sie vom Boden aufhob, blutete sie aus dem Mund. Die vorderen Milchzähne waren ausgeschlagen. Aber geweint hat sie nicht. Da war er ein kleines Bisschen stolz auf sie.
Nur Lügen mag er nicht. Einmal hat sie ihn angelogen. Sie sagte, die Kinder im Kindergarten bekämen eine Schleife an ihre Kleiderhaken, sobald sie sich selbständig die Schuhe binden könnten und sie hätte auch eine. Er wusste, dass sie log. Deshalb brachte er sie in den Kindergarten. Da war keine Schleife an ihrem Haken. Als sie wieder zuhause war, hat er sie verdroschen. Er hat das Lügen aus ihr herausgeprügelt. Jetzt lügt sie nicht mehr. Das hat er ihr beigebracht.
Kinder und Hunde müssen gut abgerichtet werden, sonst hat man nur Ärger. Sie müssen früh lernen, dass es im Leben nicht nach ihrem Willen geht. Sie müssen lernen sich unterzuordnen. Und man muss ihnen klarmachen, wer der Herr ist. Manchmal sieht er sie auf der Straße spielen. Dann holt er sie heim und schlägt sie, damit sie es kapiert. Sie soll gefälligst in der Wohnung sein, wenn er heimkommt. Beim nächsten Mal wird die Strafe noch härter. So lange, bis sie es gelernt hat. Wenn ihm die Hand weh tut, nimmt er einen Kochlöffel oder ein Stück Holz, das tuts auch.
Manchmal wäscht er ihr die Haare. Gut, dass ihre Haare immer kurz sind. Darauf achtet er. Werden sie zu lang, schneidet er sie selbst mit der Schere ab. Das Geheule hat er so langsam satt. Lange Haare verfilzen und machen Dreck. Jungs haben keine langen Haare. Den Schaum spült er mit der Dusche herunter. Zwischendurch lässt er ihr Wasser über das Gesicht laufen. Dann verschluckt sie sich und schreit. Sowas macht sie härter. Im Schwimmbad hat er sie so lange unter Wasser getunkt, bis sie keine Luft mehr bekan. Sie soll gefälligst schwimmen lernen. Und sie soll hart werden. So hart wie er.
Das Leben hat ihn hart gemacht. Er hatte keinen Vater, der ihm alles Wichtige hätte beibringen können. Schläge hat er einstecken müssen, mal von Kumpels und mal von Fremden. Und als er damals in Chile Heimweh hatte, war da keiner, den er hätte anbetteln können. Seine Mutter hat er damals angefleht, ihm Geld für die Heimfahrt zu schicken. Nach Monaten erst kam der ersehnte Scheck. Er war auf der Flucht. Das hat aber keiner begriffen. Seitdem sucht er Amerika. Er sucht es in seinen Träumen und in sich selbst. Selten, sehr selten sieht er es vor sich. Doch meist ist er zu betrunken, um die Erscheinung halten zu können.
Eines Tages wird er ihr davon erzählen. Wenn sie alt genug ist, wird sie es verstehen, weil sie ähnliches erlebt hat. Er weiß das, denn er sorgt dafür. Bis es soweit ist, sitzt sie still neben ihm und trinkt Fanta. Sie ist so still, fast hätte er vergessen, dass sie da ist. Das macht ihn ein klein wenig stolz.
Eigentlich wollte er immer einen Hund, so einen richtigen Jagdhund. Einen, den man abrichten kann und der auf Zuruf die erlegte Beute holt. Wenn er auf die Jagd geht, fühlt er sich wie ein echter Mann. Er hat Gewehre und schießt damit auf Wild. Nur aufbrechen mag er das Wild nicht. Das überlässt er den Anderen. Ihm wird übel vom Geruch. Das Geweih schneidet er aber mit seinem Messer ab und bringt es heim zu seiner Frau, die es dann auskochen muss. Sie sagt, sie will keinen Hund, weil sie keine Zeit hat, sich um das Tier zu kümmern. Irgendwann wird er einfach einen kaufen. Da kann sie nichts mehr sagen.
Wenn das Mädchen alt genug ist, wird er sie auf die Jagd mitnehmen. Bis jetzt kann man nicht viel mit ihr anfangen. Meist will sie bei der Mutter bleiben oder bei der Oma. Die verweichlichen das Kind. Wenn er nachts nach der Kneipe mit der Frau streitet, holt er das Kind aus dem Bett. Sie soll früh genug sehen, wie das Leben ist. Das ist anders als in den Büchern, die die Frau ihr abends vorliest. Das Leben ist hart und ungerecht. Ab und zu rauft er mit dem Mädchen, um sie abzuhärten. Dann schlägt er zu, erst leicht und dann immer ein wenig stärker. Sie weint nicht, selbst wenn er stark zuschlägt. Das macht ihn stolz. Die Frau geht manchmal dazwischen. Doch die kann sich ja nicht einmal selbst verteidigen, wie will sie dann das Kind schützen?
Letztens war er mit dem Mädchen auf einem Trimm-Dich-Pfad. Es war noch ganz früh und er ließ sie Tarzanseil für Erwachsene fahren. Am Drahtseil, das abschüssig zwischen zwei Bäumen gespannt ist, hängt ein Triangelgriff. Er hat sie hochgehoben, damit sie sich dort festhalten kann. Danach ist er schnell von der Plattform geklettert, um sie am Ende des Seils herunterzuheben. Nach dem dritten Mal wollte sie nicht mehr. Er meinte es gut, als er sie noch zweimal zum fahren zwang. Schließlich wird es später voll und er wusste nicht, was er sonst mit ihr anstellen soll. Als er sie vom Boden aufhob, blutete sie aus dem Mund. Die vorderen Milchzähne waren ausgeschlagen. Aber geweint hat sie nicht. Da war er ein kleines Bisschen stolz auf sie.
Nur Lügen mag er nicht. Einmal hat sie ihn angelogen. Sie sagte, die Kinder im Kindergarten bekämen eine Schleife an ihre Kleiderhaken, sobald sie sich selbständig die Schuhe binden könnten und sie hätte auch eine. Er wusste, dass sie log. Deshalb brachte er sie in den Kindergarten. Da war keine Schleife an ihrem Haken. Als sie wieder zuhause war, hat er sie verdroschen. Er hat das Lügen aus ihr herausgeprügelt. Jetzt lügt sie nicht mehr. Das hat er ihr beigebracht.
Kinder und Hunde müssen gut abgerichtet werden, sonst hat man nur Ärger. Sie müssen früh lernen, dass es im Leben nicht nach ihrem Willen geht. Sie müssen lernen sich unterzuordnen. Und man muss ihnen klarmachen, wer der Herr ist. Manchmal sieht er sie auf der Straße spielen. Dann holt er sie heim und schlägt sie, damit sie es kapiert. Sie soll gefälligst in der Wohnung sein, wenn er heimkommt. Beim nächsten Mal wird die Strafe noch härter. So lange, bis sie es gelernt hat. Wenn ihm die Hand weh tut, nimmt er einen Kochlöffel oder ein Stück Holz, das tuts auch.
Manchmal wäscht er ihr die Haare. Gut, dass ihre Haare immer kurz sind. Darauf achtet er. Werden sie zu lang, schneidet er sie selbst mit der Schere ab. Das Geheule hat er so langsam satt. Lange Haare verfilzen und machen Dreck. Jungs haben keine langen Haare. Den Schaum spült er mit der Dusche herunter. Zwischendurch lässt er ihr Wasser über das Gesicht laufen. Dann verschluckt sie sich und schreit. Sowas macht sie härter. Im Schwimmbad hat er sie so lange unter Wasser getunkt, bis sie keine Luft mehr bekan. Sie soll gefälligst schwimmen lernen. Und sie soll hart werden. So hart wie er.
Das Leben hat ihn hart gemacht. Er hatte keinen Vater, der ihm alles Wichtige hätte beibringen können. Schläge hat er einstecken müssen, mal von Kumpels und mal von Fremden. Und als er damals in Chile Heimweh hatte, war da keiner, den er hätte anbetteln können. Seine Mutter hat er damals angefleht, ihm Geld für die Heimfahrt zu schicken. Nach Monaten erst kam der ersehnte Scheck. Er war auf der Flucht. Das hat aber keiner begriffen. Seitdem sucht er Amerika. Er sucht es in seinen Träumen und in sich selbst. Selten, sehr selten sieht er es vor sich. Doch meist ist er zu betrunken, um die Erscheinung halten zu können.
Eines Tages wird er ihr davon erzählen. Wenn sie alt genug ist, wird sie es verstehen, weil sie ähnliches erlebt hat. Er weiß das, denn er sorgt dafür. Bis es soweit ist, sitzt sie still neben ihm und trinkt Fanta. Sie ist so still, fast hätte er vergessen, dass sie da ist. Das macht ihn ein klein wenig stolz.
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Mittwoch, 29. März 2006
Outside is America
frau klugscheisser, 04:23h
Er wollte das nicht. Die blauen Flecken waren ein Versehen. Sie bekommt aber auch bei jedem härteren Griff blaue Stellen am Körper. Da kann er nichts dafür. Er ist ein kräftiger Mann und packt manchmal kräftig zu. Sie kochte für ihn als er von der Arbeit heimkam. Die Arbeit ist schlecht bezahlt und bietet ihm keine Herausforderung. Der Chef, dieses Arschloch, hat einfach nicht eingesehen, dass er dem Kunden mal die Meinung geigen musste. Gekündigt hat der ihn kurzerhand. Zuhause wollte das Kind mit ihm spielen aber er war nicht in Stimmung. Es ließ nicht ab. So lange quengelte und zerrte es an ihm herum bis er es anbrüllte und ihm einen Klaps verpasste. Dass es gefallen ist, war nicht seine Schuld, denn er ist bekanntlich ein kräftiger Mann. Was konnte er dafür, dass so ein kleiner Schlag mal kräftiger ausfällt. Das müssten sie langsam wissen, schließlich hat er es sie immer wieder spüren lassen. Nur so kann man sich Respekt verschaffen. Es ist gefährlich, ihn zu reizen.
Jetzt sitzt er in der Kneipe im Dorf. Er ist mit dem Auto gekommen, obwohl er weiß, dass er das Lokal nicht nüchtern verlassen wird. Egal, das Auto ist alt und er hat noch immer heim gefunden. Vorgestern waren sie nicht da, als er heimkam. Da hatte er einen über den Durst getrunken. Er schaute im Schlaf- und im Kinderzimmer aber sie waren weg, obwohl es schon so spät war. Einen kurzen Moment bekam er es mit der Angst zu tun. Schließlich sind sie seine Familie. Er liebt seine Frau und das Kind. Nur reizen, reizen dürfen sie ihn nicht, denn dann wird er wütend. Am nächsten Tag waren sie wieder da. Seine Frau hat das Kind angezogen, während er sich noch einmal im Bett umdrehte und weiterschlief. Als er aufstand, war es schon Mittag. Auf der Arbeit rief er an, um sich krank zu melden. Dann schlief er weiter. Die Frau war ja da, die kümmert sich um alles. Am frühen Abend wachte er auf. Der Kopf tat weh und die Frau hat das Kind herumtoben lassen. Dabei weiß sie sehr genau, dass er das nicht verträgt. Nicht wenn er Kopfschmerzen hat. Da hat er sie angebrüllt, sie solle das Kind besser erziehen, sonst würde er das tun. Die Frau weiß, was das bedeutet. Nach einer Weile war es still.
Seine Frau ist nicht wirklich schön. Da gäbe es schon bessere aber sie tut wenigstens, was er sagt. Nur schlafen will sie nicht mit ihm. Sie ziert sich immer ein wenig und er muss dann eben ein wenig fester zupacken. Im Grunde gefällt ihr das, da ist er sich ganz sicher. So sind sie, die Frauen. Jammern ständig herum und sind zu nichts zu gebrauchen. Ist kein Wunder, dass er so oft wütend wird. Heiraten wollte er noch nicht. Er wollte nur ein wenig Spaß. Die Dreckschlampe hat ihn hereingelegt. Schwanger sei sie, heiraten müsse er sie. Damals mochte er sie mehr als jetzt. Ja, er war ein richtiger Mann. Ein richtiger Mann heiratet und gründet eine Familie. Dann muss er sich nicht mehr um den ganzen Kleinkram kümmern. Ein richtiger Mann hat nichts mit Haushalt am Hut. Das macht die Frau. Sie kann froh sein, so einen Kerl wie ihn abbekommen zu haben. Nach der Schwangerschaft hätte sie eh keiner mehr genommen. Schade, dass das Kind ein Mädchen ist. Im Grunde hätte er sich einen Sohn gewünscht, einen richtigen Stammhalter. Manches kann man sich halt nicht aussuchen. Frauen sind für die Drecksarbeit zuständig. Die Männer halten die Welt zusammen. Männer stehen an der Front und kämpfen, wie sein Vater. Frauen machen nur Probleme, wenn man sie mal geheiratet hat. Die sind viel zu weich und ängstlich für die Welt.
Der Wirt kündigt die letzte Runde an. Er trinkt sein Bier in großen Schlücken. Während er in seiner Hosentasche nach dem Geldbeutel fischt, fällt ihm der Autoschlüssel aus der Hand. Er bückt sich danach. Schwindelig ist ihm. Das war ein Scheißtag. Hunger hat er auch. Die Frau wird ihm zuhause etwas kochen. Das macht sie immer, wenn er sie nachts weckt. Wenn sie nur nicht wieder zu streiten beginnt. Sie kann einfach ihr dummes Maul nicht halten. Dabei weiß sie sehr genau, dass er abends oft gereizt ist. Dann bricht es aus ihm heraus. Er kann nichts dafür. Wenn sie sich weigert, muss er ihr zeigen, wo es langgeht. Schließlich ist sie zum Kochen da. Sie soll einfach still sein und kochen, wenn er nachts von der Kneipe heimkommt. Schließlich ist er ein richtiger Kerl. Ein echter Kerl braucht auch Sex. Aber seit der Heirat stellt sie sich immer so an. Dann muss er eben ein wenig fester anpacken. Sie soll sich nicht so anstellen und einfach ihr dummes Maul halten. Braucht ihr ja keinen Spaß machen. Sie soll nur ruhig daliegen, den Rest macht er schon alleine. Letzte Woche musste er ihr den Hals zudrücken, weil sie geschrieen hat. Erst drückte er ihr das Kissen aufs Gesicht aber das reichte nicht. Das Kind ist davon aufgewacht und stand in der Türe. Er hat die Türe zugeschlagen und abgesperrt. Er wollte sie nicht würgen. Sie ist selbst schuld. Hätte sie nicht fast die ganze Nachbarschaft zusammengeschrieen, hätte er ihr nicht den Hals zudrücken müssen. Am nächsten Morgen sagte er ihr, dass sie nichts erzählen soll. Er sagte, er würde sie lieben. Geht ja auch niemanden was an.
Die wissen nicht, wie das ist, mit so einer Frau und einem Kind. Ein hartes Leben ist das. Dabei wollte er mal nach Amerika, damals als er jung war. Er hatte Träume. Geld war keines da. Immerhin war er einmal in Chile. Verliebt hat er sich dort. Doch die Familie der Frau wollte ihn nicht. Geheiratet hat er sie aber trotzdem. Dann musste er weg. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Wahrscheinlich ist sie heute auch so eine dumme Gans wie seine Frau daheim. Die wartet jetzt sicher schon auf ihn. Morgen wird er nicht arbeiten gehen. Dann beginnt wieder diese blöde Fragerei. Er ist keinem Rechenschaft schuldig, denn er ist ein richtiger Kerl. Sie soll nur kochen und zusehen, dass das Kind ruhig ist.
Langsam erhebt er sich von seinem Stuhl und schwankt in Richtung der Türe. Draußen steht sein Auto. Er steigt ein und fährt in die Dunkelheit.
Jetzt sitzt er in der Kneipe im Dorf. Er ist mit dem Auto gekommen, obwohl er weiß, dass er das Lokal nicht nüchtern verlassen wird. Egal, das Auto ist alt und er hat noch immer heim gefunden. Vorgestern waren sie nicht da, als er heimkam. Da hatte er einen über den Durst getrunken. Er schaute im Schlaf- und im Kinderzimmer aber sie waren weg, obwohl es schon so spät war. Einen kurzen Moment bekam er es mit der Angst zu tun. Schließlich sind sie seine Familie. Er liebt seine Frau und das Kind. Nur reizen, reizen dürfen sie ihn nicht, denn dann wird er wütend. Am nächsten Tag waren sie wieder da. Seine Frau hat das Kind angezogen, während er sich noch einmal im Bett umdrehte und weiterschlief. Als er aufstand, war es schon Mittag. Auf der Arbeit rief er an, um sich krank zu melden. Dann schlief er weiter. Die Frau war ja da, die kümmert sich um alles. Am frühen Abend wachte er auf. Der Kopf tat weh und die Frau hat das Kind herumtoben lassen. Dabei weiß sie sehr genau, dass er das nicht verträgt. Nicht wenn er Kopfschmerzen hat. Da hat er sie angebrüllt, sie solle das Kind besser erziehen, sonst würde er das tun. Die Frau weiß, was das bedeutet. Nach einer Weile war es still.
Seine Frau ist nicht wirklich schön. Da gäbe es schon bessere aber sie tut wenigstens, was er sagt. Nur schlafen will sie nicht mit ihm. Sie ziert sich immer ein wenig und er muss dann eben ein wenig fester zupacken. Im Grunde gefällt ihr das, da ist er sich ganz sicher. So sind sie, die Frauen. Jammern ständig herum und sind zu nichts zu gebrauchen. Ist kein Wunder, dass er so oft wütend wird. Heiraten wollte er noch nicht. Er wollte nur ein wenig Spaß. Die Dreckschlampe hat ihn hereingelegt. Schwanger sei sie, heiraten müsse er sie. Damals mochte er sie mehr als jetzt. Ja, er war ein richtiger Mann. Ein richtiger Mann heiratet und gründet eine Familie. Dann muss er sich nicht mehr um den ganzen Kleinkram kümmern. Ein richtiger Mann hat nichts mit Haushalt am Hut. Das macht die Frau. Sie kann froh sein, so einen Kerl wie ihn abbekommen zu haben. Nach der Schwangerschaft hätte sie eh keiner mehr genommen. Schade, dass das Kind ein Mädchen ist. Im Grunde hätte er sich einen Sohn gewünscht, einen richtigen Stammhalter. Manches kann man sich halt nicht aussuchen. Frauen sind für die Drecksarbeit zuständig. Die Männer halten die Welt zusammen. Männer stehen an der Front und kämpfen, wie sein Vater. Frauen machen nur Probleme, wenn man sie mal geheiratet hat. Die sind viel zu weich und ängstlich für die Welt.
Der Wirt kündigt die letzte Runde an. Er trinkt sein Bier in großen Schlücken. Während er in seiner Hosentasche nach dem Geldbeutel fischt, fällt ihm der Autoschlüssel aus der Hand. Er bückt sich danach. Schwindelig ist ihm. Das war ein Scheißtag. Hunger hat er auch. Die Frau wird ihm zuhause etwas kochen. Das macht sie immer, wenn er sie nachts weckt. Wenn sie nur nicht wieder zu streiten beginnt. Sie kann einfach ihr dummes Maul nicht halten. Dabei weiß sie sehr genau, dass er abends oft gereizt ist. Dann bricht es aus ihm heraus. Er kann nichts dafür. Wenn sie sich weigert, muss er ihr zeigen, wo es langgeht. Schließlich ist sie zum Kochen da. Sie soll einfach still sein und kochen, wenn er nachts von der Kneipe heimkommt. Schließlich ist er ein richtiger Kerl. Ein echter Kerl braucht auch Sex. Aber seit der Heirat stellt sie sich immer so an. Dann muss er eben ein wenig fester anpacken. Sie soll sich nicht so anstellen und einfach ihr dummes Maul halten. Braucht ihr ja keinen Spaß machen. Sie soll nur ruhig daliegen, den Rest macht er schon alleine. Letzte Woche musste er ihr den Hals zudrücken, weil sie geschrieen hat. Erst drückte er ihr das Kissen aufs Gesicht aber das reichte nicht. Das Kind ist davon aufgewacht und stand in der Türe. Er hat die Türe zugeschlagen und abgesperrt. Er wollte sie nicht würgen. Sie ist selbst schuld. Hätte sie nicht fast die ganze Nachbarschaft zusammengeschrieen, hätte er ihr nicht den Hals zudrücken müssen. Am nächsten Morgen sagte er ihr, dass sie nichts erzählen soll. Er sagte, er würde sie lieben. Geht ja auch niemanden was an.
Die wissen nicht, wie das ist, mit so einer Frau und einem Kind. Ein hartes Leben ist das. Dabei wollte er mal nach Amerika, damals als er jung war. Er hatte Träume. Geld war keines da. Immerhin war er einmal in Chile. Verliebt hat er sich dort. Doch die Familie der Frau wollte ihn nicht. Geheiratet hat er sie aber trotzdem. Dann musste er weg. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Wahrscheinlich ist sie heute auch so eine dumme Gans wie seine Frau daheim. Die wartet jetzt sicher schon auf ihn. Morgen wird er nicht arbeiten gehen. Dann beginnt wieder diese blöde Fragerei. Er ist keinem Rechenschaft schuldig, denn er ist ein richtiger Kerl. Sie soll nur kochen und zusehen, dass das Kind ruhig ist.
Langsam erhebt er sich von seinem Stuhl und schwankt in Richtung der Türe. Draußen steht sein Auto. Er steigt ein und fährt in die Dunkelheit.
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